LiveTicker zur Erdbeben-KatastropheZahl der Todesopfer nach Beben in Türkei steigt auf 46'104 | Weiterhin 16 Schweizer Helfer im Einsatz
Schwere Erdbeben haben das türkisch-syrische Grenzgebiet erschüttert. Zehntausende Menschen sind gestorben, viele werden noch unter den Trümmern vermutet. Wir berichten laufend.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Mehr als 7700 Tote nach Erdbeben in Türkei und Syrien
Die Zahl der Todesopfer nach dem verheerenden Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet ist alleine in der Türkei auf 5894 gestiegen. Mehr als 34'810 Menschen seien verletzt worden, teilte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay am späten Dienstagabend mit. Zudem seien durch das schwere Erdbeben am Montag 5775 Gebäude eingestürzt.
Insgesamt liegt die Opferzahl somit am späten Dienstagabend bei knapp 7700. In Syrien starben laut den Behörden sowie der Rettungsorganisation Weisshelme fast 1800 Menschen.
Schweizer helfen bei der Rettung von fünf Erdbeben-Überlebenden
Die Schweizer Rettungskette und das Team des Vereins Redog mit seinen Suchhunden haben in der vom Erdbeben heimgesuchten südtürkischen Stadt Hatay bei der Bergung von fünf Überlebenden geholfen. Redog ortete vier Menschen, die Rettungskette barg eine junge Frau.
Die von den Redog-Hunden gefundenen Überlebenden barg die GEA Arama Kurtarma, die Partnerorganisation des Schweizer Vereins vor Ort, wie Redog-Sprecherin Dagmar Wurzbacher am Dienstagabend der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Damit rettete die Partnerorganisation GEA bereits 20 Menschen aus den Trümmern. Redog reiste am Montagabend mit zehn Personen und sechs Hunden in die Türkei.
Die mit 80 Fachleuten vor Ort ausgerückte Rettungskette Schweiz barg ihrerseits eine junge Frau aus den Trümmern in Hatay. Das gab sie auf Twitter bekannt.
Neugeborenes in Syrien unter Trümmern gefunden
Es ist ein schrecklicher Start ins Leben und zugleich ein Wunder: Im Erdbebengebiet im Nordwesten Syriens ist aus den Trümmern eines Hauses ein Baby gerettet worden, das durch die Nabelschnur noch mit seiner durch die Katastrophe umgekommenen Mutter verbunden war. Das neugeborene Mädchen ist die einzige Überlebende ihrer Familie. Auch sein Vater, seine drei Schwestern, sein Bruder und seine Tante konnten nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden.
Das vierstöckige Wohnhaus der Familie im Ort Dschandairis in der Region Afrin stürzte wegen des heftigen Erdbebens am Montag ein. Angehörige suchten daraufhin nach der verschütteten Familie. «Dann haben wir ein Geräusch gehört und wir gruben», erzählt einer von ihnen, Chalil Sawadi, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. «Wir haben Trümmer weggeräumt und diese Kleine gefunden, gelobt sei Gott.»
Das Neugeborene war noch durch die Nabelschnur mit seiner Mutter verbunden, die es nun niemals kennenlernen wird. «Wir haben die Nabelschnur durchtrennt und mein Cousin hat das Baby ins Krankenhaus gebracht», schildert Sawadi die wunderbare Rettung.
In Online-Netzwerken verbreitete sich ein Video, in dem ein Mann inmitten von Trümmern ein nacktes, mit Staub bedecktes Baby in die Höhe hält, an dessen Bauch noch der Rest seiner Nabelschnur hängt. Angesichts von Temperaturen um den Gefrierpunkt bringt jemand eine Decke, um das Neugeborene darin einzuwickeln. Das Baby wurde in ein Krankenhaus in der nahegelegenen Stadt Afrin gebracht.
Mehr als 6000 Tote nach Erdbeben-Katastrophe in Syrien und Türkei
Die Zahl der Todesopfer der verheerenden Erdbeben in Syrien und der Türkei ist auf mehr als 6000 gestiegen. In der Türkei kamen bei der Katastrophe inzwischen mehr als 4500 Menschen ums Leben, wie die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstagabend meldete. In Syrien starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weisshelme mehr als 1700 Menschen.
Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien mehr als 26 000 Menschen verletzt. Nach Schätzungen des Pacific Disaster Centers, einer US-Organisation für Katastrophenhilfe, sind insgesamt rund 23 Millionen Menschen betroffen. Im Erdbebengebiet suchen Retter weiter unter grossem Zeitdruck nach Überlebenden unter den Trümmern eingestürzter Häuser.
Bedeutung des Bebens für die politische Zukunft der Türkei
Angesichts der Zerstörungen nach dem schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien mag es kaltherzig klingen, jetzt schon über politische Nutzniesser des Erdbebens zu spekulieren. Doch das Krisenmanagement der Regierung in Ankara wird über die Wiederwahl des Staatschefs entscheiden: Unsere Analyse.
Ukraine schickt 87 Rettungskräfte in die Türkei
Die ukrainische Regierung schickt ein Team aus mehreren Dutzend Rettungskräften in die Türkei, um Überlebende eines verheerenden Erdbebens der Stärke 7,8 zu versorgen, das seit Montag über 5000 Todesopfer in Syrien und der Türkei gefordert hat. Die Regierung in Kiew kündigte auf ihrer Website am Dienstag an, insgesamt 87 Rettungskräfte, darunter zehn Personen als Flugpersonal, in die Türkei zu entsenden.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski teilte per Telegram mit, er habe er dem türkischen Präsidenten Erdogan sein Beileid für die Tragödie bekundet. «Ukrainische Spezialkräfte haben relevante Erfahrungen in der Überwindung von Naturkatastrophen und werden in den betroffenen Regionen baldmöglichst eintreffen», sagte er am Dienstag.
Die Türkei pflegt gute Verbindungen nach Moskau und nach Kiew und hat sich im Ukrainekrieg als Vermittler zwischen beiden Parteien angeboten.
Die Ukraine hat keine Hilfen in das ebenfalls stark vom Erdbeben betroffene Syrien angekündigt. Moskau und Damaskus sind militärische Verbündete. Russland unterhält mehrere Militärbasen in Syrien.
Lesen Sie zum Thema auch: Rettungskräfte kämpfen mit Problemen: «Das ist eine nie da gewesene Herausforderung»
Schweizer Retter richten in der Südtürkei ihre Basis ein
Spezialisten der Schweizer Rettungskette sind am Dienstag im süd-türkischen Hatay eingetroffen. Sie begannen mit Such- und Rettungsaktivitäten, um Überlebende aus den Trümmern zu bergen. Die 80 Spezialistinnen und Spezialisten richteten in Hatay auch ihre Operationsbasis ein.
Am Dienstagvormittag habe ein erstes Briefing mit den lokalen Behörden stattgefunden, um die genauen Bedürfnisse und die Einsatzorte zu definieren, schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Dienstag auf seiner Webseite.
Laut EDA fällt die Erdbebenkatastrophe in Syrien in eine Situation, die bereits im ganzen Land äusserst prekär ist. Hier sei eine mittelfristige Reaktion nötig. Das humanitäre Büro in Damaskus und die Schweizer Vertretungen in der Region würden momentan die Bedürfnisse ermitteln.
Die bereits in Syrien tätige Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) plane, einen Teil ihrer Aktivitäten an die «neuen Bedürfnisse» anzupassen. Auch eine personelle Verstärkung aus den Schweizer Vertretungen in der Region werde in Betracht gezogen. Ausserdem wolle die Deza auf internationale Hilfsgesuche, insbesondere der Uno, reagieren, sobald diese offiziell veröffentlicht werden.
Lesen Sie zum Thema auch: Rettungskräfte kämpfen mit Problemen: «Das ist eine nie da gewesene Herausforderung»
Bis zu 23 Millionen Betroffene bei Erdbebenkatastrophe
Nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet mit tausenden Todesopfern drängt die Zeit bei der Bergung von Verschütteten und der Versorgung der Überlebenden. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag mitteilte, könnten bis zu 23 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien von den Folgen des Bebens vom Vortag betroffen sein. Sorge bereitet dabei zusätzlich die Frage, wie internationale Hilfe in das Bürgerkriegsland Syrien gebracht und dort verteilt werden kann.
Die hochrangige WHO-Vertreterin Adelheid Marschang teilte dem Exekutivkomitee der UN-Organisation in Genf mit, ein Überblick über die betroffenen Gebiete in der Türkei und Syrien ergebe, dass «potenziell 23 Millionen Menschen» den Folgen des Bebens ausgesetzt seien, darunter fünf Millionen ohnehin besonders verletzliche Menschen. Die WHO sicherte den betroffenen Gebieten langfristige Unterstützung zu.
Versorgung für Opfer in Syrien schwierig
Die Versorgung der Erdbebenopfer in Syrien gestaltet sich noch schwieriger. Wegen des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs wird das Katastrophengebiet im Norden Syriens teils von Rebellen beherrscht und teils von der Regierung in Damaskus, die vom Westen geächtet wird.
Der Chef des syrischen Roten Halbmonds, Chaled Habubati, rief die EU zur Aufhebung ihrer Sanktionen und zu Hilfslieferungen auf. «Nach diesem Erdbeben ist die Zeit gekommen», sagte er. Die syrische Regierung versicherte, dass Hilfsgüter auch in die nicht von Damaskus kontrollierten Gebiete des Landes weitergeleitet würden.
Die Überlebenden und Einsatzkräfte vor Ort benötigen dringend Unterstützung. Unter zahlreichen eingestürzten Gebäuden werden noch Menschen vermutet.
Erdogan ruft den Notstand für zehn türkische Regionen aus
Nach dem verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan den Notstand für zehn betroffene Regionen im Süden und Südosten des Landes ausgerufen. Dadurch sollten schnelle Hilfseinsätze ermöglicht werden, erklärte Erdogan am Dienstag. Der Notstand gilt demnach für drei Monate.
Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. Nach Regierungsangaben stürzten in der Türkei fast 3000 Gebäude in insgesamt sieben Provinzen ein.
Opferzahl steigt auf über 5000
Die Zahl der Toten im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze steigt – und nach wie vor werden viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Insgesamt liegt die Zahl der Toten nach Angaben vom Dienstagvormittag inzwischen bei über 5000.
Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien zudem mehr als 23'500 Menschen verletzt. Tausende Gebäude stürzten ein. Viele Länder sagten Unterstützung zu.
Im Katastrophengebiet herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der türkische Wetterdienst sagte für die betroffenen Gebiete teils Schneefall und Regen voraus. Am kältesten mit bis zu minus fünf Grad werde es voraussichtlich in der Provinz Kahramanmaras, dem Epizentrum des Bebens.
Schweizer Armeeangehörige vermuten unter Trümmern Lebende
Nach dem Erbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien bestehen momentan noch gute Chancen, Verschüttete lebend zu retten. Insgesamt sind 29 Angehörige der Schweizer Armee in der Türkei im Einsatz.
Sie seien im Einsatzgebiet angekommen, erste Erkundungen seien im Gang. Dies sagte Alessio Marazza, Oberst im Generalstab bei der Schweizer Armee, am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein erstes Team sei bei Trümmern im Einsatz, wo man noch lebende Verschüttete vermute, sagte der Stabsschef des Lehrverbands Genie, Rettung und ABC.
«Wenn es kalt ist, dehydriert man weniger und lebt länger unter Trümmern als im Sommer», sagte Marazza. Es sei sogar möglich, drei bis vier Tage zu überleben.
Verladen und koordinieren
Die Ankunft am Flughafen im türkischen Adana sei gut verlaufen. Eine erste Herausforderung sei das Verladen und Transportieren des Materials gewesen, darunter auch Baumaschinen wie Betonschneider und Bohrhammer. Mit Hilfe dieser und anderer Maschinen sollen die Verschütteten aus den Trümmern geholt werden. Dies sei die primäre Aufgabe der 20 Durchdiener des Kommandos Katastrophenhilfebereitschaftsverband, sagte Marazza.
Ein Teil der neun Berufsmilitärs, die dabei sind, sei für die Sicherheit der 20 Retter zuständig. Ein weiterer Teil helfe, die internationale Hilfe zusammen mit Personal der Uno zu koordinieren, so Marazza weiter.
Die 29 Armeeangehörigen sind ein Teil der insgesamt 80 Personen der Schweizer Katastrophenhilfe, die am Montagabend von Zürich nach Adana in der Türkei abgeflogen waren.
Mit welchen Problemen die Rettungskräfte in Syrien und der Türkei kämpfen, lesen Sie in diesem Bericht: «Bis gegen Mittag hat meine Freundin noch auf Anrufe reagiert. Sie muss irgendwo unter den Trümmern sein.»
WHO: Bis zu 23 Millionen Menschen von Beben in der Türkei und Syrien betroffen
Von dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis zu 23 Millionen Menschen betroffen sein. Eine Übersicht der betroffenen Gebiete in beiden Ländern ergebe, dass «potenziell 23 Millionen Menschen» den Folgen des Bebens ausgesetzt seien, darunter fünf Millionen ohnehin besonders verletzliche Menschen, teilte die hochrangige WHO-Vertreterin Adelheid Marschang am Dienstag in Genf dem Exekutivkomitee der UNO-Organisation mit.
Die WHO sicherte den betroffenen Gebieten langfristige Unterstützung zu. Zahlreich Staaten haben bereits die Entsendung von Einsatzkräften und die Bereitstellung von Hilfsgeldern zugesagt.
Weiteres Beben in der Türkei
In der Türkei hat sich ein weiteres Erdbeben ereignet, diesmal im Osten des Landes. Es habe eine Stärke von 5,7 gehabt, teilte die europäische Erdbebenwarte EMSC mit.
Wie oft bebt in der Schweiz eigentlich die Erde?
Ein Beben der Magnitude 7,8 oder 6,7 hätte auch in der Schweiz verheerende Folgen. Bei solchen Beben gäbe es in der Schweiz hunderte bis tausende von Todesopfern, zehntausende Verletze und hunderttausende vorübergehende Schutzsuchende, sagte eine Expertin vom Schweizerischen Erdbebendienst der ETH Zürich (SED) auf Anfrage. Allerdings sind sie nicht sehr wahrscheinlich, auch wenn in der Schweiz die Erde bis zu 1500-mal im Jahr bebt. Diese und zahlreiche weitere Infos zu Beben in der Schweiz gibt Michèle Marti vom Schweizerischen Erdbebendienst in diesem Interview aus dem April 2022: «In der Schweiz können Beben überall vorkommen.»
Glückskette hat bereits über eine Million Franken gesammelt
Die Glückskette hat seit ihrem Spendenaufruf für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien über eine Million Franken an Spenden erhalten. Die Betroffenheit bei der Schweizer Bevölkerung über die Katastrophe mit mindestens 5000 Toten sei sehr gross.
Der Betrag, der seit Montag zusammengekommen sei, sei aber bisher nicht vergleichbar mit den Spenden für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine oder den Flutopfern nach dem Tsunami 2004 in Südostasien. Dies sagte Glückskette-Sprecherin Judith Schuler am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die Bilder
Selenski und Putin bieten Hilfe an
Nach dem verheerenden Erdbeben hat Syrien offiziell internationale Hilfe beantragt. Syrien wandte sich am Montag an die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und andere Hilfsorganisationen und bat sie darum, «die Bemühungen der syrischen Regierung zur Bewältigung des verheerenden Erdbebens zu unterstützen», wie es in einer Erklärung des syrischen Aussenministeriums hiess.
Der russische Präsident Wladimir Putin telefonierte nach dem Beben mit dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und bot an, Rettungskräfte in beide Länder zu schicken. «In den kommenden Stunden werden Rettungskräfte des russischen Katastrophenschutzministeriums nach Syrien abfliegen», erklärte der Kreml. Auch Erdogan habe das russische Hilfsangebot angenommen.
Auch die Europäische Union entsendet Rettungsteams in die Türkei. «Nach dem Erdbeben in der Türkei heute Morgen haben wir den EU-Zivilschutzmechanismus aktiviert», kündigte der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Montag auf Twitter an. Rettungsteams aus den Niederlanden und Rumänien seien bereits auf dem Weg.
Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. «Griechenland wird sofort helfen», erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Auch Israel will der Türkei humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen.
Auch Wolodimir Selenski hat der Türkei die Hilfe seines Landes angeboten. Er sei schockiert über den Tod und das Leid von Hunderten Menschen infolge der Beben, schrieb der ukrainische Präsident gemäss DPA am Montag in einem Tweet. Er sprach den Menschen sein Mitgefühl aus. «In dieser Zeit stehen wir dem freundlichen türkischen Volk zur Seite und sind bereit, die notwendige Hilfe zu leisten.»
Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, erklärte, die Regierung in Washington sei «zutiefst besorgt» über die Lage im Erdbebengebiet. Die USA stünden «bereit, jede benötigte Hilfe zu liefern».
Lesen Sie dazu auch: Schweiz schickt Rettungskräfte in die Türkei
Was ist passiert?
Ein Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. Eines von ihnen hatte die Stärke 7,5. Das schwere Beben um 04.17 Uhr (02.17 Uhr MEZ) überraschte die Menschen im Schlaf. Tausende Menschen wurden getötet. In den betroffenen Gebieten wird derweil weiter nach möglichen Überlebenden der Katastrophe gesucht. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter erheblich steigt.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag sein Epizentrum in 17,9 Kilometern Tiefe in der Nähe der zwei Millionen Einwohner zählenden türkischen Stadt Gaziantep, rund 60 Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt. Die Erschütterungen waren bis zum Libanon, Zypern und Ägypten zu spüren.
Das dänische geologische Institut teilte mit, die Erschütterungen seien sogar auf Grönland und dem dänischen Festland messbar gewesen – auch in der Schweiz wurden sie registriert. Die türkisch-syrische Grenzregion wurde von mehr als 50 Nachbeben erschüttert, darunter um 13.24 Uhr (Ortszeit, 11.24 Uhr MEZ) ein Beben der Stärke 7,5. Das schwere Erdbeben ist auch in der Schweiz registriert worden.
Seit 1000 Jahren hat die Erde in der türkisch-syrischen Grenzregion nicht so sehr gebebt wie an diesem Montag. Gemäss Geologen kommen in der Region mehrere Erdplatten zusammen. Diese waren lange stark ineinander verhakt und hätten sich nun plötzlich um mehrere Meter verschoben: «Es war nur eine Frage der Zeit».
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat eine siebentägige Staatstrauer angeordnet. Laut einem am Montagabend veröffentlichten Dekret werden alle Flaggen bis Sonntagabend auf Halbmast gesetzt.
Rettungskräfte suchten teilweise mit blossen Händen in den Trümmern nach Verschütteten. «Sieben Mitglieder meiner Familie sind noch unter den Trümmern», sagte der Überlebende Muhittin Orakci in Diyarbakir der Nachrichtenagentur AFP. Die deutsche Politikerin und Chefin der Linken Janine Wissler erlebte das Beben in Dyarbakir mit. Alle seien auf die Strasse gerannt, «überall Menschen, teils nur in Sandalen, bei Minusgraden», sagte sie der Nachrichtenagentur AFP telefonisch.
Berühmte Moschee aus dem 13. Jahrhundert zerstört
Im Kurzbotschaftendienst Twitter teilten türkische Internetnutzer die Identität und den Aufenthaltsort von Menschen, die in verschiedenen Städten unter den Trümmern eingeschlossen waren. Der Bürgermeister der Stadt Adana, Zeydan Karalar, sagte dem Fernsehsender TRT, zwei 17- und 14-stöckige Gebäude seien vollkommen zerstört. Der Gouverneur von Kahramanmaras wollte angesichts der zahlreichen zerstörten Gebäude zunächst keine Opferzahl nennen.
In der Provinz Maltaya wurde eine berühmte Moschee aus dem 13. Jahrhundert zerstört. In Gaziantep traf es eine Festung aus der Römerzeit, wie aus Bildern im Internet hervorging.
Präsident Erdogan rief die Türken zum Zusammenhalt auf. Er hoffe, «dass wir diese Katastrophe zusammen so schnell wie möglich und mit möglichst geringen Schäden durchstehen», schrieb Erdogan auf Twitter.
Drei Flughäfen in Türkei für zivile Flüge gesperrt
Mehrere Flughäfen in den vom Erdbeben besonders betroffenen Regionen der Türkei bleiben vorerst für zivile Flüge geschlossen. Dabei gehe es um die Flughäfen in Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep, sagte Vizepräsident Fuat Oktay am Montagmorgen.
Der Sender CNN Türk zeigte Bilder von einem tiefen Riss in einer Landebahn am Flughafen Hatay. Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung, Essenspakete und Babynahrung.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Die Türkei liegt in einer der aktivsten Erdbebenregionen der Welt. 1999 waren bei einem Beben der Stärke 7,4 in Düzce im Norden mehr als 17’000 Menschen ums Leben gekommen. Ein Beben der Stärke 7,8 wurde zuletzt 1939 registriert. Damals starben in der östlichen Provinz Erzincan 33’000 Menschen.
SDA/AFP/sep
Fehler gefunden?Jetzt melden.