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Meinung

Kommentar zur Maturitätsreform in Zürich
Starres Fächerdenken ist überholt

Gymi Schueler und Schuelerinnen der 3 Klasse schreiben eine Pruefung im Wirtschaft und Recht Unterricht an der Kanti Glarus am 17. Juni 2019 in Glarus. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
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Wie der Kanton Zürich die aktuelle Maturitätsreform angeht, ist innovativ, aber nicht revolutionär. 

Den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sollen spätestens ab dem Schuljahr 2029/30 zwölf völlig neue interdisziplinäre Schwerpunktfächer wie «Spanischsprachige Welt», «Prozesse in der Umwelt» oder «Nachhaltige Gesellschaft» zur Auswahl stehen. Was futuristisch anmutet, entspricht in Tat und Wahrheit schlicht den Anforderungen der Gegenwart.

Die gymnasiale Matura wurde vor drei Jahrzehnten das letzte Mal reformiert. Begriffe wie Globalisierung oder Digitalisierung wurden damals noch im Duden nachgeschlagen.

Eine inhaltliche Neuausrichtung ist deshalb mehr als angezeigt.

Ein Alarmzeichen sind schliesslich auch die Klagen zahlreicher Hochschulen über das unzureichende Niveau der Studienanfänger. Als problematisch werden vor allem die Lücken in basalen fachlichen Kompetenzen wie Mathematik oder Deutsch bezeichnet. Dieses Problem ging die nationale Erziehungsdirektorenkonferenz mit der 2023 erlassenen Maturitätsordnung an. Die Anforderungen in den sogenannten Grundlagenfächern – neben Deutsch und Mathematik unter anderem eine zweite Landessprache, Englisch, Biologie, Chemie, Physik, Geschichte oder Geografie – werden im ganzen Land aufeinander abgestimmt. 

Aber auch die Fähigkeit, analytisch und vernetzt zu denken, ist bei manchen Maturandinnen und Maturanden aus Sicht der Hochschulen ungenügend. Hier setzt der Vorschlag des Kantons Zürich an. Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung: Die komplexen Fragestellungen unserer Zeit lassen sich nicht in starren Fächern denken. Um Lösungen zu finden, müssen sich verschiedene Disziplinen zusammentun. Nur wer weiss, wie Menschen und Technologien zusammenwirken, ist gerüstet für ein universitäres Studium. Vor diesem Hintergrund erscheint es überfällig, dass bereits die Gymnasien interdisziplinäre Fähigkeiten fordern und fördern.

Wie immer, wenn eine Schulreform ansteht, dürfte auch der vorliegende Vorschlag Kritiker auf den Plan rufen, die das klassische Bildungsideal in Gefahr sehen.

Wer genau hinschaut, der erkennt jedoch, dass der Vorschlag des Kantons Zürich weniger tiefgreifend ist, als es den Anschein macht. Das Aufbrechen der isolierten Wissensaneignung ist nämlich keinesfalls mit dem Tod der traditionellen Fächer gleichzusetzen. Sie bleiben auch im neuen Schwerpunktfachkatalog bestehen. So wird Latein künftig Hauptbestandteil des Fachs «Antike und ihre Bedeutung für die Gegenwart» sein.

Kommt hinzu: Die Reform betrifft das Kurzgymnasium. Die ersten zwei Jahre des Langzeitgymnasiums bleiben von der Reform unberührt. Dort gilt ein einheitlicher Stundenplan, der etwa auch Latein umfasst.

Das Gymnasium bleibt also weiterhin dem klassischen Ideal der umfassenden Bildung treu und macht die Maturandinnen und Maturanden fit für die Herausforderungen ihrer Zukunft.