Datenanalyse zu Trumps WahlsiegSo kam der Rechtsruck in den USA zustande
Im Vergleich zur Wahl 2020 hat Donald Trump bei vielen Wählergruppen stark zugelegt. Erste Nachwahlbefragungen zeigen, welche Kreise nach rechts gerückt sind.
Nach dem historischen Sieg von Donald Trump zeigt sich: Fast alle der über 3000 Counties (Bezirke) in den USA sind im Vergleich zur Präsidentschaftswahl 2020 nach rechts gerückt. Dieser Trend gilt sowohl für ländliche texanische Gemeinden an der Grenze zu Mexiko als auch für bislang zuverlässige demokratische Counties in New York City. Das geht aus Daten von CNN hervor.
Aus ersten Nachwahlbefragungen von CNN lässt sich jetzt ableiten, wo Trump gegenüber 2020 zugelegt hat – und welche Wählergruppen besonders stark zum Rechtsruck beigetragen haben. Die Daten aus den Befragungen sind zwar vorläufig und können sich noch ändern. Trotzdem lassen sich daraus erste Schlüsse für Trumps Sieg und das schwache Abschneiden von Kamala Harris ziehen.
Das sind die zentralen Erkenntnisse:
Trump gewinnt mehr Frauen
Erstaunlich ist es nicht, dass mehr Männer als Frauen für Trump gestimmt haben. Aber: Bei der Präsidentschaftswahl haben immerhin 45 Prozent der Frauen für den Republikaner gestimmt – obwohl Trump wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde und immer wieder mit sexistischen Angriffen gegen Frauen auffällt.
Besonders bemerkenswert sind aber die Zugewinne bei den Frauen. Gegenüber der Präsidentschaftswahl 2020, als Joe Biden gewann, hat Trump bei den Frauen um 3 Prozentpunkte zugelegt. Auch bei den Männern hat er mehr Stimmen gemacht als 2020.
Die neue Gunst der Latinos
Auch wenn die Stimmenanteile nach Ethnien aufgeschlüsselt werden, ist das Bild wenig überraschend. Trump holte mehr Stimmen bei den Weissen, Harris mehr bei den Schwarzen und den Latinos. Tendenziell wählen die Minderheiten in den USA die Demokratische Partei.
Die Zugewinne zeigen jedoch auch hier, wie erfolgreich Trumps Kampagne war. Er holte bei den Latinos 14 Prozentpunkte mehr Stimmen als noch 2020. Unter den Wahlberechtigten stellen die mehr als 65 Millionen Latinos die grösste ethnische Minderheit der USA. Der Zuwachs ist umso erstaunlicher, weil sich Trump regelmässig an dieser Wählerschicht abarbeitete und behauptete, Migranten würden «das Blut unseres Landes vergiften».
Grosses Wachstum bei der jüngsten Wählergruppe
Auch die Werte bei den nach Alter aufgeschlüsselten Wählergruppen sind zunächst keine Überraschung. Trump und Harris sind ungefähr ausgeglichen. Bei den jungen Wählerinnen und Wählern erreichte Harris erwartungsgemäss die besten Resultate. Sie hat hier mit 54 Prozent das deutlichste Plus.
Betrachtet man jedoch die Verschiebungen seit der Präsidentschaftswahl 2020, zeigt sich: Trump holte bei der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen 7 Prozentpunkte mehr Stimmen als bei seiner letzten Kampagne. Auch bei fast allen anderen Altersgruppen schnitt Trump besser ab als 2020. Harris hingegen schaffte nur gerade bei den Über-65-Jährigen einen Zugewinn (von 2 Prozent) gegenüber den Werten von Biden 2020.
Bei den unteren Schichten wird Trump noch beliebter
Wer einen höheren Bildungsabschluss hat, stimmte eher für Harris: Sie holte 59 Prozent der Stimmen von Wählerinnen und Wählern mit einem höheren Abschluss. Trump hingegen punktete vor allem bei den tieferen und mittleren Bildungsschichten.
Bemerkenswert aber sind seine Zugewinne gegenüber 2020: Bei Personen ohne College-Abschluss ist es ein Plus von 9 Prozentpunkten. Bei Personen mit einem Associate Degree (Vorstufe zum Bachelor) sind es 6 Prozentpunkte. Und sogar bei Personen mit einem höheren Abschluss legte er minim zu.
Was sind die Gründe für den Rechtsruck?
Für die Trump-Wählerinnen und -Wähler waren die Wirtschaft und die Einwanderung die am häufigsten genannten wahlentscheidenden Themen. Bei Wählerinnen und Wählern von Harris der Zustand der Demokratie und die Abtreibung.
Offensichtlich ist: Das Thema Abtreibung konnte nicht so viele Menschen auf die Seite der Demokraten ziehen wie erwartet – obwohl es Harris immer wieder ansprach. Hingegen punktete Trump mit seinem Fokus auf Einwanderung und Inflation. Auch wenn die jährliche Teuerung zuletzt gerade mal noch 2,4 Prozent betrug. In einer Analyse zu den US-Wahlen vermutet der «Spiegel» daher, viele Menschen würden Harris und Biden «offenbar noch immer die Preisanstiege infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Energiekrise im Jahr 2022 verübeln».
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