Abschied von Benedikt XVIEin schlichter Abschiedsgruss und vereinzelte «Santo subito»-Rufe
Papst trägt Papst zu Grabe: Auf dem Petersplatz hat der Gottesdienst für den einstigen Pontifex stattgefunden.
10:55 Uhr: Die Trauerfeier ist zu Ende.
Nach der Totenmesse für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. ist dessen Sarg am Donnerstag unter Applaus der Gläubigen in den Petersdom getragen worden. Zuvor hatte Papst Franziskus auf dem Petersplatz das Requiem für seinen Vorgänger gefeiert. Er verneigte sich vor dem Sarg, berührte und segnete ihn.
Auch nach der Trauermesse für Benedikt XVI., der am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren gestorben war, gab es sehr vereinzelte «Santo subito»-Rufe (»Sofort heilig») von den Trauergästen. Diese Forderung stand auch auf einem grossen Transparent, das einige Gläubige in die Höhe hielten. Im Vergleich zu der Totenmesse für den «Jahrhundertpapst» Johannes Paul II. im Jahr 2005 war der Andrang der Gläubigen eher gering.
Papst Benedikt, mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger, soll am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Krypta des Petersdoms beigesetzt werden. Seine Grabstätte ist die frühere seines Vorgängers Johannes Paul II., der nach seiner Seligsprechung nach oben in den Petersdom umgebettet wurde.
10.45 Uhr: Franziskus’ Predigt bei Requiem: Wenig direkten Bezug auf Benedikt
Papst Franziskus hat in seiner Predigt während der Totenmesse für Benedikt XVI. nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger genommen.
Der Pontifex sprach am Donnerstag vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier vor dem Holzsarg des emeritierten Papstes: «Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!» Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.
Zuvor hatte Franziskus vor vielen Gästen und Zigtausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom gesagt: «Auch wir, die wir fest mit den letzten Worten des Herrn und dem Zeugnis, das sein Leben geprägt hat, verbunden sind, möchten als kirchliche Gemeinschaft in seine Fussstapfen treten und unseren Bruder den Händen des Vaters anvertrauen: Mögen diese Hände der Barmherzigkeit seine mit dem Öl des Evangeliums brennende Lampe vorfinden, das er während seines Lebens verbreitet und bezeugt hat.» Der Papst hatte schon in den vergangenen Tagen die Hingabe Benedikts für den Glauben gelobt. Franziskus wurde zuvor im Rollstuhl auf den Platz gefahren.
Dass ein Papst dem Requiem seines Vorgängers vorsteht, ist historisch. Benedikt war 2013 vom Amt des Papstes zurückgetreten. Die Totenmesse für Benedikt war daher für die katholische Kirche zeremonielles Neuland, weil mit ihm erstmals seit Jahrhunderten ein emeritierter Papst gestorben war und deshalb kein Nachfolger gewählt werden musste. Die Liturgie wurde im Vergleich zu einem herkömmlichen Trauergottesdienst für einen Papst leicht verändert. Das Requiem wurde überwiegend auf Latein gehalten, die Fürbitten wurden jedoch in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch, gesprochen.
10. 15 Uhr: 130 Kardinäle bei Trauermesse.
Rund 130 Kardinäle haben am Donnerstag an der Totenmesse für den für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz in Rom teilgenommen. Das teilte Vatikansprecher Matteo Bruni mit.
Nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa waren auch 300 Bischöfe unter den Gästen.
9.55 Uhr: Unter die Trauergäste mischt sich Politprominenz.
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz nehmen an der Beerdigung des ersten deutschen Papstes seit 500 Jahren teil. Auch dabei sind Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Präsident Sergio Mattarella, der belgische König Philippe und Königin Mathilde, die Präsidenten Polens Andrzej Duda und Litauens, Gitanas Nauseda.
9.30 Uhr: Jetzt geht es los.
Auf dem Petersplatz im Vatikan hat die Trauerfeier für den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. begonnen. Geleitet wird sie von dessen Nachfolger, Papst Franziskus.
Der Sarg mit dem Leichnam des verstorbenen früheren Papstes Benedikt XVI. ist auf den Petersplatz gebracht worden. Träger brachten den Sarg aus Zypressenholz aus dem Petersdom und setzten ihn unter den Augen der versammelten Kardinäle vor dem Altar für die Totenmesse ab. Dazu läuteten Glocken, die Menge applaudierte. Eine Durchsage erklärte in mehreren Sprachen, dass alle dazu eingeladen sind, die Prozession zu begleiten. Verboten sei es allerdings, Flaggen und Schilder hochzuheben.
Zehntausende Gläubige haben sich am Donnerstagmorgen zur Trauerfeier für den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz versammelt. In den Zuschauerreihen blieben bei nebligem und kühlem Wetter allerdings zunächst grosse Lücken.
Vor dem Requiem für den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. hat dessen langjähriger Vertrauter und Privatsekretär Georg Gänswein mit einer besonderen Geste Abschied genommen. Der Erzbischof beugte sich am Donnerstagmorgen über den Sarg auf dem Petersplatz und küsste ihn. Niemand stand Benedikt in den vergangenen Jahren näher als Gänswein.
So läuft Benedikts Trauerfeier ab – die wichtigsten Fragen und Antworten
Hier finden Sie alles Wissenswerte rund um das historische Ereignis.
Wird die Abdankungsfeier wie ein päpstliches Begräbnis ablaufen?
Um 09.30 Uhr beginnt der Gottesdienst auf dem Petersplatz. Der emeritierte Pontifex bekommt eine Zeremonie und eine Beisetzung wie ein Papst. Allerdings gibt es zur üblichen Zeremonie kleinere Veränderungen. Unter anderem wird auf Gebete verzichtet, die in der Zeremonie eigentlich für ein Konklave zur Wahl des Nachfolgers vorgesehen sind. Es wird keine Papstwahl geben, weil Franziskus als amtierender Pontifex im Amt bleibt.
Der Messe wird Papst Franziskus vorstehen. Am Altar wird allerdings Kardinal Giovanni Battista Re die Kirchenfeier zelebrieren, weil den 86 Jahre alten Argentinier weiter sein Knieleiden plagt. Franziskus wird jedoch die Predigt halten.
Noch am Vorabend wurde der Leichnam von Benedikt in einen Sarg aus Zypressenholz gelegt. Beim Trauergottesdienst auf dem Petersplatz wird Benedikt damit nicht mehr zu sehen sein. Während der vergangenen drei Tagen erwiesen knapp 160’000 Gläubige dem früheren Pontifex die letzte Ehre.
Wo bekommt Benedikt XVI. seine letzte Ruhestätte?
Benedikt XVI. wird nach der Trauerfeier in der Krypta unter dem Petersdom im Vatikan beigesetzt werden – im früheren Grab seines 2005 verstorbenen Vorgängers Johannes Paul II. Benedikt hatte sich diesen Bestattungsort nach Angaben seines Biografen Peter Seewald gewünscht. Die Lage gilt wegen der besonders grossen Nähe zum vermuteten Petrusgrab als privilegiert.
Die Krypta ist auch unter dem Namen Vatikanische Grotten bekannt. Sie liegt unter dem Altar des Petersdoms, in ihr sind insgesamt 62 Päpste begraben. Der Sarg mit dem Leichnam von Johannes Paul II. war nach dessen Seligsprechung im Jahr 2011 in die St. Sebastian-Kapelle im Seitenschiff des Doms verlegt worden.
Der Petersdom hat als Grabkirche der Päpste eine lange Tradition. Der erste Bau wurde im vierten Jahrhundert nach Christus über einem Friedhof errichtet, wo das Grab des Apostels und ersten Papstes Petrus vermutet wurde. Von den 266 Päpsten in der Geschichte sollen insgesamt mindestens 145 im Petersdom ruhen, in teils opulenten, teils sehr bescheidenen Gräbern.
Wie viele Personen werden zur Trauerfeier erwartet?
Prognosen der Präfektur zufolge werden mehr als 60’000 Trauergäste erwartet. Die Zahl könnte allerdings deutlich höher werden, zumal auch in den Tagen der öffentlichen Aufbahrung fast doppelt so viele Menschen kamen wie vorhergesagt. Für die Trauerfeier sind in Rom rund 1000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Über dem Vatikan herrscht eine Flugverbotszone.
Für das historische Event – erstmals seit mehr als 200 Jahren wird ein amtierenden Papst einen ehemaligen beerdigen – sind mehr als 1000 Medienvertreter akkreditiert.
Welche wichtigen Personen sind bei der Trauerfeier anwesend?
Nur zwei Staaten haben eine offizielle Einladung des Vatikans erhalten, der Totenmesse beizuwohnen: Italien und Deutschland, das Heimatland von Benedikt XVI alias Joseph Ratzinger. Die Schweiz wird deshalb weder durch Bundespräsident Alain Berset noch durch ein anderes Mitglied des Bundesrates vertreten sein. Lediglich ein niederrangigeres Mitglied der Bischofskonferenz wird nach Rom reisen: Weihbischof Alain de Raemy, der die Diözese Lugano derzeit interimistisch leitet. Dabei wird de Raemy nicht bloss ein gewöhnlicher Messeteilnehmer sein: Er wird das Requiem für Benedikt XVI sogar aktiv mitgestalten. Lesen Sie hier mehr dazu. Zudem wird «aller Voraussicht nach» der Schweizer Botschafter beim Vatikan, Denis Knobel, an der Totenmesse teilnehmen, heisst es beim Aussendepartement (EDA).
Ein regelrechtes Feuerwerk an Politprominenz wird jedoch aus Deutschland erwartet: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist nach Rom und wird dort vor der Trauerfeier von Papst Franziskus begrüsst. Mit Steinmeier zusammen fliegt Bundeskanzler Olaf Scholz. Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und der aktuelle Bundesratspräsident Peter Tschentscher reisen nach Rom. Zur Delegation des Bundespräsidenten gehört ausserdem CDU-Chef Friedrich Merz als Oppositionsführer. Zudem kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seine Teilnahme an. Er reist zusammen mit einer Delegation aus Bayern, dem Heimatbundesland des früheren Papsts.
Ausserdem wird eine ganze Reihe von Regierungschefs, königlichen Häuptern und Alt-Staatspräsidenten nach Rom reisen, allerdings in privater Mission. Laut italienischen Medienberichten werden unter anderem die Präsidenten von Polen und Portugal, der König von Belgien und der ehemalige österreichische Bundespräsident Heinz Fischer erwartet.
Wie geht es im Vatikan weiter?
«Hinter den Kulissen läuft der Machtkampf der rivalisierenden Gefolgschaften der beiden Päpste», schrieb Italienkorrespondent Oliver Meiler nach Bekanntwerden des Todes von Benedikt XVI. Für die Kirche sei diese Trauerliturgie protokollarisches Neuland, frei für Gestaltung und Interpretation. Darum sei es nicht sehr verwunderlich, dass sich in die Trauer um Benedikt auch Misstöne mischten. Die Anhängerschaft von Benedikt finde offenbar, dass die rivalisierenden «Bergoglianer», also die geistige Gefolgschaft von Jorge Mario Bergoglio, das Protokoll gezielt klein und schlicht halte, damit das letzte Geleit für den Emeritierten nicht allzu gross und pompös ausfalle. Benedikt selbst soll sich das zwar so gewünscht haben: «feierlich, aber einfach». Doch die «Ratzingerianer» vermuteten Boshaftigkeit.
Einzigartig an diesem Abschied von einem Papst sei, dass er keine Sedisvakanz verursache, der Stuhl Petri ist besetzt. Dennoch seien die Kämpfe und Intrigen, die im Schatten des aufgebahrten Benedikts laufen, schon das Präludium dafür. Franziskus ist selbst 86 Jahre alt und nicht mehr gut zu Fuss: Sein Knieleiden binde ihn an einen Rollstuhl, das Reisen werde zusehends schwerer. Und wenn er sonst auch bei guter Gesundheit zu sein scheine, spreche er doch immer wieder von der Möglichkeit, dem Beispiel seines Vorgängers zu folgen und zurückzutreten. «Benedikt hat eine Tür geöffnet», sagte er einmal, und die stehe jetzt offen.
SDA/AFP/red
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