22 Tonnen Cheddar gestohlenDreiste Diebe mögen Delikatessen
Der britische Kochbuchautor Jamie Oliver setzt sich dafür ein, dass ein grosser Käsediebstahl aufgeklärt wird. Auf welche Leckereien es Betrüger sonst noch abgesehen haben.
- Bei Neal’s Yard Dairy wurden 22 Tonnen Cheddarkäse im Wert von umgerechnet 400’000 Franken gestohlen.
- Der Dieb gab sich als Vertreter eines französischen Handelsunternehmens aus.
- Ähnliche Diebstähle betreffen auch Wein, Champagner und Parmaschinken.
Knapp 400’000 Franken. So viel ist der Cheddarkäse wert, der bei Neal’s Yard Dairy gestohlen wurde. Mehr als 22 Tonnen seien abhandengekommen, teilte der Londoner Käsehändler mit. Der Betrüger habe sich als Mitarbeiter eines französischen Lebensmittelhändlers ausgegeben. 950 Laibe der Käseproduzenten Hafod, Westcombe und Pitchfork seien ausgeliefert worden, bevor der Betrug aufgefallen sei. Der Fall wurde Anfang Woche gemeldet, die Londoner Polizei ist mit der Aufklärung betraut.
Nun eilt Kochbuchautor Jamie Oliver dem Unternehmen zu Hilfe, indem er ein Hilferuf-Video veröffentlichte: «Ihr denkt jetzt wohl, dass ich einen Scherz mache, aber das tue ich nicht», sagte Oliver in einem Instagram-Video. Einige der besten Cheddarkäse der Welt seien gestohlen worden. Käseliebhaberinnen und -liebhaber sollten aufmerksam sein, wenn ihnen grosse Mengen Premium-Cheddar auf dem Schwarzmarkt angeboten würden.
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Dieser Cheddar-Diebstahl ist kein Einzelfall. Wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt, haben es Betrüger immer wieder auf edle Lebens- und Genussmittel abgesehen:
Französische Weingüter betrogen
Wie das Magazin «The Drinks Business» berichtet, hat ein französischer Techniker im Laufe der letzten 15 Jahre Wein im Gesamtwert von rund 600’000 Franken gestohlen. Der 56-Jährige hatte auf diversen Weingütern im Burgund gearbeitet, darunter Albert Bichot oder Joseph Drouhin. Ertappt wurde der Täter mittels Videoaufzeichnungen, die ihn beim Diebstahl von vier Flaschen Wein zeigten.
Als daraufhin sein Haus und dasjenige seiner Mutter durchsucht wurde, erkannte die Polizei das Ausmass des Diebstahls: Drei prall gefüllte Weinkeller mit rund 8000 Flaschen hatte der Techniker über die Jahre zusammengeklaut, wie die Staatsanwaltschaft von Dijon bekannt gab. Keine der Flaschen hatte der Dieb aufgemacht und getrunken. Er wurde im August zu einer einjährigen Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von rund 9500 Franken verurteilt.
Filmreifer Champagner-Klau
Beim renommierten Champagnerhersteller Moët & Chandon wurden im letzten November Flaschen im Wert von rund 560’000 Franken gestohlen. Die Diebe schafften es, zwei Lastwagen aus der Gegend von Reims (F) zu entwenden, die mit edlen Tropfen beladen waren, wie damals das Magazin «Decanter» berichtete. Die GPS-Tracker der Lastwagen führten die Polizei auf eine Umfahrungsstrasse am Stadtrand von Paris.
In einer filmreifen Szene sei einer der Täter aus einem fahrenden LKW gesprungen und in einem BMW gelandet, der nebenher fuhr. Der Polizei gelang die Sicherstellung der Champagnerladung, die Täterschaft hingegen konnte sie nicht fassen. «Decanter» schreibt auch, dass edle Weine insbesondere vor Weihnachten und Feiertagen ins Visier von Dieben gerieten. Während der Feiertage gönnen sich viele etwas Schönes im Glas.
Mafiöse Champagner-Bande
Ein aktuelles Beispiel für organisierten Champagner-Diebstahl hat die BBC letzte Woche aufgedeckt: Ladendiebe würden immer professioneller, sie agierten in Dreiergruppen und seien mit Bluetooth-Headsets miteinander verbunden. So könnten sie sich gegenseitig warnen, wenn der Ladendetektiv sie beobachte. Die Diebe tarnten sich mit Einkaufswagen. In der Spirituosen- und Weinabteilung würden sie lässig Champagnerflaschen aus den Regalen nehmen. Einer aus dem Trio löse den Alarm aus, um das Personal abzulenken. Und der andere spaziere mit der Ware einfach aus dem Laden. Die Gauner agieren in mafiösen Strukturen und sind als «Champagner-Bande» berüchtigt.
Scharf auf Schinken
Auch italienische Spezialitäten werden immer wieder zur Beute. Beispielsweise Parmaschinken. Im Juni brachen Unbekannte in eine Gaststätte im deutschen Fellbach-Schmiden ein. Entwendet wurden laut Angaben der Bundespolizei Parmaschinken und Parmesankäse. Der Gesamtwert der Beute belaufe sich auf rund 1800 Franken. Geklärt ist der Fall noch nicht.
Unerwünschter Gast im Keller
Erfolgreicher war die St. Galler Polizei: 2016 entwendete ein 35-Jähriger in Walenstadt aus den Kellerabteilen eines Mehrfamilienhauses Weinflaschen und Parmaschinken. Der Schaden belief sich auf mehrere Hundert Franken, wie der «Blick» schrieb. Ein halbes Jahr nach dem Einbruch konnte der Täter geschnappt werden. Er soll im gleichen Jahr mehrere Einbrüche in Mels, Sargans und Walenstadt verübt haben. Der Schweizer ist weitgehend geständig.
Deutsches Hotel ausgetrickst
Auch Hotels sind nicht vor Diebstahl sicher: Im Juli standen ein Gelsenkirchener Gastronom und ein Berliner Kleinkrimineller vor dem Innsbrucker Landesgericht. Die beiden wurden beschuldigt, im Mai 2021 400 Flaschen edle Tropfen aus dem Luxushotel Jagdhof im Tiroler Stubaital gestohlen und in Serbien verkauft zu haben. Der Schaden für das Hotel soll sich auf rund 1 Million Franken belaufen haben.
Als Motiv gab der Gastronom an, dass ihm im Corona-Lockdown das Geld ausgegangen sei, wie das deutsche Boulevardblatt «Bild» schrieb. Der Kleinkriminelle wurde mit rund 9500 Franken bezahlt, das Geld habe er für Kokain ausgegeben. Dem Duo gelang es sogar, Romanée-Conti-Flaschen im Einzelwert von bis zu 18’000 Franken zu ergattern. Aufgeflogen sind sie bei Drogenermittlungen der Kriminalpolizei Bochum, als diese an ein Kryptohandy mit verschlüsselten Chats gelangte.
600 Tonnen Parmigiano aus Käsereien verschwunden
Der Diebstahl von Parmesan nimmt gemäss Consorzio del Formaggio Parmigiano Reggiano beunruhigende Ausmasse an. 2016 wurde in Modena eine 14-köpfige Gruppe wegen Käsediebstahls und Bildung einer kriminellen Vereinigung zu Haftstrafen von fünf Jahren verurteilt, wie die deutsche «Wirtschaftswoche» damals berichtete. In den Jahren 2015 und 2016 seien Laibe im Wert von rund 5,5 Millionen Franken gestohlen worden. Das sind etwa 15’000 Käselaibe, die zusammen 600 Tonnen wiegen.
Der Grund, dass der Käse so einfach entwendet werden kann, liegt auf der Hand: Viele der 350 Käsereien im Gebiet Reggiano sind schlecht bis gar nicht gesichert. Hand bietet ihnen das Geldinstitut Credito Emiliano (Credem), wo sie ihre fertigen Käselaibe einlagern können. Dort sind sie nicht nur vor Dieben sicher, sondern dienen auch als Sicherheit für Geldkredite.
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