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Surfen via Weltall
Elon Musks Satelliten-Internet floppt in der Schweiz

Elon Musk, CEO von Tesla Inc., geht zum Eisenhower Executive Office Building nahe dem Weissen Haus in Washington, DC, am 13. Februar 2025.
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In Kürze:
  • Starlink will abgelegene Regionen global mit schnellem Internet durch Satelliten versorgen.
  • Die Swisscom muss gesetzlich bereits eine umfassende Netzabdeckung anbieten.
  • Starlink-Nutzer klagen über hohen Energieverbrauch.
  • Datenschutz­probleme bei Starlink erschweren dessen Einsatz in der Schweiz.

Starlink, ein Unternehmen von Elon Musks Raumfahrtunternehmen Spacex, spricht auf der Plattform X euphorisch von immer neuen Absatzrekorden. Danach benützen weltweit 4,6 Millionen Kunden das schnelle Internet aus dem Weltraum.

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Für die Verbreitung sorgen 7000 Starlink-Satelliten. Musk schiesst praktisch wöchentlich mehr Satelliten in eine Umlaufbahn. Das Ziel: mit über 40’000 Satelliten den Globus flächendeckend versorgen.

Seit August 2023 verfügt das US-Unternehmen über eine Konzession des Bundes und ist damit in der Schweiz offiziell verfügbar​. Neben dem Direktverkauf über die Starlink-Website wird das Produkt vom Vertriebspartner Digitec Galaxus angeboten.​

Ein Lieferant bringt eine Starlink-Satellitenantenne zu 10 Downing Street in London.

Starlink bietet sein Standardabo für 50 Franken im Monat an, die Variante mit unbegrenztem Datenvolumen kostet 75 Franken. Hinzu kommen einmalige Hardwarekosten von 329 Franken: die Satellitenantenne – nicht viel grösser als ein A4-Blatt – und das nötige Zubehör.

Weder Starlink selbst noch Digitec nennen konkrete Verkaufszahlen. Nur wenig offenherziger gibt sich der Elektrofachhändler Fust, der im Auftrag von Starlink schweizweit einen Installationsservice anbietet. «Seit der Einführung ist die Nachfrage nach dem Installationsservice eher überschaubar. Die Inanspruchnahme hält sich aktuell noch in Grenzen», sagt ein Sprecher.​

Swisscom-Internet bis in die hintersten Täler

Die Schweiz dürfte allerdings kein Hauptzielmarkt für Starlink sein. Die Mobilfunkabdeckung hierzulande ist hoch: Die Abdeckung mit dem Mobilfunkstandard 4G erreicht laut der Kommunikationskommission des Bundes über 99 Prozent der Bevölkerung. 5G wird kontinuierlich ausgebaut und deckt bereits einen Grossteil des Landes ab. Beide Standards ermöglichen Breitbandverbindungen.

Es bleiben sehr abgelegene Gebiete, vor allem in den Alpen, die über kein schnelles Internet verfügen und wo ein Satellitendienst überhaupt Sinn ergibt.

Allerdings: Die Swisscom ist durch den Grundversorgungsauftrag des Bundes ohnehin verpflichtet, jeden Haushalt mit Internet zu versorgen – selbst die abgelegensten Berghütten​.

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) ist der grösste Betreiber von solchen Unterkünften. Die meisten der 150 SAC-Hütten liegen nach Angaben des Clubs in Reichweite des normalen Handyempfangs. 40 müssen per Satellit ans Internet angeschlossen werden.

Dafür setzt die Swisscom allerdings nicht auf Starlink, sondern auf den französischen Anbieter Eutelsat​. Insgesamt betreibt die Swisscom schweizweit 650 Satelliten-Internet-Anschlüsse​.

Für die Swisscom ist Starlink nur einer von vielen Satellitendiensten: «Während Starlink einer der führenden Betreiber ist, gewinnen viele andere Akteure schnell an Bedeutung», sagt ein Sprecher. Die Satellitenbetreiber würden ihre Lösungen als Ergänzung zu terrestrischen Diensten anbieten und dabei Regionen mit wenig terrestrischer Netzabdeckung bevorzugen.

Das Satelliten-Internet-Abo der Swisscom kostet zwischen 25.25 Franken (nur Festnetztelefonie) und 70.25 Franken für schnelles Internet inklusive Telefonie​. Damit ist die Swisscom-Variante teilweise günstiger als Starlink – und kommt ohne zusätzliche Hardwarekosten aus. Denn die Swisscom übernimmt diese Kosten und die ganze Installation.

Stromfresser mit Nebenwirkungen

Einer der wenigen Starlink-Nutzer in der Schweiz ist Mattia Brogli, der Hüttenwart der Capanna Barone im Tessiner Verzascatal. Die auf 2172 Metern über Meer gelegene Hütte ist nur zu Fuss erreichbar. Der Aufstieg dauert etwa vier Stunden. Die Hütte gehört dem privaten Verein Società Escursionistica Verzaschese.

Eine entlegene Hütte im Winter.

Dort gab es bis zur Installation von Starlink 2024 keinen Mobilfunkempfang. «Die Antenne und der Empfang funktionieren sehr gut, aber wir hatten Probleme mit ihrem Stromverbrauch», sagt Hüttenwart Brogli​.

Die Hütte wird mit Solarstrom betrieben, aber die Starlink-Antenne zieht viel Energie: «Der Stromverbrauch der Antenne ist hoch, und es ist vorgekommen, dass er die Batterien vollständig entleert hat.»

Eine Starlink-Antenne ist auf dem Dach eines Gebäudes mit grünen und steinernen Elementen montiert. Der Himmel ist blau mit einigen Wolken.

Ein weiteres Problem: Eigentlich wurde Starlink installiert, um Notrufe absetzen zu können. Doch viele Gäste nutzen die Verbindung für Social Media – zum Missfallen des Hüttenwarts: «Dieser Missbrauch stört den Geist der Geselligkeit und des Austauschs, der in einer Berghütte herrschen sollte.»

Mangelnder Datenschutz

Eine Hürde für Starlink in der Schweiz ist der Datenschutz. Während laut Swisscom die Satellitenlösung mit Eutelsat den Schweizer Datenschutzbestimmungen genügt, sind bei Starlink Zweifel angebracht. Starlink gibt keine klaren Informationen dazu, welche Nutzerdaten das Unternehmen in den USA speichert, verarbeitet oder weitergibt.

Tatsächlich taucht Spacex/Starlink nicht auf der Liste zertifizierter US-Firmen auf, die einen angemessenen Datenschutz für Schweizer Nutzerdaten bieten​. Das Unternehmen ist nicht Teil des Swiss-US Data Privacy Framework, das der Bundesrat im August 2024 verabschiedet hat.

David Vasella, Partner der Anwaltskanzlei Walder Wyss und spezialisiert auf Datenschutzrecht, warnte in der «Aargauer Zeitung»: «Werden Daten an einen Provider übermittelt, muss man sich fragen, wer genau sie einsehen kann. Und es besteht ein Risiko, dass ausländische Behörden darauf zugreifen.»

Wer dennoch auf Musks Satelliten setzt, tut dies aus speziellen Gründen – sei es als technisches Experiment oder aus der Not heraus. Doch für die breite Bevölkerung bleibt Starlink in der Schweiz vorerst irrelevant.