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Skurrile Auswüchse im Sport
Dermassen gaga und gut, dass es verboten wurde

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Liegend schneller als strampelnd

Plötzlich klickt er sich aus den Pedalen seines Velos, streckt seine Beine nach hinten, hoppelt mit dem Gesäss auf den Sattel – und fliegt. Auf seinem Rennrad liegend, schiesst Michael Guerra auf der leicht abfallenden Strasse an allen Gegnern vorbei. Ohne nur einmal in die Pedale zu treten. Während die Konkurrenten kräftig strampeln – die Aerodynamik macht es möglich.

Es gab zwar Zweifel, weil sich die Pedalen des Velos während der rasanten Fahrt weiterdrehten. Hat Guerra etwa ein Motörchen verbaut? Genauso gut kann dieses Phänomen aber mit den reinen physikalischen Kräften erklärt werden, die bei dieser Geschwindigkeit wirken. Jedenfalls machte das Video vor fünf Jahren erstmals die Runde, in diesen Tagen wird es in den sozialen Medien wieder fleissig geteilt. 13 Millionen Mal wurde es bislang angeschaut, Guerra wird zu einem kleinen Internetstar und kriegt den Übernamen Superman. Doch für internationale Wettkämpfe hat der Radverband UCI dem Italiener die Flügel gestutzt und die waghalsige Stunt-Einlage verboten.

Seit vergangenem Jahr ist auch die sogenannte Supertuck-Position verboten, die vor allem der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome anwendete. In Abfahrten setzte er sich auf das Oberrohr seines Velos, lehnte mit dem Oberkörper weit nach vorn, zog Ellbogen und Schultern ein, um möglichst windschlüpfrig bergab zu kommen. Die UCI befand: zu gefährlich. Michael Guerra dürfte darob nur lachen. 

Bis die Speere Richtung Tribüne fliegen

Der baskische Holzfäller Felix Erauzquin ist doch schon 49-jährig, als er dem Speer und damit seiner Disziplin eine ganz neue Drehung gibt: Erauzquin, vielfacher Meister seines Landes mit Diskus und Speer, dreht das Gerät beim Anlauf wie einen Diskus (Video unten).

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Dadurch beginnt das 800-Gramm-Geschoss plötzlich zu fliegen, wie es noch nie geflogen ist – aber schwirrt von Novizen abgefeuert eher unkontrolliert umher und auch einmal Richtung Tribüne. Die damalige Weltrekordweite von 83,66 Metern übertreffen die Spanier mit dieser Technik gar, davor waren sie eher mit Kurzflügen aufgefallen. Just vor den Spielen von 1956 gelten sie nun urplötzlich als die grossen Medaillenfavoriten.

Bloss präsentieren sie den neuen Wurf wenige Wochen vor Olympia an einem internationalen Wettkampf. Sofort erkennen die Besten die magische Wirkung dieser Drehbewegung und schaffen es, den Speer bis fast auf 100 Meter zu schleudern. Das wiederum alarmiert die Regelhüter des Weltverbandes. Zu gefährlich sei die Technik, sagen sie. Die Funktionäre verbieten «die spanische Missgeburt», wie sie eine finnische Speerwurf-Grösse bezeichnet, kurz vor den Spielen – unter Protest der Spanier. Erauzquin versucht sich darum an einer regelkonformen Ersatztechnik, zum ganz grossen Wurf des Lebens wird diese aber nicht mehr.

Die fatalen Superanzüge der Schwimmer

Der GOAT der Schwimmer: Michael Phelps mit Spezialanzug an der WM von 2009.

Es sind aufregende Tage für die Statistiker des Schwimmsports. An der WM 2009 dürfen sie innert acht Tagen gleich 43 Weltrekorde notieren. Die Stars wie Überschwimmer Michael Phelps rücken dabei eher in den Hintergrund. Die Anzüge werden zum grossen, kontroversen Thema, weil sie den Wasserwiderstand reduzieren und dem Körper mehr Auftrieb verleihen als Vorgängermodelle.

Die Anzüge schlagen derart ein, dass der Weltverband seine Sportart gefährdet sieht. Denn wenn Rekorde gleich im Dutzend purzeln, werden sie inflationär und unbedeutend – und damit der ganze Spitzensport.

Also verbietet er die Innovation, indem er die Fläche massiv reduziert, die zu bedecken erlaubt ist. Damit ist auch das aufwendige Anziehen dieser superengen, aber rasch reissbaren Anzüge vorbei – der Vorgang dauerte bis zu 45 Minuten. Und doch: Es vergehen bloss wenige Jahre, dann sind diese «Plastik-Rekorde» bereits Geschichte. Die aktuellen Rekorde sollen allerdings nicht aufs Material, sondern schlicht auf smarteres Training zurückzuführen sein, argumentiert die Schwimmwelt.

Sechs Räder an einem Formel-1-Renner

Ein echter Hingucker: Ronnie Peterson im Tyrrell P34 während des Trainings in Monaco 1977.

Das Regelbuch der Formel 1 braucht sich nicht hinter der Bibel zu verstecken. Zumindest was seine Dicke betrifft. Bis zur kleinsten Schraube ist alles vorgeschrieben, was wie am schnellen Gefährt verbaut werden darf. Es gab Zeiten, da war das noch ein wenig anders.

So machte der britische Rennstall Tyrrell in den 70er-Jahren mit seiner Erfindung tatsächlich nötig, dass im Regelbuch festgehalten werden musste: Ein Rennwagen muss über vier Räder verfügen. Die findigen Briten nämlich verbauten an ihrem Tyrrell P34 sechs Räder, vier kleine vorn, zwei grosse hinten. Die kleinen sollten den Luftwiderstand verringern. Damit deswegen nicht zu wenig Bodenhaftung herrschte, verdoppelte Renningenieur Derek Gardner deren Anzahl. Und im Premierenjahr 1976 hatte Tyrrell damit durchaus Erfolg, in Schweden feierten Jody Scheckter und Patrick Depailler gar einen Doppelsieg.

Allerdings blieben Glücksmomente dieser Art rar, weshalb der Rennwagen 1977 wieder verschwand. Ferrari, Williams und March waren jedoch derart fasziniert, dass sie sechsrädrige Boliden ebenfalls testeten – ehe 1983 das Verbot folgte.

Katzenverbot im Turnen

Zu viel Tier, zu wenig Turnerin: Céline van Gerner bei ihrem umstrittenen Auftritt an der EM 2018 in Glasgow.

Aus den Boxen tönt «The Jellicle Ball» aus dem Musical «Cats». Auf der Bühne steht eine Frau, als Katze geschminkt, sie fährt die Krallen aus – und tanzt los. Nur spielt sich das Ganze nicht auf einer Musicalbühne ab, sondern an der Europameisterschaft der Kunstturnerinnen in Glasgow 2018. Die Niederländerin Céline van Gerner hat sich dafür diese besondere Nummer ausgedacht – und begeistert damit die einen. Und entsetzt die anderen. Das Podest verpasst sie nur knapp.

Doch der extravagante Auftritt hat Konsequenzen. Einige Mitturnerinnen enervieren sich, Giulia Steingruber findet gegenüber dieser Zeitung, an internationalen Titelkämpfen sei «Seriosität gefragt», Teamkollegin Ilaria Käslin sagt: «Mit Kunstturnen hat das nichts zu tun, es war eher Zirkus.» Der Internationale Turnverband sieht sich genötigt einzugreifen. Wörtlich steht seither im Reglement: «Schminke muss massvoll eingesetzt werden und darf keinem Wesen nachempfunden sein (Tier oder Mensch).» Van Gerner reagiert via Twitter: «Ich fühle mich geehrt, die Erste, Letzte und Einzige zu sein, die sich so auf die Bühne wagte.»

Ein Maori springt kopfvoran

Der Saltoweitsprung in sechzehn Schritten: Ganz einfach, oder?

Tuariki Delamere ist ein Aussenseiter: Der Maori zählt zu den weltbesten Weitspringern. Dank eines Stipendiums lebt der Neuseeländer in den 1970er-Jahren in den USA. Da denkt der US-Coach Tom Ecker schon länger über eine neue Technik im Weitsprung nach, die den Speed des Anlaufs noch sehr viel besser in Weite übertragen soll: mittels Vorwärtssalto in der Luft. Ecker erinnert sich dabei an Athleten früherer Jahre, die kopfvoran sprangen.

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Delamere probiert sich am Spezialstil und kommt 1974 an einem lokalen Meeting auf 7,70 Meter. Landen aber tut der damals 22-Jährige bei circa 8,40 Metern. Es wäre eine Sensationsweite gewesen. Delamere setzt wegen der noch unausgereiften Technik mit Armen und Po jedoch bei jenen 7,70 Metern auf. Die Fachwelt staunt, die Regelhüter sind alarmiert: Sie taxieren die Technik als zu gefährlich. Es ist das Ende des Spektakelsprungs, aber nicht von Delamere. Dieser wird später als Politiker seines Landes zur nationalen Grösse.

Tennis im Ganzkörperanzug

Gut für die Durchblutung, schlecht fürs Auge von Traditionalisten: Das befindet der französische Tennisverband und verbietet den Catsuit, den Serena Williams beim French Open 2018 trug. 

In Wimbledon werden die Hände entsetzt zusammengeschlagen, wenn Nick Kyrgios mit roten Turnschuhen einläuft. Oder Serena Williams farbige Unterhosen trägt – wie 2014. Die US-Amerikanerin wurde sogleich ermahnt. Weiss muss die Kleidung sein oder zumindest fast ganz weiss.

Im Gegensatz zu Wimbledon kennt das French Open Kleidervorschriften dieser Art nicht. 2018 sah sich der Veranstalter gleichwohl gezwungen, einen neuen Dresscode zu beschliessen. Denn Williams fiel auch in Paris auf. Mit einem schwarzen Ganzkörperanzug. Dass der sogenannte Catsuit vor allem dazu dienen sollte, ihre Durchblutung zu unterstützen nach der Geburt ihrer Tochter, bei der es zu Komplikationen gekommen war, interessierte Bernard Giudicelli nicht.

Der Präsident des französischen Tennisverbands kommentierte, man müsse das Spiel und den Ort «respektieren». Was respektlos an Williams’ Auftritt gewesen sein soll, sagte er nicht. Ihr Ausrüster Nike reagierte in den sozialen Medien mit diesem Spruch: «Du kannst einer Superheldin ihr Kostüm nehmen, aber niemals ihre Superkräfte.»

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