Unglück bei Titanic-TauchgangTitan-Drama endet mit Fund von Trümmern – Abenteurer ohne Chance
Das vermisste Tauchboot ist auf dem Weg zur Titanic verunglückt: Die US-Küstenwache und die Betreiberfirma haben über den Verlust der fünf Menschen an Bord informiert.
Nach der fieberhaften Suche nach einem vermissten Mini-U-Boot mit fünf Menschen an Bord im Nordatlantik herrscht traurige Gewissheit: Die US-Küstenwache bestätigte am Donnerstag den Fund von Trümmerteilen des Tauchboots nahe dem Wrack der Titanic und sprach von einem «katastrophalen Druckverlust». Man habe die Familien informiert. Zuvor hatte die Betreiberfirma Oceangate Expeditions erklärt, sie gehe vom Tod der fünf Menschen an Bord der Titan aus.
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Die Titan war am Sonntagmorgen um 6 Uhr (Ortszeit) etwa 700 Kilometer südlich von Neufundland für eine Expedition zum 1912 gesunkenen Luxusdampfer Titanic abgetaucht. Die Kommunikation zwischen dem Boot und dem Begleitschiff riss ab, die Titan tauchte nicht wieder auf und wurde noch am selben Tag als vermisst gemeldet.
Daraufhin habe die US-Marine ihr akustisches Unterwassersystem analysiert und eine «Anomalie» festgestellt, die auf eine «Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung» schliessen lasse, in der die Titan unterwegs gewesen sei, als der Kontakt abbrach, teilte ein hoher Navy-Offizier der Nachrichtenagentur AP mit. Die Daten habe die Marine nicht als konkret genug eingestuft, sie jedoch der Küstenwache gemeldet, die die Suche fortgesetzt habe.
Der Hinweis der US-Marine wurde erst am späten Donnerstagabend publik, nachdem ein Unterwasserroboter das Trümmerfeld am Meeresboden entdeckte und die Besatzung für tot erklärt wurde.
Gemäss dem Tauchexperten David Mearns handelt es sich bei den Trümmerteilen um einen Landungsrahmen und die hintere Abdeckung des Tauchbootes, wie die «BBC» berichtet.
Insassen starben «schmerzlosen Tod»
Somit ist davon auszugehen, dass das Tauchboot aufgrund des hohen Wasserdruckes nahe der Titanic implodierte und auseinandergebrochen ist. Die Insassen haben Experten zufolge davon aber nichts mehr mitbekommen. Der Druck auf das Tauchboot sei in so grosser Tiefe massiv gewesen – die Implosion sei im Bruchteil einer Millisekunde passiert, zitierte der Sender CNN am Freitag Ex-Marineoffizierin Aileen Marty, eine Professorin für Katastrophenmedizin. Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. «Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab», betonte Marty.
Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Aussendruck grösser ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in grosser Tiefe eine solche Katastrophe auslösen.
Die Insassen der Titan seien auf eine Art und Weise gestorben, bei der sie nicht einmal gewusst hätten, dass sie sterben würden, erklärte Marty. «Letztlich ist dies mit Blick auf die vielen Möglichkeiten, auf die wir sterben können, schmerzlos.»
Schiffe und Personal werden abgezogen – Operation auf Meeresboden geht weiter
An Bord der Titan befand sich auch der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als «Monsieur Titanic» bekannte Franzose gilt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. Weitere Insassen waren der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste war der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte. (Lesen Sie hier mehr zu den Insassen des U-Bootes)
Nach dem Tod der fünf Abenteurern im Tauchboot Titan will die US-Küstenwache nun ihre Suche zurückfahren. «Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen», sagte Sprecher John Mauger am Donnerstag in Boston. Die Operationen auf dem Meeresboden werde jedoch bis auf weiteres fortgesetzt.
Zweifel an Sicherheit der Titan
Die Titan, die nahe dem Wrack der Titanic im Atlantik vermisst wurde, wurde speziell für Touristen gebaut. Wirklich bequem sei es aber nicht gewesen. Raum für Bewegung lassen die Masse nicht zu, wie die BBC am Dienstag berichtete.
Das gewölbte Bullauge an der Vorderseite soll den Blick auf die Titanic ermöglichen. Vom «grössten Aussichtspunkt aller bemannten Tiefsee-Tauchboote» schwärmte das Unternehmen. Starke Scheinwerfer an der Aussenseite konnten das pechschwarze Wasser in rund 3800 Metern Tiefe durchbrechen und das Wrack beleuchten. In der Tiefe des Atlantiks kann es sehr kalt werden. Deshalb waren die Wände beheizt.
Einmal von der Startplattform gelöst, erreichte das Tauchboot mithilfe von vier elektrischen Triebwerken eine Geschwindigkeit von bis zu 5,56 Stundenkilometern. Um dem enormen Wasserdruck in der Tiefe standzuhalten, verfügte das etwa 10,4 Tonnen schwere Boot über einen 5 Zoll dicken Rumpf aus Kohlefaser, der dem Luft- und Raumfahrtstandard entsprach und mit zwei gewölbten Endkappen aus Titan verstärkt war.
An der Sicherheit der «Titan» waren zuletzt jedoch zunehmend Zweifel aufgekommen. Dafür sorgten auch Aussagen von Oceangate-Chef Rush in einem Podcast des CBS-Reporters David Pogue, der 2022 mit der Titan mitgefahren war. «Wissen Sie, irgendwann ist Sicherheit reine Verschwendung», sagte Rush da. «Ich meine, wenn Sie auf Nummer sichergehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf. Steigen Sie nicht in Ihr Auto. Tun Sie gar nichts.» Die BBC berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests unentdeckt bleiben, hiess es.
Die Titanic war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1500 der 2200 Menschen an Bord starben. Die in zwei grosse Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.
SDA/AFP/red/sz.de
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