Terrorismus in DeutschlandDie RAF wünscht «ganz viel Erfolg»
Erstmals taucht ein Video des mutmasslichen Ex-Terroristen Burkhard Garweg auf. Und die Ermittler präsentieren neue Vorwürfe gegen seine Komplizin Daniela Klette.

Der Mann, der seit mehr als 30 Jahren verschwunden ist, wünscht «ganz viel Erfolg». Und zwar einer «lieben Karin» für ihre Prüfung. Welche Karin und welche Prüfung er meint, das gehört zu den vielen Rätseln, die der Fall des Burkhard Garweg und seiner beiden mutmasslichen RAF-Komplizen Daniela Klette und Ernst-Volker Staub den Ermittlern nach wie vor aufgibt.
Am Mittwoch haben die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt (LKA) des deutschen Bundeslandes Niedersachsen neue Details zu den Ermittlungen präsentiert – und ein kurzes Video von Garweg, in dem er diesen Gruss ausrichtet. Die Ermittler hoffen, dass irgendjemand die Stimme erkennt und Hinweise geben kann, wo der Gesuchte ist.
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Das Video soll Garweg in einer Bauwagensiedlung in Berlin aufgenommen haben, wo er sich offenbar jahrelang unter dem Decknamen Martin vor den Fahndern versteckt hat. Da soll er sich um eine ältere Dame aus der Nachbarschaft gekümmert haben und, wie die Ermittler jetzt ebenfalls bekannt gaben, auch mal eine Fotografieschule besucht haben. Ausserdem vermuten sie, «dass Burkhard Garweg zahlreiche Verhältnisse zu Frauen gehabt haben könnte».
Durch Klettes Warnung gewann Staub wertvolle Zeit
Aber er soll eben auch immer wieder losgezogen sein, um mit seinen mutmasslichen früheren RAF-Komplizen Daniela Klette und Ernst-Volker Staub Geldtransporter und Supermärkte zu überfallen. 2016 zum Beispiel in Hildesheim. Auch von dort gibt es ein Video, das Garweg aufgenommen hat, die Fahnder haben jetzt Standbilder daraus veröffentlicht: Garwegs Gesicht, wie es sich im Fenster spiegelt.

Er und Ernst-Volker Staub sind nach wie vor nicht aufzufinden. Daniela Klette wurde Ende Februar nach mehr als 30 Jahren im Untergrund in ihrer Berliner Wohnung festgenommen. Sie sitzt mit gleich zwei Haftbefehlen in Untersuchungshaft, einer ist für drei RAF-Anschläge in den frühen 90ern, der andere für eine Reihe bewaffneter Raubüberfälle des Trios seit 1999, als es die RAF schon nicht mehr gab. Bei einem werfen die Ermittler ihr versuchten Mord vor, was Klette in einem persönlichen Statement bestritten hat.

Seit neuestem ist dieser zweite Haftbefehl um noch zwei Überfälle erweitert, Raubüberfall Nummer zwölf und dreizehn auf der Liste: einer 2014 in Elmshorn bei Hamburg, einer 2015 in Osnabrück. Schon vor Jahren hat das Landeskriminalamt vermutet, dass das untergetauchte RAF-Trio dahintersteckt, aber erst jetzt gibt es offenbar genügend konkrete Hinweise, die man wohl vor allem bei der Auswertung von Klettes Handy gefunden hat.

Es handelt sich um das Handy, mit dem Klette kurz nach ihrer Festnahme Garweg noch eine letzte SMS schrieb und ihn warnte, sinngemäss mit der Information: Sie haben mich. Danach soll sie die SIM-Karte in der Toilette ihrer Berliner Mietwohnung heruntergespült haben. Garweg gewann durch Klettes Warnung wertvolle Zeit, um zu fliehen. Das war vor etwa sieben Monaten. Seitdem haben die Ermittler zwar mehrmals öffentlichkeitswirksam Männer festgenommen – darunter waren aber nie die beiden gesuchten RAF-Terroristen.
Polizei nahm den Falschen fest
Zuletzt löste Mitte August die Meldung, dass mehrere Personen Staub oder Garweg in einem ICE zwischen Bonn und Berlin gesehen haben wollen, landesweite Aufregung aus. Spezialeinheiten nahmen den verdächtigen Mann am Bahnhof Spandau fest, er verbrachte eine Nacht in Gewahrsam. Am Morgen die Ernüchterung: Es war ein 51-jähriger Sozialarbeiter.
Davor wollten Passagiere Garweg schon in einem Regionalzug im Bundesland Nordrhein-Westfalen gesehen haben und Staub auf einem Passagierschiff in Berlin. Die Ermittler jedenfalls teilen jetzt mit: Sie vermuten zumindest Garweg immer noch in Deutschland.
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