Massive Geldprobleme nach ÜbernahmeElon Musk warnt Twitter-Mitarbeiter vor möglicher Pleite
Nur wenige Wochen nach Dienstantritt erklärt der neue Chef, dass im kommenden Jahr ein Milliarden-Loch in der Bilanz klaffen könnte. Mehrere hochrangige Mitarbeiter haben unterdessen gekündigt.

Tech-Milliardär Elon Musk hat wenige Wochen nach der 44 Milliarden Dollar schweren Twitter-Übernahme eine Insolvenz des Online-Dienstes nicht ausgeschlossen. Zum ersten Mal seit den Entlassungen wandte sich Musk am Donnerstag nun an die verbliebenen Mitarbeiter. Er forderte sie auf, Twitter dabei zu helfen, eine Milliarde Nutzer zu erreichen.
Medienberichten zufolge warnte Musk beim Auftritt, dass bei Twitter im kommenden Jahr ein Milliarden-Loch in der Bilanz klaffen könnte. Wenn es unter diesen Umständen nicht gelinge, mehr Geld reinzubringen als wir ausgeben, sei «eine Insolvenz nicht ausgeschlossen», zitierten Musk unter anderem der Finanzdienst Bloomberg sowie die Tech-Medien «The Information» und «Platformer».
«Sie haben vielleicht mitbekommen, dass ich eine Reihe von Tesla-Aktien verkauft habe. Der Grund, weshalb ich das getan habe, ist, Twitter zu retten», sagte Musk zu Mitarbeitern. Der Weg werde mühsam, die Mitarbeiter müssten zudem «mindestens 40 Stunden pro Woche persönlich im Büro sein».
Twitter schrieb bereits vor der Übernahme zuletzt rote Zahlen. Nach dem Deal beklagte Musk einen Umsatzeinbruch, weil einige grosse Werbekunden Anzeigen auf der Plattform ausgesetzt hatten. Sie sorgen sich, dass ihre Werbung neben anstössigen Tweets auftauchen könnte, wenn Musk wie angekündigt die Inhalte-Regeln lockern sollte.
Milliarden-Schulden wegen Übernahme
Auf Twitter lastet zudem der Kredit von rund 13 Milliarden Dollar, den Musk für den Kauf aufnahm. Medienberichten zufolge kostet die Bedienung dieser Schulden rund eine Milliarde Dollar im Jahr. Der Tech-Milliardär will die Werbe-Erlöse, die bisher 90 Prozent der Einnahmen ausmachen, durch ein Abo-Geschäft ergänzen. In den vergangenen Tagen hatte Twitter sich daher darauf konzentriert, das zahlungspflichtige Abonnement Twitter Blue auszubauen. Das neue Abo soll für Twitter-Kunden künftig Voraussetzung für die Verifizierung ihrer Nutzerkonten mit dem blauen Häkchen sein. Zum Start nutzten jedoch zahlreiche Menschen die Gelegenheit, sich mit gefälschten Konten als Prominente oder Politiker auszugeben (siehe Infobox).
Zuvor hatte Musk die Beschäftigten bereits in einer E-Mail vor schwierigen Zeiten gewarnt. Die wirtschaftliche Lage sei «schlimm», besonders für ein Unternehmen, das von Werbeeinnahmen abhänge. In dem Memo kündigte Musk auch neue Richtlinien in Sachen Homeoffice an – künftig ist Heimarbeit demnach nur noch mit seiner ausdrücklichen persönlichen Erlaubnis zulässig.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen laut dem Memo, aus dem US-Medien übereinstimmend zitierten, mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro erscheinen. Vor der Übernahme durften Twitters Beschäftigte von überall aus arbeiten. Musk gilt als ausgesprochener Gegner des Homeoffice-Trends, das hatte er bereits bei seinem Elektroautokonzern Tesla deutlich gemacht.
Hochrangige Mitarbeiter verlassen Firma
Musk hatte vergangene Woche rund jeden zweiten der zuvor etwa 7500 Jobs bei Twitter gestrichen. Jetzt sagte er den Berichten zufolge, dass die Firma zum Teil immer noch zu viele Beschäftigte habe.
Medienberichten zufolge verliessen am Donnerstag weitere Manager in Schlüsselpositionen die Firma: Der für das Herausfiltern anstössiger Inhalte verantwortliche Yoel Roth und Robin Wheeler, die erst seit kurzem für die Beziehungen zu Werbekunden zuständig war. Sicherheitschefin Lea Kissner und der für Datenschutz zuständige Damien Kieran gaben ebenfalls ihren Abschied von dem Unternehmen bekannt. US-Medien berichteten zudem, weitere Manager hätten Twitter verlassen.
Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC (Federal Trade Commission) sprach unterdessen eine Warnung aus, was selten ist. «Wir verfolgen die jüngsten Entwicklungen bei Twitter mit grosser Sorge. Kein Geschäftsführer oder Unternehmen steht über dem Gesetz», erklärte ein Sprecher der FTC. Verstösse gegen ein Abkommen mit der Behörde in Sachen Datensicherheit und Datenschutz könnten Bussgelder in Millionenhöhe nach sich ziehen.
SDA/AFP/chk
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