Reaktion nach «Titan»-DramaFamilie von Abenteurer erhebt Vorwürfe gegen U-Boot-Betreiber
Hätte Ocean Gate Expeditions früher Alarm schlagen müssen? Die Cousine eines der Passagiere kritisiert das Unternehmen nun dafür.

Während den Angehörigen von allen Seiten Beileid ausgesprochen wird, hat die Familie des britischen Abenteurers Hamish Harding dem Betreiber des Tauchboots schwere Vorwürfe gemacht.
Das Unternehmen Ocean Gate Expeditions habe die Küstenwache viel zu spät alarmiert, sagte Hardings Cousine Kathleen Cosnett der Zeitung «Telegraph» am Donnerstag. «Es ist sehr beängstigend. Es hat so lange gedauert, um die Rettungsmission zu starten, es war viel zu lange», sagte die 69-Jährige. «Ich glaubte, dass drei Stunden das absolute Minimum seien.»
Die US-Küstenwache war erst am Sonntagnachmittag (Ortszeit) alarmiert worden, dass das U-Boot Titan mit den fünf Männern an Bord im Atlantik vermisst wurde – acht Stunden, nachdem der Kontakt zum Mutterschiff abgebrochen war.
Breaking News? Ausgewählte Leseempfehlungen? Downloaden Sie hier unsere News-App und bleiben Sie mit den Push-Nachrichten stets auf dem Laufenden.
Hardings Patensohn Robert Evans sagte, die Familie sei am späten Sonntagabend informiert worden. Daraufhin habe die Familie sofort versucht, Hilfe zu mobilisieren, und unter anderem auch das britische Aussenministerium sofort benachrichtigt.
«Für mich ist Hamish ein unglaublicher Mann», sagte Evans. Der Geschäftsmann habe ihn schon als Kind auf Abenteuer mitgenommen, zum Skifahren oder Tauchen und zu entfernten Zielen wie der Inka-Stadt Machu Picchu in Peru. Harding hält mehrere «Guinness»-Weltrekorde. «Er ist wie ein Vater für mich. Ein zweiter Vater sozusagen», sagte Evans.
Der Sohn wollte gar nicht mit auf die Expedition

Auch die Familie des pakistanischen Geschäftsmanns Shahzada Dawood und dessen Sohn Suleman drückte ihre Trauer über ihren Verlust aus. «Mit tiefer Trauer geben wir den Tod von Shahzada und Suleman Dawood bekannt», heisst es in einer Erklärung der Dawood Foundation. Auch den Familien der anderen Passagiere des Titan-Tauchboots sprachen sie ihr Beileid aus, wie es auf einer von Shahzadas Eltern unterzeichneten Mitteilung heisst.

Wie der «Telegraph» berichtet, habe der 19-jährige Suleman Dawood Angst vor der Expedition gehabt. Weil am Sonntag aber Vatertag war, wollte er seinem Vater, der eine Leidenschaft für die Titanic hatte, unbedingt eine Freude machen, beruft sich die Zeitung auf Aussagen der Tante.

Im Tauchboot sass zudem der französische «Titanic»-Experte Paul-Henri Nargeolet. Gegenüber CBS News sagte Nargeolets Stiefsohn: «Sein zweites Zuhause war das Meer, dort fühlte er sich so wohl», sagte John Paschall. Er habe das Gefühl, dass sein Stiefvater die Gefahr gekannt und das Risiko akzeptiert habe.
«Ich denke, es bedeutet sehr viel, dass er seine letzten Momente in der Nähe einer Umgebung verbracht hat, die ihm so viel bedeutete», fügte er hinzu. Paschalls Mutter, eine ehemalige CBS-Nachrichtensprecherin, starb bereits 2017.
Mit Larry Daley trauert auch ein Freund von Nargeolet, das letzte Mal trafen sie sich vor zwei Wochen. «Es ist herzzerreissend, diese Nachrichten zu hören. Bis vor ein paar Stunden war ich noch hoffnungsvoll», sagte er gegenüber BBC News. Dass Nargeolet sein Leben an einem Ort verlor, den er so liebte, sei in gewisser Weise symbolisch.
Daley, der auch ein begeisterter Titanic-Entdecker ist, sagte, er versuche immer noch, den Verlust der fünf Mitglieder an Bord des Tauchboots zu verarbeiten. Und es werde einige Zeit dauern, diese Tragödie mit seiner Leidenschaft für Entdeckungen in Einklang zu bringen. «Wir müssen immer weiter erforschen – das ist die menschliche Natur.»

red/nag
Fehler gefunden?Jetzt melden.