Papablog: Ufzgi, Haushalt und InstrumentDie guten Vorsätze meiner Kinder
Der Autor hat sich viel vorgenommen fürs neue Jahr – und wollte wissen, wie das beim Nachwuchs aussieht.
Vom Speckwürfel zum Sixpack, vorerst null Alkohol, später wenig oder wenigstens weniger davon, ausgewogenere Ernährung und mindestens zweimal pro Woche «gah seckle». Nun, Vati hat sich einiges vorgenommen fürs neue Jahr. Weiter: mehr Geduld mit den Kids haben, ruhiger reagieren sowie bei Puff und Chaos eine längere Lunte an den Tag legen. Noch nicht alles. Wieder kreativer tätig sein, regelmässig Klavier und Klampfe üben, ab und zu einen neuen Song schreiben, einen Roman oder eine TV-Soap.
Sich Gedanken über sich und das eigene Verhalten zu machen, soll sein – auch im Kindesalter.
Ja, ich weiss, bisschen viel aufs Mal. Aber bis jetzt geht der Plan auf – ok, zumindest Teile davon. Sich Ziele zu stecken und an sich zu arbeiten, empfinde ich als herausfordernd und befriedigend zugleich. Denn wer immer das Gleiche macht und andere Resultate erwartet, hat diese eine Lektion noch nicht verinnerlicht: die Lektion der Selbstreflexion.
Und, was nimmst du dir vor?
Kinder sollen ein möglichst unbeschwertes Leben haben, einverstanden. Ok, hie und da bisschen Hausaufgaben erledigen, bisschen im Haushalt helfen, bisschen das Auto staubsaugen. Aber stundenlanges Grübeln oder die im Erwachsenenalter weitverbreitete «Hintersinnitis» hat da im Optimalfall keinen Platz. Sich aber Gedanken über sich und das eigene Verhalten zu machen, soll durchaus sein – auch im Kindesalter. Deshalb habe ich meinen zehnjährigen Sohn zum Start ins Jahr mit folgenden Fragen konfrontiert:
Was nimmst du dir vor?
Was könntest du künftig besser machen?
Was willst du unbedingt beibehalten im 2023?
Hier das Transkript seiner Antworten:
«Ich möchte im neuen Jahr weniger ausrasten, wenn mich meine Schwester nervt. Dann will ich in der Schule gut aufpassen, die Aufträge des Lehrers besser verstehen und die Hausaufgaben machen. Und dann fände ich es besser, wenn ich anfangen würde, mehr im Haushalt zu helfen. Danke und Bitte sagen. Und ich will weiterhin gut Schlagzeug üben.»
Nun, das klingt alles gut, nahezu perfekt. Aber diese Vorsätze riechen etwas gar stark nach dem, was der Alte des Öfteren predigt. Der Bub hat also ziemlich alles aufgezählt, was zwischen uns regelmässig zu Unstimmigkeiten führt. Trotzdem enthalten seine Vorsätze zumindest Spuren von Selbstreflexion. Denn er hat schon oft bewiesen, dass er die Dinge auch wirklich umsetzen kann. Allerdings hapert es hin und wieder an der Konstanz, was normal ist.
Meine Vorsätze? Deine Vorsätze!
Was ich mir als Papa im Zusammenhang mit ihm vornehmen könne, wollte ich dann noch wissen.
«Du könntest ein bisschen weniger gesund kochen. Und nicht so sauer werden, wenn ich mich mit meiner Schwester streite. Und ich wünsche mir mehr Ausflüge mit dir zu zweit – ins Fussballstadion oder eine Velotour.»
Ersteres verträgt sich nicht mit meinen persönlichen Vorsätzen. Zweites nehme ich mir vor, obschon ich auch im neuen Jahr nicht gerne in der vordersten Reihe sitze und applaudiere, wenn sich meine Kinder zanken. Letzteres freut mich sehr, das machen wir!
Meine Zweitkindergärtlerin habe ich übrigens auch noch zu ihren Vorsätzen befragt. Die Kleine: «Ich nehme mir vor, dass mein Bruder mich nicht mehr so nerven soll.» Genial. Wieso soll man sich mit dem Einhalten von Vorsätzen quälen, wenn man sich ganz einfach für die anderen etwas vornehmen kann?
Wie stehts mit Ihnen und/oder Ihren Kindern, liebe Leserinnen und Leser? Gibt es in Ihrem Haushalt gute Vorsätze und können Sie vielleicht sogar schon eine erste Bilanz ziehen? Diskutieren Sie mit.
Fehler gefunden?Jetzt melden.