Missverständnisse um MaturaarbeitWeshalb eine Zürcher Gymischülerin dem Departement von Beat Jans Zensur vorwarf
Eine geschwärzte Abschlussarbeit im Gymnasium Rämibühl sorgte für Aufregung. Dahinter steckt ein Konflikt zwischen der Schülerin und dem EJPD-Sprecher – einem Freund der Familie.

- Eine Zürcher Gymnasiastin schrieb ihre Maturaarbeit über die Kommunikation von Bundesrat Beat Jans.
- Die Schülerin interviewte den Departementskommunikationschef, worauf es zu Missverständnissen kam.
- «Zensuriert» steht auf dem Titelblatt der prämierten Arbeit, die momentan ausgestellt wird.
- Die Rektorin des Gymnasiums stellt klar: «Es handelt sich nicht um einen Zensureingriff seitens des EJPD.»
Die meisten Maturaarbeiten verstauben nach der Benotung. Doch eine, die prämiert wurde, sorgt in Zürich gerade für Wirbel. Thema: die Kommunikation von SP-Bundesrat Beat Jans.
Die Arbeit ist momentan im Flur des mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasiums Rämibühl ausgestellt. Wer sie lesen will, kann jedoch nur das Inhaltsverzeichnis und die Danksagung sehen. Den Rest habe das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) schwärzen lassen – so lautete jedenfalls der Vorwurf der Schülerin. «Zensuriert» steht auf dem Titelblatt.
Die NZZ veröffentlichte ein Foto der angeblich zensierten Arbeit und stellte die Frage: Ist es verhältnismässig, dass die Kommunikationsabteilung so mit einer kritischen Maturaarbeit einer Gymischülerin umgeht?
«Die Schülerin ist die Tochter von Freunden»
Mittlerweile ist klar: Es handelt sich nicht um einen Zensureingriff des EJPD. Dies stellt Rämibühl-Rektorin Susanne Kalt auf Anfrage klar. Die Schülerin habe diverse Passagen ihrer Arbeit für die Ausstellung der besten Maturaarbeiten selbst geschwärzt. Dem vorausgegangen seien «Missverständnisse zwischen dem Kommunikationschef des EJPD und der Schülerin».
Für ihre Arbeit und den dazugehörigen Dokumentarfilm hat die Schülerin den früheren SRF-Journalisten und heutigen Bundesratssprecher Oliver Washington interviewt. «Die Schülerin ist die Tochter von Freunden», schreibt Washington auf Anfrage. Die Auskunft sei in einem privaten und freundschaftlichen Rahmen erfolgt. Ausserdem sei vereinbart worden, dass die Arbeit nicht veröffentlicht werde und Aussagen zurückgezogen werden könnten. «Die Schülerin hat sich nicht daran gehalten», schreibt der EJPD-Kommunikationschef. Sie habe «den Rahmen des anfänglich präsentierten Konzepts verlassen» und eine Veröffentlichung vorgesehen.
Streit um Zitate in der Maturaarbeit
Die Rektorin des Gymnasiums schreibt, dass die Schülerin aus Sicht des Betreuers die Abmachungen in Bezug auf den Umgang mit Zitaten, Bild- und Tonaufnahmen eingehalten habe. Zusätzlich zur schriftlichen Arbeit hat sie einen Dokumentarfilm gedreht. Dieser heisst laut NZZ: «Bundesrat Beat Jans: authentischer Kommunikator oder kalkulierender Schweiger?» Auf dem Plakat stehe: «Geplant als Analyse von aussen, gelandet mitten im politischen Hickhack. Interview-Rückzug, Rechtsberatung und Machtspiele statt offener Dialog.»
Momentan sind im Gymnasium Rämibühl nur zwei Szenen aus dem Film zu sehen. Kommunikationschef Oliver Washington schreibt, er habe die Schulleitung gebeten, den Film nicht zu veröffentlichen. Daraufhin habe die Schulleitung in Absprache mit der Schülerin und ihrem Betreuer entschieden, dass gewisse Passagen gestrichen werden sollen.
«Aufgrund des grossen medialen Interesses» gab Oliver Washington am Mittwoch nun den ganzen Film im Rahmen der Schule frei. Von Schwärzungen der schriftlichen Arbeit sei nie die Rede gewesen, schreibt er. «Seitens EJPD hat niemand in die Maturaarbeit der besagten Schülerin eingegriffen.»
Der Maturaarbeitsprozess ist laut der Rektorin mit den Frühlingsferien beendet. Sowohl der Film als auch die schriftliche Arbeit seien «für die Öffentlichkeit nicht einsehbar».
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