Weltcupfinal in LenzerheideDie Schweizer Männer bleiben am Ende trotz allem vor Österreich
Kein Schweizer Podest zum Abschluss, Manuel Feller gewinnt in Lenzerheide. Derweil will Daniel Yule die Freude am Skifahren wiederfinden.
![Ein irgendwie standesgemässer fünfter Rang zum Abschluss: Loïc Meillard überzeugt einmal mehr.](https://cdn.unitycms.io/images/FGZ7VT1aqSYBBz9LZIlDzh.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=FJ66GXY0Lr8)
Er kämpfte, versuchte alles, schnupperte am Podest. Es wäre der 28. Schweizer Top-3-Platz des Winters gewesen, im 35. Rennen. Aber Ramon Zenhäusern fiel aus, wenige Meter vor dem Ziel. Immerhin kann sich der Zwei-Meter-Hüne damit trösten, in der Slalom-Disziplinenwertung so gut klassiert zu sein wie nie zuvor: Zenhäusern ist die Nummer 3 im Stangenwald, hinter Marco Schwarz und Clement Noel.
Schwarz hätte auch das letzte Saisonrennen in der Lenzerheide für sich entscheiden können, ihm unterlief aber ähnlich wie Zenhäusern im Schlussteil ein zeitraubender Fehler. Er wurde Sechster – für ihn sprang mit Manuel Feller ein anderer Österreicher in die Bresche. Er siegte vor Clement Noel und Gesamt-Weltcup-Sieger Alexis Pinturault.
Bester Schweizer war Loïc Meillard als Fünfter, zwei Ränge vor Luca Aerni, der Aufsteiger dieses Slalom-Winters fuhr in der Reprise gar die schnellste Zeit. Auch Tanguy Nef überzeugte als Neunter. Dank der guten Teamleistung behielten die Schweizer auch im Nationencup der Männer die Oberhand, letztlich retteten sie 101 Punkte Vorsprung auf die in der zweiten Saisonhälfte erstarkten Österreicher. Es ist ein Prestigeerfolg, der die Swiss-Ski-Verantwortlichen nach der doch relativ ungünstig verlaufenen Finalwoche etwas entschädigen dürfte. Bei den Frauen stand der erste Schweizer Triumph seit 26 Jahren schon länger fest.
Yules missratener Winter
Bereits im ersten Durchgang ausgeschieden war Daniel Yule. Das Ende passte zum missratenen Winter ohne Podestplatz, aber mit vielen Enttäuschungen. Die Erwartungen beim Walliser waren riesig nach der überragenden letzten Winter mit drei Siegen, er konnte sie nicht ansatzweise erfüllen. «Es war von Anfang an ein Krampf», sagte Yule, «ich kam nie richtig in den Rhythmus, fand nie das Selbstvertrauen.» Einige Male habe er das Gefühl gehabt, das Ganze in den Griff zu kriegen, «aber dann kam sogleich die nächste Niederlage».
Die schlechten Resultate habe er nicht akzeptieren können. «Deshalb machte ich immer noch mehr und noch mehr – so wurde alles nur noch schlimmer.» Yule meinte, er brauche nun eine Auszeit, er werde nun Zeit mit seinen Freunden und auf dem Golfplatz verbringen. «Ich muss den Spass am Skisport wiederfinden.»
Marco Schwarz
Wir wissen also: Wir haben heute einen österreichischen Sieger, vielleicht gibt es sogar den Doppelsieg. Denn oben steht nur noch der beste Slalomfahrer der Saison, Marco Schwarz. Kegelt er Pinturault vom Podest?
Das sieht einfach gut aus bei Schwarz, er ist trotz des Flops an der WM immer noch in bestechender Form. Dann aber ein grosser Fehler! Das könnte es gewesen sein! Und tatsächlich: Schwarz fällt auf Rang 6 zurück, unglaublich. Feller gewinnt also vor den Franzosen Noël und Pinturault. Mit Aerni und Meillard liegen zwei Schweizer in den Top 7.
Clément Noël
Das heisst aber auch, das Feller auf dem Podest steht und mindestens 60 Punkte beisteuert. Es könnten noch mehr werden, Noël verliert oben eine halbe Sekunde auf Feller. Wird das gar der Sieg für den Österreicher? Könnte sein, Noël liegt am Ende ganze acht Hundertstel hinter Feller.
Adrian Pertl
Das wars dann wohl auch mit dem Duell zwischen Österreich und der Schweiz bei den Männern. Aber keine Angst, über beide Geschlechter gesehen ist die Schweiz nach wie vor in Führung. Und jetzt scheidet auch Pertl aus, wer weiss, vielleicht ist ja noch nicht alles verloren.
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Ramon Zenhäusern
So, jetzt aber. Ramon Zenhäusern, in den letzten drei Rennen stand er auf dem Podest. Am Anfang ein kleiner Rutscher, dann wird es noch einmal knapp. Optimal ist das nicht, er verliert Zeit auf Feller. Und dann scheidet er tatsächlich aus. Das gibt es doch nicht, im letzten Slalom des Winters der erste Ausfall nach einem kämpferischen Lauf.
Linus Strasser
Die schnellste Laufzeit gehört übrigens immer noch Aerni, der mittlerweile auf Rang 5 liegt. Nun ist Strasser unterwegs, der Sieger von Zagreb. Danach baute er etwas ab, auch heute kann er nicht mithalten. Er fällt auch hinter Aerni zurück, er ist zwischenzeitlicher Siebter.
Manuel Feller
Das ist natürlich nicht so gut, wenn man ans Duell zwischen der Schweiz und Österreich denkt. Das geht nämlich schon weiter, Manuel Feller ist unterwegs. Oft hiess es bei ihm: Entweder ist er richtig gut oder er fällt aus. Diese Saison ist er im Slalom meist einfach richtig gut, auch hier. Feller zeigt einen hervorragenden Lauf, elf Hundertstel bleiben auf seiner Seite.
Loïc Meillard
Wenn er kommt, nähert man sich meist so langsam der Entscheidung: Loïc Meillard ist in vielen Belangen der designierte Nachfolger von Alexis Pinturault, so konstant ist er, so vielseitig. Und heute wieder einmal richtig gut. Nur eine Hundertstel langsamer ist er als Vinatzer, Meillard auf Rang 3.
Alex Vinatzer
Ihm gehört die Zukunft, da sind sich ganz viele einig. Der grossgewachsene Italiener fuhr schon aufs Podest, wurde bei der WM starker Vierter. Hier verliert er zuerst etwas Zeit auf Pinturault, dann holt er noch etwas auf. Schliesslich sind es zwei Zehntel, was ihn schon etwas aufregt.
Alexis Pinturault
Wir bleiben bei den Franzosen, hier kommt der wohl beste Skifahrer der Welt, der Sieger der Gesamtwertung. Er baut seinen Vorsprung wie verrückt aus, zwischenzeitlich liegt er 1,8 Sekunden vor Aerni. Am Ende ist es dann noch etwas mehr als eine Sekunde. Top ist das dennoch, was für eine Saison, was für ein verdienter Gewinner der grossen Kugel.
Victor Muffat-Jeandet
Zuletzt in Kransjka Gora wurde er ja Zweiter. Der Franzose ist im Slalom so gut wie noch nie, hat dafür im Riesenslalom den Anschluss verloren. Er ist der erste, der bei der dritten Zwischenzeit noch vor Aerni liegt, aber der Schweizer war halt auch unten sehr stark. Vier Hundertstel verliert Muffat-Jeandet.
Michael Matt
Eine kurze Fahrt endet mit einem Sturz: Michael Matt unterläuft früh ein Fehler, dann fällt er hart. Der Österreicher kommt nicht ins Ziel, während zwei Schweizer weiterhin das Klassement anführen.
Filip Zubcic
Ein Riesenslalom-Gigant, der sich ein zweites Standbein aufbauen will. Zubcic, das Kraftpaket, schlängelt sich durch die Stangen und das gar nicht schlecht. Der Kroate hält oben mit aber auch für ihn gilt: Bei der dritten Zwischenzeit ist Endstation, die Fahrt von Aerni wird immer besser. Zubcic fährt auf Rang 5.
Henrik Kristoffersen
Es passiert in diesem Winter so oft. Man schaut einen zweiten Lauf und ist erstaunt, wie früh dieser Mann schon drankommt. Auch heute: Henrik Kristoffersen vermochte nicht zu glänzen im ersten Lauf. Dem Norweger läuft es einfach nicht mehr. Auch er kann mit Aerni nicht mithalten, weil der Berner im unteren Teil einfach zu gut fuhr.
Dave Ryding
Auch er ist ein alter Mann des Skisports, aufhören will der Brite aber wohl erst, wenn er einmal ein Rennen gewinnt. Bisher stand er dreimal auf dem Podest, einmal davon in dieser Saison. Ryding bietet Spektakel, wie meist, fällt aber hinter Aerni zurück, der schon zwei Plätze gewonnen hat.
Tanguy Nef
Die WM war für ihn ein Frust - weil er nicht mitfahren durfte, zu gut ist die Schweizer Slalom-Equipe momentan. Und der hilft er heute mit einer guten Fahrt, er setzt sich nämlich noch vor Hirschbühl und landet in der Lücke zwischen Aerni und dem Österreicher.
Luca Aerni
Vielleicht kann ihn ja bereits der nächste Fahrer fordern: Luca Aerni, der Mann, der in dieser Saison den Tritt endlich wiedergefunden hat. Was bei Aerni eigentlich immer gilt: Es sieht sehr schön aus, was er jeweils in den Schnee zaubert. Und im Jahr 2021 ist es auch noch schnell, er nimmt Hirschbühl wiederum 66 Hundertstel ab, das wird wohl einen Gump nach vorne geben.
Christian Hirschbühl
Er hat sich ja gerade noch so für dieses Rennen qualifiziert, weil er Albert Popov noch überholte. Und es geht ja hier auch noch um das Nationenduell zwischen der Schweiz und Österreich bei den Männern. Die Schweiz hat Vorsprung, Österreich die besseren Karten in diesem Rennen. Hirschbühl ist der Mann, der vorlegt, sieben Zehntel schneller ist er als Hadalin.
Alexander Choroschilow
Man vergisst es ab und zu: Der Russe hat mal einen Weltcup-Slalom gewonnen. In dieser Saison kam er aber nicht so richtig auf Touren. Nun ist er 37, an ein Ende wie Grange denkt er offenbar noch nicht. Auch er kommt ins Ziel, verliert allerdings sechs Zehntel auf Hadalin.
Stefan Hadalin
So, nun geht es ums Sportliche. Der Slowene Hadalin eröffnet den zweiten Lauf. Er ist übrigens neben Ramon Zenhäusern der einzige, der in dieser Saison alle Läufe ins Ziel brachte. Diese Serie reisst auch am letzten Tag in Lenzerheide nicht, Hadalin kommt ins Ziel.
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