Fussball-Träume in der ProvinzGlamour, Stars und Milliardäre: Como will den Calcio erobern
Nahe der Schweizer Grenze wird gross geträumt und noch grösser investiert. Der Verein hat die Spitze des italienischen Fussballs im Visier.
![Patrick Cutrone von Como 1907 jubelt während des Serie A-Spiels gegen US Lecce im Stadio G. Sinigaglia, Italien.](https://cdn.unitycms.io/images/9oTKnhUsq-w9kTNyD-W-5T.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=kbQ6I_vimZ4)
- Prominente besuchen Como, um Tourismus und Fussballverein bekannt zu machen.
- Cesc Fàbregas trainiert Stars wie Dele Alli und Sergi Roberto.
- Die indonesischen Besitzer träumen von einer grossen Zukunft für Como.
Eine Mischung aus Promis, Millionen und grossen Ambitionen: Mit Como 1907 sorgt ein Verein aus der Stadt am gleichnamigen See nicht nur auf dem Fussballplatz für Aufsehen, sondern auch abseits des Spielfelds.
Das Personal – Weltmeister auf und neben dem Platz
An der Spitze steht Trainer Cesc Fàbregas, ein Welt- und Europameister. Der 37-jährige Spanier beendete im Juni 2023 seine Spielerkarriere bei den Norditalienern, übernahm danach Juniorenteams und wurde im November desselben Jahres Cheftrainer.
Für die Mannschaft wurde im Januar 2025 das ehemalige englische Toptalent Dele Alli verpflichtet. Fàbregas kann zudem auf Sergi Roberto, einen langjährigen hoch dekorierten Spieler vom FC Barcelona, im Mittelfeld zählen. Einer der vier Torhüter ist der mittlerweile 42-jährige Spanier Pepe Reina – 2010 wurde auch er Weltmeister.
Ein echter Transfercoup gelang Como zu Saisonbeginn mit der Verpflichtung von Verteidiger Raphaël Varane, 2018 ebenfalls Weltmeister und viermaliger Champions-League-Siger mit Real Madrid. Der Franzose musste zwar nach nur einer Partie aufgrund einer schweren Knieverletzung seine Karriere beenden. Dem Verein bleibt er aber als Vorstandsmitglied erhalten, wo er sich vor allem der Nachwuchsarbeit widmet.
![Raphael Varane von Real Madrid und Cesc Fabregas vom FC Barcelona während des spanischen Königspokalspiels am 30. Januar 2013. Foto von Cid-Fuentes Cebolla.](https://cdn.unitycms.io/images/6MlycUANKVeA0fr3Oe3uDb.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=3lOzUz1h6Lk)
Como setzt auch auf jüngere Spieler aus dem Ausland. Mit dem 20-jährigen Nico Paz von Real Madrid haben die Lombarden im Sommer einen Spieler gekauft, der bei den Madrilenen ohne Perspektive war, jetzt aber aufblüht: Der Mittelfeldspieler kommt in dieser Saison auf neun Skorerpunkte in 20 Einsätzen. Mit Maxence Caqueret kam im Winter ein 24-jähriger Franzose aus Lyon. Die Karriere des Mittelfeldspielers geriet in der Hinrunde ein wenig ins Stocken, in den Jahren zuvor war er stets Stammspieler in der Ligue 1. Como liess sich seine Dienste 15 Millionen Euro kosten – er ist der Rekordtransfer des Vereins.
Das Stadion – zwischen Ruderclub und Landebahn
Vielen Fussballromantikern dürfte beim Anblick des Stadio Giuseppe Sinigaglia das Herz aufgehen. Das Stadion liegt direkt am Comersee und ist das pure Gegenteil eines modernen Neubaus. Umringt ist es von einem Schwimmbad und einem Jacht- sowie einem Ruderclub. Zudem endet die Landebahn des Wasserflughafens direkt hinter der Kurve der Como-Fans. Vom Stadion aus bietet sich ein Blick auf die Alpen, was das pittoreske Bild vollendet.
![Luftaufnahme des Stadio G. Sinigaglia in Como, Italien, am Rande eines Sees mit umliegender Stadtlandschaft.](https://cdn.unitycms.io/images/CLrEHsVzalKAOx6Dmr-foV.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=tAgx-XVxhdQ)
Das 1927 erbaute Sinigaglia, das im Besitz der Stadt Como ist, musste nach dem Aufstieg im Sommer renoviert werden. Die Anzahl der Plätze wurde von 7498 auf 13’602 erhöht. Somit spielt Como von der Kapazität her im zweitkleinsten Stadion der Serie A – bald sind weitere Ausbauten geplant.
Das Publikum – Oscar-Preisträger jubelt mit
Bei Como sind nicht nur prominente Spieler im Kader, sondern auch Weltstars auf der Tribüne. Beim Heimspiel gegen die AS Roma im Dezember 2024 konnte man Hollywood-Grössen wie Keira Knightley, Michael Fassbender und Oscar-Preisträger Adrien Brody beobachten. Das Trio jubelte beim 2:0-Sieg der Lombarden frenetisch mit. Seit dem Aufstieg im Sommer 2024 wurden zahlreiche Prominente auf der Tribüne gesichtet, darunter die Schauspieler Hugh Grant und Andrew Garfield.
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Dass die Stars nicht hauptsächlich wegen des Fussballs von Como ins Stadion kommen, bestätigte auch Mirwan Suwarso, ehemaliger Marketingverantwortlicher und heutiger Geschäftsführer, gegenüber der «Gazzetta dello Sport». Como lädt Prominente zu All-inclusive-Wochenenden ein, die mit einem Stadionbesuch verbunden sind. Dies soll nicht nur die Aufmerksamkeit für den Verein steigern, sondern auch den Tourismus in der Stadt. Auf die Frage nach seinem Lieblingsspieler antwortete Suwarso: «Der Comersee. Er wird dich nie verlassen, er ist immer da, und du kannst ein Geschäft darum aufbauen.»
Besitzer – schwerreiche Brüder
Dass Como grösser träumt, hängt mit den Brüdern Michael und Robert Hartono zusammen. 2019 wurde der Verein von der Unterhaltungsagentur Sent Entertainment Limited übernommen, hinter der die beiden Indonesier stehen. Die Gebrüder Hartono wurden durch den Verkauf von Tabakwaren reich – ihr gemeinsames Vermögen wird vom Wirtschaftsmagazin «Forbes» auf über 50 Milliarden US-Dollar geschätzt. Nach der Übernahme tilgten die Hartonos die Schulden des damaligen Viertligisten und führten ihn zurück in die Serie A, wo sie zu den reichsten Inhabern der Liga gehören.
Neben dem finanziellen Gewinn bringt das auch wertvolle Kontakte. Seit dieser Saison ist Uber Hauptsponsor von Como – das erste Engagement des US-Unternehmens im italienischen Sport. Im Januar 2025 ging der Verein eine Partnerschaft mit Ajax Amsterdam ein, um «sein globales Netzwerk zu stärken». 2022 stieg die französische Fussball-Legende Thierry Henry als Anteilseigner in den Verein ein. Auf die Frage, warum er sich für Como entschieden habe, antwortete er bereits ganz comoesk: «Die Welt spricht immer über den See oder die Schönheit des Landes – das ist richtig. Jetzt ist es jedoch wichtig, auch über den Fussball in Como zu sprechen, denn es ist an der Zeit, dass der Verein weiter wächst.»
![Nico Paz von Como feiert seinen Treffer zum 1:0-Führungstor gegen Atalanta in der Serie A im Stadio Giuseppe Sinigaglia, Como, Italien.](https://cdn.unitycms.io/images/3saDQDPzqUhABqRt81moK6.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=LfMVfdhwwGM)
Vermarktung – lokal und doch international
Bereits der US-amerikanische Automobilpionier Henry Ford sagte: «Ein Geschäft, das nur Geld einbringt, ist ein schlechtes Geschäft.» So ist auch Como ausgerichtet. Jedes Neugeborene in den Comer Stadtspitälern erhält sogleich einen Babybody vom Verein. Zusammen mit 14 lokalen Bars hat Como die Abmachung, dass nach einem Sieg eine Getränkerunde vom Verein spendiert wird. So möchte Como die lokale Bevölkerung (noch mehr) für sich gewinnen.
Dass es durchaus Potenzial zur Entfremdung gibt, zeigt allerdings ein Blick auf das Instagram-Profil. Malerische und schön gestaltete Bilder wirken ansprechend, doch die Hauptsprache in den sozialen Medien ist auch bei Como Englisch. Das ist im internationalen Fussball kein Novum mehr – sorgt aber auch nicht für einen Schub an Identifikation. Ebenso wie die Meetings der Clubverantwortlichen mit Funktionären von saudischen Vereinen. Dass kein einziger Stammspieler aus der eigenen Jugend kommt, kommt hinzu. Immerhin steht mit Patrick Cutrone ein in Como geborener Stürmer – der bei der AC Milan ausgebildet wurde – regelmässig auf dem Platz.
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Ansonsten scheint das Projekt in Como auf keinen grossen Widerstand zu stossen. In der Serie A liegt Como auf Rang 15, zwei Punkte vor der Abstiegszone. Mit Juventus kommt Italiens Rekordmeister am Freitagabend nach Como – die Unterschiede könnten nicht grösser sein: 36 Meistertitel treffen auf keinen einzigen Vereinstitel. In Como aber ist man bereit, dies zu ändern – koste es, was es wolle.
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