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Schauspielerin Fran Drescher
Die Supernanny führt den Streik an

An der Spitze der Schauspielergewerkschaft: Fran Drescher inmitten von Berufskollegen zum Beginn des historischen Streiks in Hollywood.  
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Manchmal fügen sich die Dinge so stimmig, dass man vor ihnen steht und denkt: Ja, natürlich! Natürlich ist es Fran Drescher, die Schauspielerin, deren Markenzeichen immer schon ihre laute Stimme war, die nun den historischen Schauspielerstreik in den USA anführt. Drescher, bekannt aus der Neunzigerjahre-Sitcom «Die Nanny», steht an der Spitze des Arbeitskampfes. Letzte Woche begründete sie in einer emotionalen Rede, warum sie 160’000 Schauspieler in den Ausstand und damit Hollywood auf absehbare Zeit in den Stillstand zwingt (lesen Sie hier mehr zum Streik).

«Shame on them», rief Fran Drescher aus, Schande über die geizigen Verhandlungspartner, sie stünden auf der falschen Seite der Geschichte. Man könne sich nicht ewig abwerten und zerreiben lassen, denn die Sache betreffe Arbeitnehmer überall, so Drescher. Ja, man befinde sich an einem «Moment der Wahrheit».

Die Herzen in diesem steifen Haushalt erweicht sie als Nanny im Leo-Print und mit unverstelltem Charme sehr schnell.

Fran Drescher überzeugte fulminant in der Rolle der Gerechtigkeitskämpferin für den Schauspielerbund SAG-Aftra in den USA, dem sie seit 2021 vorsteht. Das eigentlich Bemerkenswerte an Fran Drescher ist, dass man bei ihr noch nie glauben mochte, dass sie irgendeine Rolle spielt.

SAG-Präsidentin Fran Drescher streikt in Los Angeles vor den Paramount Studios, am 14. Juli 2023.

Fran Drescher ist Fran Drescher ist Fran Drescher. 1957 wurde sie als Tochter einer Familie jüdisch-rumänischer Herkunft in New York geboren, und wer den unverschämt eingängigen Titelsong von «Die Nanny» noch im Ohr hat, weiss auch, wo: in Flushing, Queens. Fran Drescher spielte in der Sitcom Fran Fine, eine Brautmoden- und Make-up-Verkäuferin, das «flashy girl from Flushing», die zur Nanny für den noblen Witwer und Broadway-Produzenten Max Sheffield in Manhattan wird. Die Herzen in diesem steifen Haushalt erweicht sie im Leo-Print und mit unverstelltem Charme sehr schnell.

Als Fran Fine war sie auch Fran Drescher. Es wäre auch müssig, eine gross abweichende Rolle zu erfinden für die Erscheinung, die Fran Drescher ist mit ihrer kratzigen lauten Stimme und dem selbstironischen Humor.

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Nun also der Streik. Der Look war für diesen Anlass etwas zurückgenommener als damals im Fernsehen: wenig Make-up, Shirt und Kapuzenpulli der Gewerkschaft. Den stereotypen New Yorker Akzent hörte man in ihrer Rede (das Wort coffee hört sich bei ihr wie quoffee an) aber genauso wie im Original der «Nanny». Vor allem zeigte Fran Drescher wieder, dass sie immer noch viel mehr sein kann als das einfache Mädel aus Queens.

In den vergangenen 20 bis 30 Jahren hatte man nicht viel Neues von ihr gehört. Umso grossartiger ist es, sie nun auf der grossen Bühne zu sehen, an der Spitze eines Arbeitskampfs, der auf unabsehbare Zeit die roten Teppiche und Filmsets leer fegt und dessen Auswirkungen früher oder später auch für Streamingabonnentinnen und Kinobesucher spürbar werden dürften. Neben den Schauspielern streiken seit Wochen auch die Drehbuchautoren in Hollywood, und dass beide Gewerkschaften das gemeinsam tun, ist für Fran Drescher historisch wichtig. Denn als es den Doppelstreik zuletzt gab, 1960, war der Präsident der Schauspielergewerkschaft kein Geringerer als Ronald Reagan. 21 Jahre später wurde er US-Präsident.

Wenn man nun also davon träumen darf, wo es noch hingehen könnte für Fran, die es als Ulknudel erst zur lustigsten TV-Nanny brachte, dann zur Anführerin eines gewaltigen Arbeitskampfes, dann sind das doch keine miesen Aussichten.