Absurde Bussen im SportSie pupsen zu laut, haben Krämpfe, küssen ihre Frau – und werden dafür bestraft
Der Sport braucht Regeln. Doch nicht alle ergeben Sinn. Eine Auswahl besonders skurriler Fälle und was die Gebüssten bezahlen mussten.

Ein Magenkrampf kostet 10’000 Euro
Er bekommt eine Busse von 20’000 Euro – und ist damit noch gut bedient. Carlos Sainz kommt am letzten Sonntag zu spät, als vor dem Formel-1-Grand-Prix die japanische Hymne abgespielt wird. Damit verstösst der Spanier, der auf diese Saison hin von Ferrari zu Williams wechselte, gegen den Artikel 19.4.b im Sportlichen Reglement. Dort steht, dass die Fahrer bei der Zeremonie teilnehmen müssen. Wer nicht erscheint, wird mit 60’000 Euro gebüsst. Weil Sainz nun mithilfe eines Arztes nachweisen konnte, dass er zu besagtem Zeitpunkt unter Magenkrämpfen litt und ein Medikament erhielt, wurde das Strafmass gemildert. 10’000 Euro sind sofort fällig, die weiteren 10’000 Euro sind für die nächsten zwölf Monate zur Bewährung ausgesetzt. In der Urteilsbegründung des Weltverbands FIA steht, der Respekt vor der Nationalhymne des Gastgeberlandes habe höchste Priorität, Fahrer müssten «alle Eventualitäten berücksichtigen», um rechtzeitig zugegen zu sein. Zu Sainz’ Pflicht gehört also auch, seinen Magen unter Kontrolle zu haben. (rha)
Der 250-Dollar-Furz

Seine Zündschnur ist kurz, die Liste an Vergehen dafür umso länger. Tommy Bolt gilt bis heute als der wohl jähzornigste Golfer der Geschichte. In den 50er-Jahren schmeisst der Amerikaner Schläger über den Platz, wie er Puts versenkt; er gewinnt zwar das US Open, bleibt aber als der Ungehobelte mit dem Spitznamen «Tommy Terror» in Erinnerung. Strafen kassiert er immer wieder, jene 1959 beim Turnier in Memphis ist besonders skurril: Weil er während einer Runde laut furzt, bekommt er 250 Dollar Busse aufgebrummt. (phr)
Die rebellischen Schweizer
Dass der Regelverstoss unabsichtlich passiert, können Nino Schurter und Lars Forster nicht behaupten. Am vergangenen Wochenende stürmen sie das Mountainbike-Podest in Brasilien – ganz zur Freude der Fans und der drei Konkurrenten, die bereits darauf stehen. Die Aktion kostet Schurter und Forster je 800 Franken. Das Bussgeld teilen sich allerdings alle Fahrer, wie Forster schreibt.
Es ist ein Protest gegen eine umstrittene Regeländerung. Rechteinhaber Warner Brothers hat in Absprache mit dem Weltverband auf diese Saison hin die Viert- und Fünftplatzierten vom Podium verbannt. Dass die ersten fünf nach dem Rennen aufs Podest steigen, war über 30 Jahre lang eine Eigenheit des Mountainbikesports. Die Fahrerinnen und Fahrer proben gegen die Neuerung den Aufstand. (gvb)
Teurer Unterhosen-Jubel

«Lord» wird er oft genannt, der Däne mit dem Hang zur Extravaganz. Nicklas Bendtner fällt in den 2010er-Jahren auf den europäischen Fussballplätzen auf. Allerdings nicht immer wegen seines fussballerischen Könnens. An der EM 2012 bejubelt er sein Tor, indem er sein Trikot hochzieht. Dabei entblösst er nicht nur seinen Bauch, sondern zeigt allen seine grünen Unterhosen. Und auf diesen steht in grossen Buchstaben der Name eines Wettanbieters. «Plumpe Werbung», heisst es beim europäischen Verband Uefa. Dort sieht man es gar nicht gern, wenn an Turnieren ohne Uefa-Zustimmung geworben wird. Ein Spiel wird Bendtner für seinen Jubel gesperrt und zu einer Busse von 100’000 Euros verdonnert. «Ich wusste nicht, dass ich gegen Regeln verstosse», kommentiert er. «Aber jetzt weiss ich es.» (abb)
Ski-Österreich sieht Rot

Eine rote Linie im Zielraum von Val-d’Isère löst im Dezember 1997 einen kleinen Ski-Krieg zwischen der Schweiz und Österreich aus. Hermann Maier kommt im Riesenslalom als Erster ins Ziel – wird dann aber disqualifiziert. Wegen eines lächerlichen Vergehens. Der Salzburger hat die Ski zu früh abgeschnallt, vor der zweiten roten Markierung. Diese hat der Weltverband FIS auf Druck der TV-Anstalten eingeführt. Damit sollte der Marotte der Athleten, die Ski so rasch wie möglich werbewirksam in die Kameras zu halten, entgegenwirkt werden. Die Jury bemerkt den Fauxpas nicht, es ist Paul Accola, der seine Trainer darauf aufmerksam macht. Die Schweizer legen Protest ein, Michael von Grünigen rückt als Sieger nach und sagt, ihm sei das Ganze unangenehm. Und Maier meint: «Man kann mich nur mit so etwas stoppen.» (phr)
Zu wenig angestrengt? Das toleriert Wimbledon nicht!
Der Australier Bernard Tomic, eigentlich ein hochbegabter Tennisspieler, machte immer wieder mit seinen Eskapaden auf sich aufmerksam. Und er hält einen wenig schmeichelhaften Rekord: In Wimbledon wurde er 2019 mit 45’000 britischen Pfund (damals rund 60’000 Franken) gebüsst, weil er sich in seinem Erstrundenspiel zu wenig angestrengt hatte. Tomic verlor gegen Jo-Wilfried Tsonga in 58 Minuten 2:6, 1:6, 4:6. Er habe «nicht die erforderlichen professionellen Standards» erfüllt, befand das Turnier. Tomic sagte, er habe einfach einen schlechten Tag gehabt, und legte beim Grand-Slam-Komitee Berufung ein – doch diese wurde abgewiesen.
Sogar Roger Federer war einmal gebüsst worden (mit 100 Dollar), weil er gegen die Best-Effort-Regel verstossen hatte: als 17-Jähriger an einem Satellite-Turnier in Küblis. (sg.)

Der unpünktliche Schweizer
Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige. Und eine Schweizer Eigenschaft. Eigentlich. Doch Gregor Kobel nimmt es im April letzten Jahres damit nicht so genau. Und das kostet seinen Verein Borussia Dortmund gleich 20’000 Euro. Das Vergehen: Captain Kobel kommt bei der Partie in Leipzig knapp eine Minute zu spät zur Wahl der Spielseite. Leipzig-Captain Willi Orban und das Schiedsrichtergespann um Deniz Aytekin müssen auf den Schweizer warten, weil dieser sich mit seinen Teamkollegen noch in einem Spielerkreis einschwört. Der BVB hat dies zuvor nicht im Spieltagsprotokoll der Liga angemeldet. Darum wird der Club gebüsst. Zu allem Übel verliert Dortmund das Spiel auch noch 1:4. (gvb)
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Disqualifiziert wegen einer Jeans

Er ist einer der Grössten der Geschichte seines Sports: Magnus Carlsen dominiert die Schachwelt seit vielen Jahren. An der Schnellschach-WM 2024 leistete er sich aber einen modischen Fauxpas, der schwerwiegende Folgen hatte: Der Norweger setzte sich in Jeans ans Brett. Ein absolutes No-go, wie der Schachverband fand. Carlsen erklärte, er sei direkt von einer Sitzung gekommen, habe ein Jackett angezogen und sogar die Schuhe gewechselt, «aber an die Jeans hab ich nicht gedacht». Carlsen wurde mit 200 Franken gebüsst. Und ihm wurde ein Ultimatum gestellt: Entweder er wechselt die Hose, oder er darf nicht weiterspielen. Das ging Carlsen zu weit. «Ich bin zu alt, um mich um solche Sachen zu kümmern», liess der 34-Jährige verlauten und wurde disqualifiziert. Die «verbotene Hose» versteigerte er später bei Ebay – und spendete die 32’000 Franken einem guten Zweck. (abb)
Der 200-Franken-Kuss
Das Regelbuch des Radsportverbands UCI ist dick. Sogar die Länge der Socken ist festgeschrieben. Und wer sich nicht daran hält, wird gebüsst. Das merkte auch der Franzose Julien Bernard. Zwar trug er beim ersten Zeitfahren der letztjährigen Tour de France die richtigen Socken, er leistete sich aber ein anderes Vergehen: Mitten im Rennen hielt er an und gab seiner Frau und seinem Kind einen Kuss. Die beiden standen mit vielen Freunden von Bernard am Strassenrand und jubelten dem 32-Jährigen zu. Die UCI fand das weder lustig noch süss – und büsste Bernard wegen «unangemessenen Verhaltens während des Rennens und Schädigung des Image des Sports» mit 200 Franken. Bernard nahm es gelassen und sagte: «Ich würde die 200 Franken jederzeit wieder zahlen. Es war ein traumhafter Moment. Ich habe es genossen.» (abb)
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Für seinen Jubel büsst Lars Eller mit Schlägen
Eine Busse der anderen Art kassierte Lars Eller. Washingtons Stürmer büsst für seinen Torjubel mit einem blutüberströmten Kopf. Im Eishockey und gerade in der NHL gibt es viele ungeschriebene Gesetze. Selbst beim Zelebrieren kann man alles falsch machen. Der Russe Nail Jakupow sorgte einst mit einem Knierutscher über das halbe Feld für Debatten am nationalen TV. Beinahe eine Massenschlägerei löste sein Landsmann Artjom Anissimow aus, als er den Kalaschnikow-Jubel auspackte und mit seinem Stock auf Gegner Vincent Lecavalier «schoss».
Ellers Geste? Vergleichsweise harmlos, aber dennoch zu viel für Bostons Brad Marchand. Den Lasso-Jubel im «Gangnam Style» hätte Marchand vielleicht noch toleriert. Dass der Däne ihn dann aber nach dem 7:0 und vor der Bank Bostons vorführt, ist für den Kanadier zu viel. Also packt er Eller kurz danach und mitten im Spielgeschehen von hinten und schlägt selbst dann noch zu, als dieser am Boden liegt. Dass er damit selbst gegen alle Codes und Verhaltensregeln verstösst, kümmert Marchand nicht. (kk)
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