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Milliardenschweres Investment
Ford eröffnet Werk für E-Autos in Köln

Elektrisch in die Zukunft: So sieht das Modell des Ford-Explorer aus – mitten in der neuen Produktionshalle von Köln präsentiert.

Mit der Eröffnung eines knapp zwei Milliarden Euro teuren Elektroauto-Werks in Köln will der US-Konzern Ford verlorenes Terrain am europäischen PW-Markt wieder gutmachen. «Fords Elektrozukunft geschieht hier», sagte der Ford-Deutschlandchef Martin Sander am Montag in Köln beim neuen «Electric Vehicle Center», in dem pro Jahr bis zu 250'000 Stromer vom Band rollen sollen.

Für die Eröffnungsshow aus den USA angereist war der Urenkel des Firmengründers, William Clay Ford Junior, der vom «Beginn einer neuen Generation von sauberen Produktionsverfahren und Elektrofahrzeugen in Europa» schwärmte. Ford bleibe in Europa und investiere hier, betonte er.

«Bekenntnis zur deutschen Autoproduktion»

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz trat ebenfalls auf die Bühne und sagte über die Ford-Investition in der Domstadt: «Das ist ein unmissverständliches Bekenntnis zum Standort, zur Autoproduktion in Deutschland, zur E-Mobilität, zum Aufbruch.»

Die Firmenentscheidung sei «ein grosser Vertrauensbeweis gegenüber der gesamten Belegschaft von Ford in Köln». NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, das neue Elektrofahrzeug-Zentrum sei «ein entscheidender Schritt» hin zur Klimaneutralität in Nordrhein-Westfalen. Erleichtert zeigte sich auch Ford-Betriebsrat Benjamin Gruschka: «Wir dürfen die Zukunft einläuten, das gibt der Belegschaft Sicherheit.»

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (3. v. l.) ist erfreut über den Standort des neuen Werks und scherzt mit den Arbeitern.

Das Werk ist zwar bereits eröffnet, bis zum Start der Serienproduktion des «Ford Explorer», so der Modellname des ersten Ford-Stromers aus Europa, dauert es aber noch: Die soll erst am Jahresende erfolgen. Davor laufen noch Vorarbeiten mit Prototypen, um einen reibungslosen Betrieb der Massenproduktion zu gewährleisten.

Auf Aufholjagd

Ford ist unter Druck, der Autokonzern hat im europäischen Pkw-Geschäft an Boden verloren. Die Firma schwenkte erst spät auf den Elektrokurs ein. Unlängst gab das Management bekannt, Teile der Kölner Entwicklungsabteilung in die USA zu verlagern und Personal abzubauen.

Am Standort Köln, wo Ford seit 1930 präsent ist, sollen von aktuell rund 14'000 Beschäftigten 2300 Stellen wegfallen. Die Elektroinvestitionen sollen aber verdeutlichen, dass der Standort auch künftig in dem US-Konzern eine wichtige Rolle spielen soll.

Der Jobabbau betrifft die Entwicklungsabteilung und die Verwaltung. Um die Produktion geht es nicht – dieser Bereich ist mit der Eröffnung der E-Auto-Fabrik gestärkt worden. Das Kölner Werk soll wesentlich dazu beitragen, dass Ford sein Ziel erreichen kann, den Verkauf von Verbrennermotoren-Autos bis 2030 in Europa einzustellen und umzusatteln auf Elektro.

Viele sind über Fords Europa-Zukunft skeptisch

Trotz der Milliardeninvestition bewerten Expertinnen und Experten der Branche die Zukunft der Firma als Autobauer in Europa als schwierig. «Das Unternehmen ist als PW-Hersteller in Europa zu klein, um langfristig profitabel zu arbeiten und mit der Konkurrenz mithalten zu können», sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research. Der Ford-Marktanteil im europäischen PW-Geschäft sei von 2013 bis 2023 von 7,4 auf 3,7 Prozent gesunken.

Die neue Kölner Elektrofabrik sieht Dudenhöffer als pragmatische Lösung für Ford, aber nicht als grossen Befreiungsschlag. «Zwei Milliarden klingt nach viel, aber für so eine weitreichende Umstellung der Produktion ist das eine normale Investition.» Die Investitionen beziehen sich auf den Zeitraum 2021 bis Mitte 2024 – also bis zu dem Zeitpunkt, wenn nach dem Explorer planmässig ein zweites Elektromodell in Köln vom Band rollt.

Die neuer Industriehalle in Köln ist das weltweit erste CO2-neutral arbeitende Werk von Ford und damit ein Meilenstein für den amerikanischen Auto-Hersteller.

Am Kölner Ford-Standort liegen Vergangenheit und Zukunft nah beieinander. Denn während ein Teil des riesigen Werks bereit ist für das Stromer-Zeitalter, läuft in einem anderen Teil noch die Produktion des Kleinwagen-Klassikers Ford Fiesta. Noch. Denn für dieses Verbrenner-Motoren-Modell ist schon in wenigen Wochen Schluss – nach 47 Jahren und rund zehn Millionen verkauften Exemplaren zieht Ford den Stecker: Anfang Juli soll der letzte Ford Fiesta vom Band rollen.

SDA/fal