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Papablog: Laute Worte, Wut und Tränen
Dabei will ich doch ein guter Vater sein …

Geballte Emotionen: Trotz guter Vorsätze gelingt es unserem Blogger nicht immer, ruhig zu bleiben.
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Es ist später Abend – Beebers und der Brecht schlafen. Normalerweise schaue ich um diese Zeit von Glück erfüllt in die friedlich sabbernden Kindergesichtlein und arbeite dann noch ein, zwei Stunden. Heute wollte ich einen unterhaltsamen Blogbeitrag fertigschreiben. Den angefangenen Text habe ich soeben gelöscht, um Ihnen stattdessen zu schildern, was mir gerade durch den Kopf geht.

Ich bin aufgewühlt. Wütend auf eins meiner Kinder, aber vor allem wütend auf mich selbst. Enttäuscht vom Verhalten des Kindes, aber noch enttäuschter von meinem Verhalten. Ich habe als Vater versagt. Vielleicht noch nicht komplett – über meine ganze Vaterschaft gesehen. Mindestens aber im Moment, und es ist nicht das erste Mal.

Für einige lange Minuten herrschte ein Umgangston, für den ich mich zutiefst schäme.

Der Sachverhalt ist komplex, wie er es in diesen Situationen immer ist. Zu komplex, um die Details auszubreiten. Das Kind und ich hatten grundlegend unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Abend ablaufen soll. So unterschiedlich, dass sich erste Meinungsverschiedenheiten rasch zum Konflikt hochdrehten. Das Kind missachtete Grenzen und ich verliess das Terrain meiner psychologischen und pädagogischen Fähigkeiten. Es folgten laute Worte, Vorwürfe, Wut, Tränen. Keine körperliche Gewalt, keine Beleidigungen, aber für einige lange Minuten herrschte ein Umgangston, für den ich mich zutiefst schäme.

Sehnsucht nach Vergeltung

Etwas in mir hofft, dass die Nachbarn mitgehört haben. Dass diese Szenen nicht in unserer Wohnung blieben, sondern mein Versagen dumpf durch die Wand drang. Als Strafe dafür, dass ich meinen erzieherischen Ansprüchen wieder einmal nicht gerecht wurde. Nicht vom letzten Mal dazugelernt habe.

Verdammt, ich dachte ehrlich, ich könne das besser.

Es ist nicht so, dass ich ständig wegen Kleinigkeiten aufbrausend bin. Die Situation war schwierig, das Kind hat viel zur Eskalation beigetragen. In den meisten Familien wären wohl ein paar deutliche Worte gefallen. Aber wie viel Schuld kann ein Kind überhaupt haben? Und was ist mein bisheriger Beitrag zu seinem Verhalten?Diese Fragen halten mich wach, aber auch: Muss ich jede Woge glätten können? Wie viel Stimmung darf ich zeigen, um Grenzen zu setzen, um authentisch zu sein? Ist es erstrebenswert, immer ruhig zu bleiben?

Gesucht: Bessere Strategien

Immerhin können das Kind und ich um Verzeihung bitten und verzeihen. Wir sind beide nicht nachtragend und haben weitaus mehr gute als schlechte Tage miteinander. Aber wie viel Einzelversagen verträgt es, bevor ich mir eingestehen muss, nicht der gute Vater zu sein, der ich immer sein wollte? Verdammt, ich dachte ehrlich, ich könne das besser.

Vielleicht muss ich bessere Strategien erlernen. Aber je mehr Literatur ich studiere, desto mehr komme ich zur Einsicht, dass es mit Wissen allein nicht gemacht ist. Hilfe wäre gut. Immerhin gibt es bei uns beiden auch medizinische Ursachen dafür, dass uns die Kommunikation manchmal schwerfällt. Wir sind dran, aber alle Anlaufstellen sind überlastet, die Wartefristen lang.

Bevor ich ins Bett gehe, schwöre ich mir, künftig gelassener zu bleiben. Mehr psychologische Raffinesse zu zeigen. Morgen beim Frühstück werden wir in Ruhe über den heutigen Tag reden.

Eltern sein ist nicht leicht. Kind sein bestimmt auch nicht.

Nachtrag vom nächsten Morgen: Wir haben verschlafen und konnten den vergangenen Abend nicht besprechen. Doch trotz zeitlichem Stress haben wir es alle ohne zwischenmenschlichen Stress zu unseren Vormittagsterminen geschafft. Manchmal haben wir es eben doch drauf.