Facebook und InstagramSo machen Sie sich immun gegen die Verlockungen der Werbung
Dank der EU können User bei den Meta-Apps einstellen, wie stark die Werbung auf persönliche Vorlieben abgestimmt sein soll. Das klingt benutzerfreundlich – ist es aber nur bedingt.
- Meta bietet neu die Option an, auf Facebook und Instagram weniger personalisierte Werbung anzuzeigen.
- Dadurch seien die Anzeigen weniger interessant, argumentiert Meta. Für die Nutzerinnen und Nutzer verbessert sich aber der Datenschutz.
- Der Datenschutzaktivist Max Schrems kritisiert, Meta halte die EU-Gesetze auch mit dieser neuen Möglichkeit nicht ein.
- Trotzdem kann es aus mehreren Gründen sinnvoll sein, die voll personalisierte Werbung abzuschalten.
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein grosser Schritt hin zu einem besseren Schutz der Privatsphäre: Facebook und Instagram bieten eine neue Option zur Werbung an. Wenn man sie einschaltet, erscheinen Anzeigen, die nicht so stark personalisiert sind. Das Datenprofil von uns Nutzerinnen und Nutzern rückt bei der Ausspielung der Werbung in den Hintergrund – und Meta warnt denn auch in der Ankündigung, dass Leute Anzeigen sehen werden, «die sie nicht so interessant finden».
Facebook und Instagram weisen durch Pop-ups auf die neue Option hin. Ansonsten ist sie nur schwer zu finden: Bei Instagram und Facebook ist es etwas unterschiedlich, und es hängt auch davon ab, ob Sie die App oder die Website verwenden. Grob geht es so, dass Sie auf Ihr Profilbild klicken oder tippen, die Einstellungen und dann die Kontenübersicht aufrufen, zu «Werbepräferenzen» und zu «Einstellungen für Werbung» wechseln und hier die neue Option «Weniger stark personalisierte Werbung» anwählen.
Eine Frage liegt auf der Hand: Was heisst «weniger stark personalisiert»? Es bedeutet offensichtlich nicht, dass Meta überhaupt keine persönlichen Informationen an die werbetreibenden Unternehmen weitergibt. Meta spricht davon, die zur Verfügung gestellten Daten «drastisch zu reduzieren» – doch spezifischer wird es leider nicht.
Ist das tatsächlich besser für den Datenschutz?
Falls Sie sich für die weniger personalisierte Werbung entscheiden, bekommen Sie es mit den sogenannten Werbepausen zu tun. Das ist ein, Zitat Meta, «neues Werbeerlebnis», das aus nicht überspringbaren Anzeigen besteht. Bei Facebook und Instagram gibt es dann Unterbrecherwerbung, wie man sie vom Privatfernsehen, von Youtube und von vielen Game-Apps her kennt. Die Absicht ist klar: Nutzerinnen so sehr zu piesacken, dass sie reumütig zur alten Werbeform zurückkehren – oder sie zum Abschluss eines Abos zu bewegen, das für 7 Franken pro Monat die Werbung beseitigt.
Kein Wunder, dass es Kritik hagelt. Der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems, der sich mehrfach erfolgreich mit Meta angelegt hat, wählt deutliche Worte: «Ich stimme zu, dass ‹weniger personalisiert› auch ‹weniger illegal› ist – aber das bedeutet nicht, dass Meta jetzt ‹legal› handelt. Das ist so, als wäre man stolz darauf, ‹weniger Drogen› zu verkaufen.»
Schrems bezieht sich auf die Gesetzgebung der EU. Die Datenschutz-Grundverordnung verlangt seit 2018 eine Einwilligung der Nutzerinnen und Nutzer zur Verarbeitung der personenbezogenen Daten. Meta habe diese bis 2023 einfach ignoriert, konstatiert der Datenschutzaktivist. Und er prüft eine Klage gegen diesen neuen Ansatz.
Was die Schweiz angeht: Wir gehören zwar nicht zur EU, doch Meta hat uns schon bei früheren Gelegenheiten mit der Europäischen Union in einen Topf geworfen, darum erhalten auch wir die neue Auswahlmöglichkeit.
Langweilige Werbung ist nicht unbedingt ein Nachteil
Lohnt es sich, die Werbepausen in Kauf zu nehmen? Oder ist die neue Option sinnlos, weil Meta bereits all unsere Daten besitzt? Das ist eine persönliche Entscheidung. Die Weitergabe privater Informationen wird mit der neuen Option zwar nicht gänzlich unterbunden. Trotzdem ist es eine Verbesserung – gerade für Leute mit Datenschutzbedenken, die sich bislang nicht zur Löschung ihrer Accounts bei Meta durchringen konnten.
Ist weniger interessante Werbung negativ? Personalisierte Anzeigen sind im Vergleich wirksamer. Das wird durch Studien belegt, und es erklärt auch die Vehemenz, mit der Facebook sie verteidigt. In meinem Bekanntenkreis gibt es mehrere Leute, die anfällig auf die zielgerichtete Werbung sind. Gerade Instagram verursacht Spontankäufe und gelegentlich Reue über die mangelnde Impulskontrolle. Ihnen empfehle ich, ihre Werbepräferenzen abzuändern.
Persönlich nutze ich die Werbepausen als Mittel zur Selbstdisziplinierung. Die Unterbrechung beim Scrollen durch Facebook und Instagram erinnert mich daran, dass ich wieder dabei bin, Mark Zuckerberg und seinen Algorithmen auf den Leim zu gehen. Ich nehme sie zum Anlass, die App sofort zu schliessen und für den Rest des Tages nicht mehr mit meiner Aufmerksamkeit zu beehren.
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