Kolumne «Dorfgeflüster»Eins, zwei, vier, fünf, sechs …
Die letzte Wädenswiler Ratssitzung dauerte eine halbe Ewigkeit. Dabei hätte mindestens eine Viertelstunde früher Schluss sein können.
«Wir zählen nochmals.» Ernst Grand (FDP) murmelte diesen Satz nach der zermürbenden Budgetsitzung bestimmt noch im Schlaf vor sich hin. Das Wädenswiler Parlament hat am Montagabend sechs Stunden lang über die Reihenfolge der Traktanden, das neue Budget und den Steuerfuss gestritten. Dabei hätte das ganze Spektakel im Idealfall schon nach fünfdreiviertel Stunden für beendet erklärt werden können. Für Verzögerungen sorgten nämlich auch die drei Stimmenzähler.
Leider wäre rascher gezählt, wie oft diese drei Stimmenzähler auf dasselbe Resultat kamen. Bei den meisten der über zwei Dutzend Abstimmungen an diesem Abend musste Ratspräsident Grand, der inzwischen von Rita Hug (Grüne) abgelöst worden ist, aber mantraartig wiederholen: «Wir zählen nochmals.»
Einer wollte gehen
Die 35 Gemeinderatsmitglieder waren dabei auch nicht unschuldig. Einige geduldeten sich immer nur ein paar Sekunden, ihre Hände oben zu lassen, bevor sie erschöpft in die Ausgangsposition sackten. Ihr halbherziges Aufstrecken überdachten diese Parlamentarier auch nach der vierzehnten wiederholten Zählung nicht – im Gegenteil, die Disziplin neigte sich dem Ende zu, der Geduldsfaden war arg gespannt. Ein Gemeinderat packte nach einem weiteren «Wir zählen nochmals» in der letzten Stunde entgeistert seinen Laptop ein und machte den Anschein, als wolle er frühzeitig nach Hause. Er blieb, unterliess aber die Bemerkung nicht, langsam, aber sicher «Schübe» zu bekommen.
Wäre ein elektronisches Zählsystem die Lösung? Der Grosse Gemeinderat in Adliswil hatte dies einige Monate getestet, mittlerweile wird aber auch da wieder von Hand gezählt. Wieso? Zu teuer, heisst es auf Anfrage. Wenn dem so ist, dann wird man auch im finanziell gebeutelten Wädenswil noch eine Weile auf diese Technik verzichten müssen.
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