Verkauf von Elektroautos harztE-Autos werden billiger – kommt es nun zur Rabattschlacht?
Die Nachfrage nach Elektroautos ist zuletzt gesunken. Nun versuchen Autohändler, das Geschäft anzukurbeln, mit Preissenkungen von mehreren Tausend Franken.
Gleichbehandlung kann wehtun. Seit Anfang Jahr unterliegen in der Schweiz neu alle Elektroautos einer Automobilsteuer, die 4 Prozent des Importpreises ausmacht – so wie alle anderen Neuwagen seit 1997. Verantwortlich dafür ist der Bundesrat. Die bisherige Steuerbefreiung der Elektromobilität, so urteilt er, sei «angesichts des stark angestiegenen Anteils von Elektroautos an den gesamten Autoimporten» nicht mehr nötig.
Ende 2023 waren in der Schweiz rund 164’000 Elektroautos zugelassen. Jeder fünfte Neuwagen war im letzten Jahr ein rein elektrisches Modell. Nur: Im Januar haben Elektroautos Marktanteile verloren – eine Zäsur. Der stetige Aufwärtstrend der letzten zehn Jahre ist gebrochen.
Nun reagieren die Autohändler. Wie aus Branchenkreisen verlautet, wollen sie heuer vermehrt Rabatte gewähren, Preise reduzieren oder die neue Steuer von 4 Prozent nicht auf die Kunden überwälzen. «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, alles zu versuchen, die Preise speziell für E-Modelle in diesem Jahr zu senken», heisst es etwa bei der Amag-Gruppe. Volkswagen zum Beispiel, die hierzulande am meisten gekaufte Marke, hat im Januar die Listenpreise der rein elektrischen ID.-Modelle teils deutlich gesenkt. Je nach Modell sind es bis zu 8750 Franken.
Gleich tönt es bei der Emil-Frey-Gruppe; hier winken Preisnachlässe in der Höhe von mehreren Tausend Franken, beim Subaru-Modell Solterra MY23 etwa sind es 5000 Franken. «Die Rabatte und Prämien sind sicher attraktiver als vor ein bis zwei Jahren», sagt ein Sprecher. Zum einen habe sich die Konjunktur «eher abgekühlt». Zum anderen habe sich die Liefersituation weiter normalisiert. Das heisst: Die Auswahl an Modellen ist grösser als zuletzt, was den Wettbewerb unter den Händlern zusätzlich anheizt.
Ein Auf und Ab bei Tesla
Wie schnelllebig der Markt derzeit ist, zeigt sich bei Tesla. Der US-Autobauer hat im Januar in Deutschland die Kaufpreise für sein Model Y gesenkt. Doch nun wird der elektrische SUV bereits wieder teurer. Auch die angebotene Finanzierung mit 0,0 Prozent für das Leasing ist passé, wie Fachjournale berichten.
Dieses Auf und Ab ändert aber nichts daran, dass sich in Deutschland der Preiskampf gerade verschärft hat, befeuert durch den chinesischen Konkurrenten BYD, der seine Listenpreise ebenfalls gesenkt hat, je nach Modell um bis zu 7000 Euro. Aber auch deshalb, weil die Politik die staatlich finanzierte Kaufprämie von 4500 Euro pro elektrischen Neuwagen im letzten Dezember abgeschafft hat.
Ob es in der Schweiz nun zu einer eigentlichen Rabattschlacht kommen wird, darüber gehen die Einschätzungen auseinander. Diese Frage sei zurzeit offen, sagt Christoph Schreyer, der beim Bundesamt für Energie die Sektion energieeffizienter Verkehr leitet. Zurückhaltend ist auch die Emil-Frey-Gruppe: Die aktuelle Marktsituation sei nicht aussergewöhnlich.
Anders tönt es bei den freien Autohändlern. Stephan Jäggi, Geschäftsleiter des Verbands freier Autohandel Schweiz, ist überzeugt, dass sich der Preiskampf in der Schweiz verschärfen wird. Nimmt die Nachfrage nach E-Autos ab und sind die Lager voll, gibt es seiner Einschätzung gemäss automatisch Bewegung bei den Preisen.
Parallel- und Direktimporte, wie sie die freien Autohändler machen würden, hätten eine «preisdisziplinierende Rolle», sagt Jäggi. So seien nicht nur die Elektrofahrzeuge im Schnitt 10 bis 20 Prozent günstiger als bei den Vertragshändlern.
Preis wichtiger als Ladesäule
Viele Autohändler verzichten wegen der beschriebenen Sonderaktionen derzeit auf Umsatz und Gewinne. Gleichzeitig hoffen sie, die Nachfrage ankurbeln zu können. Ob dies gelingen wird, dürfte sich erst nach dem ersten Quartal dieses Jahres zeigen. Januar und Februar seien traditionell schwache Monate, sagt Christoph Wolnik, Sprecher von Auto-Schweiz, der Vereinigung der offiziellen Autoimporteure. Eine objektive Bewertung sei daher vor Anfang April nicht möglich.
Tatsache ist auch: Der hohe Kaufpreis ist noch immer der wichtigste Grund, der gegen die Anschaffung eines E-Autos spricht, wie das E-Barometer 2023 des Touring-Clubs Schweiz ausweist. Erst danach folgt der – vor allem in Bundesbern viel diskutierte – Mangel an Ladeinfrastruktur. «Grundsätzlich werden sinkende Preise die Entwicklung der Elektromobilität beschleunigen», sagt Schreyer vom Bundesamt für Energie.
Günstiger werden könnten Elektroautos in nächster Zeit auch, weil die Preise für Rohmaterialien wie Lithium, Kobalt oder Nickel auf einem Langzeittief sind; Batterien sind in der Regel das teuerste Bauteil in einem Elektroauto. «Auch die neuen Mitbewerber aus China werden für einen wachsenden Wettbewerb in Europa und der Schweiz sorgen», sagt Schreyer. Und auch dies könne zu sinkenden Preisen führen.
Stephan Jäggi vom Verband der freien Autohändler sagt es so: «Neue Produkte werten den Markt auf.» Exemplarisch stehe hierfür das Modell eJS1 des chinesischen Autobauers JAC. Dieses ermögliche den Einstieg in die Elektromobilität für unter 17'000 Franken.
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