25 Jahre Koch-PhänomenWarum Jamie Oliver nicht altert
Vor einem Vierteljahrhundert begann eine neue Zeitrechnung: Der «Naked Chef» trat an den Herd. Ein persönlicher Rückblick.
Ich habe ein neues Lieblingsrezept: Ravioli gefüllt mit einer Masse aus Borretschblüten, Brennnesselblättern, Majoran und frischem Ricotta. Und Ringelblumen, wenn sie dann blühen, später, im Sommer.
Was wie ein vielleicht etwas bemüht originelles Rezept auf einem Instagram-Kanal klingt, ist eine Idee von Jamie Oliver. Eine alte. Er hatte sie vor einem Vierteljahrhundert, sie stand in seinem ersten Buch, das 1999 erschienen ist: «The Naked Chef», auf Deutsch schlicht: «Kochen mit Jamie Oliver».
25 Jahre sind eine lange Zeit, vor allem im 21. Jahrhundert, in dem sich Kochtrends im Wochentakt jagen und es einmal chic ist, selber Pasta zu machen, am anderen Tag, Apfelessig zu trinken oder nach den dümmsten Fleischalternativen zu suchen.
An Jamie Oliver scheinen solche Trends vorbeizuziehen. Noch verwunderlicher: Er hat sie (fast) alle schon einmal gekocht, auf irgendeine Art und Weise. Seine Rezepte sind zeitlos.
Als 23-Jähriger mischte er die TV-Kochszene von hinter dem Küchentresen auf, er war versehentlich in einer Dokumentation zu sehen gewesen und wurde so entdeckt. Seine erste TV-Show hiess «The Naked Chef», und das «naked» bezog sich auf seine Art zu kochen: «simple» musste es sein, «tasty» und «fun». Spass schien er immer zu haben, und den Humor hat er auch heute, viele Jahre, die sich durch Erfolge sowie Pleiten, Pech und Glück auszeichneten, später nicht verloren.
Er bringt seine Fans zum Kochen
Jamie Oliver revolutionierte die Art, am Fernsehen zu kochen. Ich schaue mir gerne Jamie-Oliver-Shows an, auch alte (wie ich auch Starköchin Nigella Lawson gern sehe und höre). Erstens, weil die Sendungen etwas Ungekünsteltes haben, manchmal fliegt eine Knoblauchzehe durch die Luft, und Jamies Genuschel versteht man nicht immer.
Zweitens, weil er schafft, was andere nicht schaffen: Er bringt mich zum Kochen. Das klingt erst mal etwas doof, ist aber so: Bei ausgeklügelten und visuell bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Kochsendungen schlafe ich ein oder google Köchinnen und Zubereitungsarten, während ich sie mir anschaue. Wenn der gealterte Naked Chef über den Bildschirm flimmert (niemals übers Handydisplay!), fange ich an zu kochen.
Mit dem, was ich zu Hause habe, und meistens mithilfe des Jamie-Oliver-Mörsers. Pasta, Knoblauch, Oliven, Kräuter, Gurke, Olivenöl, etwas Essig. Das ergibt den «besten Nudelsalat» aus Jamies Anfangszeit, ich habe ihn viele Male zu Picknicks mitgebracht. Noch immer steht an Grillfesten ein «Brotkranz mit Parmaschinken, Käse, Ei und Basilikum» auf dem Buffet – auch das ein altes Rezept.
Alter Wein in neuen Schläuchen? Eben nicht! Es ist alter Wein in alten Schläuchen – und er schmeckt super.
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