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Visuelle Übersicht
Der Ukraine-Krieg in Grafiken und Karten

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Diese Übersicht ist chronologisch aufgebaut. Neue Einträge bilden den Stand des jeweiligen Datums ab:

5. Dezember 2023

Mittlerweile sind schon 70’000 Russen im Kampf gefallen

Die russische Armee versucht seit Oktober, ukrainische Truppen in der Frontstadt Awdijiwka im Donbass einzukesseln. Dabei rückt sie aufgrund der zahlenmässigen Überlegenheit immer weiter vor, erleidet aber schwere Verluste an Material und Menschen. Ein weiteres Mal zeigt sich, dass die Russen so viele Soldaten wie nötig verheizen, um ihre Ziele zu erreichen.

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste sind seit Kriegsbeginn schon 70’000 Russen in der Ukraine getötet worden. Dabei handelt es sich um 50’000 reguläre Soldaten sowie 20’000 Mitglieder der Söldnertruppe Wagner. Die Zahl der Verwundeten werde auf etwa 210’000 Soldaten und 40’000 Wagner-Kämpfer geschätzt, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.

Der Mittelwert der Schätzung liegt bei insgesamt 320’000 russischen Opfern. Es könnten aber bis zu 350’000 sein. Genaue Angaben seien schwierig, sagte das britische Verteidigungsministerium. Selbst in Russland sei die Gesamtzahl der Toten und Verwundeten wahrscheinlich nicht bekannt, da innerhalb des Militärs eine etablierte Kultur unehrlicher Berichterstattung herrsche.

Sicher ist: Die beiden Konfliktparteien beklagen ein Vielfaches mehr Todesfälle, als sie selbst zugeben. Nach Nato-Einschätzung von Ende November hat die Zahl der getöteten oder verwundeten russischen Soldaten ebenfalls die Marke von 300’000 überschritten.

10. November 2023

Die Gegenoffensive ist gescheitert – es droht ein langer Stellungskrieg

Der am 8. Juni begonnene Versuch der Ukrainer, bedeutende Teile der von Russland besetzten Gebiete im Süden zu befreien, hat kaum Resultate gebracht, die auf der Landkarte als Erfolg zu verzeichnen wären. Zwar hat die ukrainische Armee dem Feind schwere Verluste zugefügt. Ausserdem «kann im Krieg alles passieren», wie Sönke Neitzel sagt. Doch auch der Militärhistoriker von der Universität Potsdam geht davon aus, dass «die Offensive jetzt ausgelaufen ist». Die Hoffnung auf einen schnellen Zusammenbruch der russischen Front habe sich als trügerisch erwiesen. «Wie im Ersten Weltkrieg hat sich die Überlegenheit der Defensive gezeigt», sagt Neitzel.

Die Pläne der ukrainischen Militärführung sahen vor, im besten Fall bis ans Asowsche Meer vorzustossen – bis Mariupol oder bis Melitopol – und so die besetzte Landbrücke zwischen der Krim und dem Donbass zu durchtrennen. Auch nur die Rückeroberung der Stadt Tokmak hätte man als Erfolg werten können.

Tatsächlich konnten aber nur wenige Quadratkilometer befreit werden, wie ein Vergleich der Frontlinie zu Beginn der Offensive mit dem aktuellen Verlauf zeigt. Veränderungen sind nur wenige zu erkennen. Von Tokmak ist die Kontaktlinie immer noch etwa 20 Kilometer entfernt.

Stecken geblieben ist die Offensive nicht nur wegen der dichten russischen Minenfelder. Das noch grössere Problem sind die Drohnen, die in diesem Krieg zu Tausenden über das Gefechtsfeld fliegen und Livebilder in die Kommandostände schicken.

«Eine Annäherung an die Frontlinie, ein Aufmarsch, ist so gar nicht mehr möglich. In einer Tiefe von 20 Kilometern bleibt nichts mehr unentdeckt. Man kann den Feind nicht mehr überraschen», sagt Neitzel. Und ist ein feindlicher Trupp entdeckt, kann er oft schon zwei Minuten später unter Feuer genommen werden. Durchbrüche sind deshalb kaum noch möglich, für keine der beiden Seiten.

Für den Militärhistoriker Neitzel gibt es in dieser Situation nur drei Möglichkeiten. Entweder man gehe «All-in» und liefere der Ukraine so viele Waffen, um ihr zumindest theoretisch die Chance zu geben, den Krieg zu gewinnen und die Invasoren zu vertreiben. Das hält Neitzel jedoch angesichts der nicht vorhandenen Bereitschaft bei den westlichen Partnern, die Rüstungsanstrengungen deutlich zu steigern und auf eine Art Kriegswirtschaft umzustellen, für unrealistisch. Die zweite Möglichkeit wäre ein Friedensschluss. «Doch dafür braucht es zwei, die das wollen. Und ich sehe das bei Putin nicht», sagt Neitzel.

Das wahrscheinlichste Szenario für den Historiker: der lange Krieg. Dafür müsste man der Ukraine so viele Waffen geben, dass sie zumindest nicht verliert. Die Ukraine könnte dann defensiver agieren als zuletzt, um die eigenen Verluste zu reduzieren. «Man unterstützt die Ukraine so lange, dass Putin erkennt: Er kommt nicht an sein Ziel. Nicht in drei, vier und auch nicht in fünf Jahren», erklärt Neitzel.

29. September 2023

Angriffe auf die russisch besetzte Halbinsel Krim werden immer erfolgreicher

Zuletzt gelangen den Ukrainern auf der Krim spektakuläre Schläge gegen die Russen. Experten sprechen mittlerweile von einer neuen Front. Seit Kriegsbeginn hat das Armed Conflict Location & Event Data Project mehr als 100 Attacken der Ukrainer auf der Halbinsel erfasst – darunter Raketenschläge, Artilleriefeuer, Sabotageakte und Drohnenangriffe. Derzeit erfolgen die Angriffe beinahe täglich, wie diese Auswertung zeigt.

Vorläufiger Höhepunkt: Mit Drohnen und Marschflugkörpern zerstörte die ukrainische Armee am 22. September das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der Krim. Dabei sollen 34 russische Militärführer ums Leben gekommen sein.

Angriffe dieser Art dürften zunehmen. Denn die USA wollen der Ukraine nun auch Atacms-Raketen liefern. Diese haben mit 300 Kilometern eine noch grössere Reichweite als die Storm-Shadow-Raketen, die bei der Attacke auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol zum Einsatz kamen. Zudem treffen die Atacms-Raketen auch bewegliche Ziele, weil sie schneller sind als die Storm Shadows. Und die US-Waffen müssen nicht von Flugzeugen abgeschossen werden.

Über die Krim versorgt Russland die Frontlinien im Süden der Ukraine. Angriffe auf Werkstätten, Munitions- und Treibstoffdepots auf der Halbinsel schwächen daher die Kreml-Truppen auch auf dem ukrainischen Festland. Sinn ergeben auch Schläge gegen Russlands Schwarzmeerflotte. Diese war an Hunderten Angriffen beteiligt und bedroht die ukrainischen Handelsschiffe, die Getreide ausliefern. Der Militärexperte Ben Barry vom Thinktank IISS bezeichnet die Taktik aus Kiew als «Deep Battle», deren Ziel letztlich das Brechen von «Kampfkraft und Moral» der Russen sei.

9. September 2023

Ukrainer durchbrechen die russische Verteidigung im Süden

Nach wochenlangen zermürbenden Kämpfen ist es ukrainischen Truppen gelungen, einen Teil der russischen Verteidigungslinien im Süden des Landes zu überwinden – ausgerechnet in der Region Saporischschja, wo sich die am stärksten befestigten Anlagen befinden. Die Russen haben hier Panzersperren, Schützengräben und riesige Minenfelder errichtet.

Trotzdem konnten die Ukrainer die erste Verteidigungslinie überwinden und zumindest in Teilen auch schon die zweite. Geolokalisiertes Bildmaterial deutet darauf hin, dass sie in Richtung Werbowe vordringen, das östlich der bereits eroberten Ortschaft Robotine liegt. Die ukrainischen Streitkräfte könnten sogar schon bis zum Stadtrand von Werbowe vorgestossen sein, also weiter, als auf der Karte zu sehen ist.

Was Militärexperten dazu sagen und welche Folgen der Durchbruch für den weiteren Kriegsverlauf haben könnte, lesen Sie in diesem Artikel zum Thema.

7. August 2023

Russland hat ein Problem mit den Krim-Brücken

Die Ukraine intensiviert ihre Angriffe, um die russisch besetzte Halbinsel Krim zu isolieren und die Versorgung russischer Einheiten zu erschweren. So griff die Ukraine am Sonntag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche die Tschonhar-Brücke an, die im Nordosten der Krim den Übergang zum ebenfalls von Moskau besetzten ukrainischen Festland bildet. Andere Angriffe richteten sich weiter nordöstlich gegen die Henitschesk-Brücke, die stark zerstört wurde.

Beide Brücken sind Teil der Hauptverkehrsader M18, einer von nur zwei von der Krim aufs ukrainische Festland führenden Hauptstrassen. Die russischen Besatzungsbehörden leiteten den Autoverkehr im Nordwesten der Krim über eine von dort aufs Festland führende Brücke bei der Stadt Armjansk um, die Teil der einzigen anderen Hauptverkehrsader M17 ist.

Das Institut für Kriegsstudien (ISW) schätzt, dass die Umleitung über die einzige noch vollständig funktionierende Verbindung von der Krim in den von Russen noch besetzten Teil der Region Cherson zu Staus und Verzögerungen führen könnte, wenn Moskau von der Krim aus Soldaten, Benzin und Material nach Cherson oder in ebenfalls noch besetzte Teile der Regionen Saporischschja oder Donezk bringen will.

3. August 2023

Wie die Ukrainer die russische Verteidigung durchbrechen wollen

Die russische Armee hat dazugelernt. Nach der ukrainischen Gegenoffensive im Herbst 2022 in der Region Charkiw, von der man innerhalb weniger Tage überrollt wurde, hat man sich auf weitere ukrainische Vorstösse eingestellt. An der Hauptachse der aktuellen Offensive, südlich der Ortschaft Orichiw, wurden drei Verteidigungslinien errichtet: Sie bestehen aus bemannten Gräben, Panzergräben, Artilleriestellungen, Minenfeldern, Bunkern und Tunneln. Tausende Soldaten haben sich hier verschanzt.

«Die russischen Befestigungen sind viel komplexer und tödlicher als alle Hindernisse, denen sich eine Armee in den letzten 80 Jahren gegenübersah», sagt der australische Ex-General Mick Ryan, einer der besten Kenner der Situation in der Ukraine.

Durch dieses elaborierte Verteidigungsgeflecht gibt es für die ukrainische Armee bislang kein Durchkommen. Die Ukraine versucht es deshalb jetzt wieder mit einem Mittel, das bislang in diesem Krieg oft erfolgreich war: mit einem Abnutzungskampf und einzelnen, kleineren Vorstössen statt eines grossen.

Dass das derzeit funktioniert, liegt vor allem daran, dass man, was Feuerkraft, aber vor allem Präzision bei der Artillerie angeht, im Moment Vorteile hat. Die russische Seite hat noch grössere Munitionsprobleme als die Ukraine. Solange das so bleibt, kann die Offensive auf diese Art und Weise weitergeführt werden – in der Hoffnung, dass die russische Verteidigung unter stetigem Druck doch irgendwann an einer Stelle zusammenbricht.

27. Juli 2023

Putin kündigt Getreideabkommen und inszeniert sich als Wohltäter

Am 17. Juli weigert sich der Kreml das so wichtige Abkommen über ukrainische Getreideexporte zu verlängern. Es stellte ukrainische Ausfuhren über das Schwarze Meer trotz Krieg sicher und senkte die Getreidepreise, wovon vor allem bedürftige afrikanische Staaten profitierten. In diese kamen auch durch das UNO-Welternährungsprogramm viele Lieferungen aus ukrainischen Häfen.

Putin machte westliche Sanktionen verantwortlich für das Scheitern des Abkommens. Nur wenige Tage später präsentiert er sich am Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg als Geschäftspartner und Wohltäter. Der russische Präsident versprach Lieferungen in sechs afrikanische Staaten: Mali, Somalia, Zimbabwe, Eritrea, die Zentralafrikanische Republik und Burkina Faso. Sie erhalten 25’000 bis 50’000 Tonnen russisches Getreide – unentgeltlich und innerhalb der nächsten drei bis vier Monate.

Kritik gab es am Gipfel mit führenden Vertretern der Afrikanischen Union kaum. Einzig deren Generalsekretär Moussa Faki beklagte vor laufenden Kameras, dass «der Krieg zwischen Russland und der Ukraine» die Nahrungsmittelkrise in Afrika verstärke.

1. Juli 2023

Putins Wirtschaftskurs schadet Russland langfristig

Russlands Wirtschaft schlägt sich überraschend gut, trotz Krieg und Sanktionen. Das Wachstum ist höher als erwartet, die Arbeitslosigkeit mit 3,4 Prozent gar so tief wie noch nie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Wie lässt sich diese Entwicklung erklären?

Erstens vermochten die Sanktionen Russland nicht völlig zu isolieren, weil – gemessen an der Wirtschaftsleistung – mehr als die Hälfte der Welt dabei nicht mitmacht, allen voran China, Indien und die Türkei. Die russischen Unternehmen suchten sich dort neue Lieferanten und konnten sanktionierte Produkte über Drittländer beziehen. Zweitens konnte Russland im vergangenen Jahr Rekordeinnahmen aus Öl- und Gasverkäufen erzielen. Und drittens haben die stark erhöhten Rüstungsausgaben zum Wachstum beigetragen.

In den ersten Monaten 2023 ist der Überschuss aus dem Aussenhandel aber schon stark zurückgegangen. Sinkende Einnahmen aus den Öl- und Gasexporten und erhöhte Ausgaben für Rüstung und Sozialpolitik lassen das Defizit ansteigen. Das erhöht die Inflationsrisiken. 

Die grössten Risiken sind jedoch mittel- und langfristiger Natur. Rüstungsausgaben erhöhen zwar das aktuelle BIP, aber der Umbau in Richtung Kriegswirtschaft hat zur Folge, dass Investitionen in den Bereichen fehlen, die für den Lebensstandard der Bevölkerung entscheidend sind: zivile Infrastruktur, konsumnahe Güter oder Gesundheit. Dabei blieb das Wachstum pro Kopf in Russland bereits in den letzten zehn Jahren weit hinter anderen osteuropäischen Ländern zurück.

Die aktuellen optimistischen Wirtschaftszahlen würden nicht die «Gesundheit» des Landes widerspiegeln, sondern seien ein Symptom für die langfristige Einbusse an Lebensqualität, warnt der russische Ökonom Oleg Vyugin, früherer Präsident der Moskauer Börse.

Der Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung bei gleichzeitigem Absinken der Produktivität verunmöglicht künftiges Wachstum. Das zeigt auch die neue Prognose der Weltbank bis 2025: Russland stagniert und wird abgehängt. 

Länder, die internationalen Sanktionen trotzen können, erleiden langfristig grössere Verluste. Dies zeigt sich am Beispiel Irans. Unternehmen und Gesellschaft mobilisieren ihre Widerstandskräfte und passen sich der Sanktionswirtschaft an, aber sie verlieren damit das Potenzial für die weitere Entwicklung. Die hohen Einnahmen aus den Öl- und Gasexporten, die kurzfristig eine Krise verhindert hätten, würden sich deshalb langfristig als Nachteil für Russland erweisen, so Vyugin.

15. Juni 2023

Wie Hightech aus der Schweiz bei Putins Militär landet

Die Schweizer Zollstatistik legt den Verdacht nahe, dass Russland Waffen auch dank Hilfe moderner Technologie aus der Schweiz produzieren kann. Eine Analyse von Daten des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco zeigt: Seit Kriegsbeginn hat die Schweiz Mikroelektronikgüter, die auch für «militärische Zwecke» genutzt werden können, im Umfang von rund 250’000 Franken direkt nach Russland exportiert – obwohl dies im Grundsatz wegen der Sanktionen verboten ist. Putins Militär nutzt solche Komponenten gemäss dem Seco für den Bau von Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen.

Dank der Sanktionen ist zwar der Umfang solcher Lieferungen, die direkt an Russland gehen, zusammengebrochen. Gleichzeitig sind aber die Ausfuhren solcher Güter in ehemalige Sowjetrepubliken und auch in weitere Länder stark gestiegen. Einige dieser Länder sind Teil einer Zollunion mit Russland. Das bedeutet, dass von dort Güter zollfrei weiter nach Russland gelangen können. Ob es an der Grenze griffige Kontrollen gibt, ist zumindest fraglich.

Ein bemerkenswerter Zuwachs bei den Exporten solcher heikler Komponenten aus der Schweiz zeigt sich darüber hinaus bei China, Serbien und der Türkei. Diese Länder tragen die Sanktionen nicht mit. Den stärksten Anstieg verzeichnen seit Kriegsbeginn Armenien sowie das teilweise unter russischem Einfluss stehende Georgien. Eine Zunahme gibt es aber auch bei Kasachstan, eines der Länder, die das frühere Volumen der Russland-Exporte teilweise kompensieren.

«Für Russland sanktionierte Güter dürfen auch nicht über Drittländer nach Russland geliefert oder verkauft werden. Wir intervenieren bei Kenntnisnahme von Umgehungsgeschäften bei den betroffenen Unternehmen. Widerhandlungen werden verfolgt», schreibt das Seco zu den möglichen Umgehungsgeschäften. Es setzte bisher auf Stichproben. Jetzt will das Staatssekretariat die Zolldaten jetzt selbst analysieren.

8. Juni 2023

Grosse Überschwemmungen nach Staudamm-Sprengung in Cherson

Im Süden der Ukraine bleibt die Lage angespannt. Nachdem in der Nacht zum 6. Juni der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm bei einer Explosion teilweise zerstört wurde, kam es zu grossen Überschwemmungen entlang des Flusses Dnjepr. Dem Chef der regionalen ukrainischen Militärverwaltung in Cherson zufolge sind rund 600 Quadratkilometer der Region durch den auslaufenden Stausee überflutet worden – eine Fläche fast so gross wie der Kanton Glarus.

Mindestens 14 Menschen sind durch die Fluten ums Leben gekommen. Offiziellen Angaben zufolge wurden über 6000 Menschen auf beiden Seiten des Flusses evakuiert. In Gefahr sind jedoch 17’000 Personen auf der ukrainisch kontrollierten und geschätzte 25’000 auf der russisch kontrollierten Seite.

Insgesamt könnten 18,2 Milliarden Kubikmeter Wasser abfliessen. So viel fasst der Kachowkaer Stausee, der durch den Staudamm gebildet wird. Das entspricht der Hälfte des Volumens, das der Lago Maggiore zwischen der Schweiz und Italien hat. Hierzulande haben neben dem Lago Maggiore nur zwei Seen mehr Wasser als der Kachowkaer Stausee: der Genfer- und der Bodensee.

Das ganze Ausmass der Flutkatastrophe in der Region Cherson zeigt auch dieser eindrückliche Vorher-Nachher-Vergleich von Satellitenbildern.

31. Mai 2023

So viele Zivilisten sind in der Ukraine schon getötet und verletzt worden

Im brutalen Verteidigungskrieg der Ukraine gegen Russland sterben nicht nur Soldaten auf dem Schlachtfeld, sondern auch viele Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten oder gar absichtlich ins Visier genommen werden. Regelmässig bombardieren die russischen Streitkräfte Kiew und andere ukrainische Städte und nehmen dabei keine Rücksicht auf die Bevölkerung. Laut Militäranalysten gehören vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten, die laut humanitärem Völkerrecht als Kriegsverbrechen gelten, sogar zur Taktik der Invasoren.

Und so steigt die Zahl der Opfer kontinuierlich. Die US-Regierung schätzt die Zahl der getöteten Zivilisten seit Kriegsbeginn auf 42’000. Das sind fast fünfmal mehr, als der UNO zufolge nachweislich ums Leben kamen. Das UNO-Büro des Hohen Kommissars für Menschenrechte (OHCHR) hat bis zum 21. Mai 2023 Berichte von fast 9000 Toten und 15’000 (zum Teil schwer) Verletzten verifiziert – geht aber davon aus, dass «die tatsächlichen Zahlen erheblich höher sind».

Ein Grossteil ist bei russischem Artillerie-, Drohnen- und Raketenbeschuss ums Leben gekommen. Vor allem dann, wenn die Russen Luftangriffe auf ukrainische Städte geflogen haben, einschliesslich Kamikazedrohnen. Über 1200 Personen sind durch Schusswaffen und andere leichte Waffen getötet worden. Sie starben etwa durch Kreuzfeuer, Scharfschützenfeuer oder wurden exekutiert. Auch Minen, hinterlassene Sprengfallen und noch scharfe Blindgänger sind für die Zivilisten eine Gefahr.

Das grösste Risiko für die Bevölkerung besteht im Osten des Landes, vor allem in den umkämpften Oblasten Charkiw und Donezk. Auch im Süden der Ukraine und in der Region rund um Kiew sind viele Zivilisten getötet und verletzt worden. Seit die russischen Invasoren ihren Plan einer Eroberung der Hauptstadt auf Eis legen mussten, beschiessen sie Kiew regelmässig vom Land und vom Meer aus sowie aus der Luft.

In den ersten Wochen der Invasion, die am 24. Februar des vergangenen Jahres begann, wurden die meisten Zivilisten getötet und verletzt. Danach sank die Zahl der Opfer kontinuierlich. Doch in den letzten Monaten haben die Russen ihre Luftangriffe intensiviert. Diesen Mai erlebte die Ukraine so viele Drohnen- und Raketenattacken wie noch nie in einem Monat seit Kriegsbeginn.

Ein Ende des Grauens für die Bevölkerung ist nicht in Sicht.

24. Mai 2023

Bachmut könnte für die Russen zur Falle werden

Die ostukrainische Stadt Bachmut ist nach fast zehn Monaten blutiger Kämpfe gefallen. Daten des Instituts for the Study of War (ISW) zeigen, dass die Russen praktisch das ganze Stadtgebiet eingenommen haben. Die Ukrainer halten nach eigenen Angaben noch einen kleinen Teil des Südwestens von Bachmut. Ob das stimmt, ist kaum zu verifizieren.

Sicher ist aber, dass die Ukrainer die wichtigen Verbindungsstrassen zur Stadt kontrollieren und dass sie erfolgreiche Gegenangriffe auf den Höhenzügen rund um Bachmut lanciert haben. Die Russen seien «wie in eine Mausefalle» getappt und würden nun eingekesselt, sagte der Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen Oleksander Syrski. Die Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar sprach bereits von einer Teil-Einkreisung russischer Kräfte.

Bachmut liegt in einer Senke. Die Ukrainer werden versuchen, die russischen Truppen unten in der Stadt zu beschiessen und ihnen den Rückzug abzuschneiden. Das ISW rechnet mit weiteren Vorstössen an den bereits geschwächten Flanken und spricht von einer «prekären russischen Militärlage in und um Bachmut».

Plötzlich befinden sich die Angreifer also selbst in der Defensive. Wie ist es soweit gekommen ist, warum die russischen Truppen nicht weiter vorrücken können und weshalb die längste Schlacht des Krieges noch nicht vorbei ist, lesen Sie in diesem ausführlichen Artikel zum Thema.

10. Mai 2023

Die Russen graben sich vor der Frühjahrsoffensive ein

Niemand weiss, wann die schon lange angekündigte Frühjahrsoffensive der ukrainischen Armee startet. Und niemand weiss, wo die Ukrainer zuschlagen werden: Bei Saporischschja oder Cherson im Süden? Oder doch im Osten, wo es weniger erwartet wird?

Tatsache ist: Die russische Armee hat sich bereits seit Winter 2022, als die Ukrainer eine Kriegspause einlegten, regelrecht eingegraben. Das zeigt eine Analyse von Satellitenbildern durch den Open-Source-Militäranalysten Brady Africk. Die Russen haben demnach Tausende Schützengräben, Panzersperren und andere militärische Hindernisse gebaut – mit einer Länge von mehreren Hundert Kilometern insgesamt.

Die Befestigungen verlaufen entlang der gesamten russisch-ukrainischen Grenze. Und auch der 1000 Kilometer lange Frontabschnitt im Osten und Süden ist mehr oder weniger durchgängig verbaut. Wie die Russen so schnell vorwärts gekommen sind, worauf sie beim Bau der Anlagen geachtet haben und ob diese überhaupt etwas bringen, lesen Sie in dieser grossen visuellen Übersicht

24. April 2023

Ein Vorstoss, der Russland Probleme machen könnte

Der ukrainischen Armee ist bei der Stadt Cherson im Süden des Landes ein Vorstoss über den Fluss Dnjepr gelungen. Das berichtet das Institute for the Study of War unter Berufung auf russische Militärblogger, deren Analysen in der Vergangenheit oft zutreffend waren. Die Blogger hatten geolokalisierte Videos veröffentlicht, in denen die Landung von Booten am östlichen Flussufer und Gefechte zu sehen sind, teilweise nur wenige Hundert Meter von der nächsten Stadt Oleschki entfernt.

Obwohl die genaue Lage derzeit noch unklar ist, sind solche Vorstösse nicht unwahrscheinlich. Bereits im vergangenen Jahr lieferten die USA an die ukrainische Armee 58 gepanzerte Patrouillenboote, die besonders für solche Landeoperationen geeignet sind, wie sie von den Bloggern beschrieben werden.

Eine grosse Gegenoffensive ist in dieser Region eher nicht zu erwarten. Denn bei einer Überquerung des Flusses würden die Ukrainer ein grosses Risiko eingehen, durch Artilleriebeschuss Panzer zu verlieren. Trotzdem stellt ein solcher Vorstoss für die Besatzer eine Bedrohung dar.

Sollte es den Ukrainern gelingen, am Ostufer des Dnjepr Fuss zu fassen, hätte die russische Armee gleich mehrere Probleme: Sie müsste Truppen aus dem Donbass und der Region Saporischschja abziehen, wo sie aber jeden Tag mit einer ukrainischen Gegenoffensive rechnen muss, und die Verteidiger von Melitopol und der südlichen Front müssten mit Angriffen in ihrem Rücken rechnen. Zudem wären grosse Teile der besetzten Krim in Reichweite der ukrainischen Artillerie und der Himars-Raketenwerfer.

31. März 2023

Warum in Putins Armee so wenig Frauen kämpfen

Schon länger versucht der russische Staat, ausserhalb der «offiziellen» Kriterien für den Krieg zu mobilisieren, etwa mit einer Ausweitung der Altersgruppen. Kürzlich wurde bekannt, dass Putins Militär nun sogar weibliche Häftlinge in Eisenbahnwaggons an die Front karrt. In der jüngeren Vergangenheit haben Frauen in der russischen Armee eine Nebenrolle gespielt. Seit 2011 liegt ihr Anteil bei lediglich 4 bis 5 Prozent.

Der Frauenanteil im russischen Militär ist damit zwar grösser als derjenige in der Schweizer Armee. Hierzulande gibt es nur etwas mehr als ein Prozent weibliche Berufsmilitärs. In den Streitkräften der westlichen Demokratien allerdings sind Frauen deutlich stärker vertreten. Im Schnitt aller Nato-Länder machen sie gemäss dem aktuellen Gender-Report der Organisation 12 Prozent aus – wobei da ausschliesslich die Vollzeit-Militärs gezählt werden.

Die Zahlen können also nicht direkt mit denjenigen aus Russland verglichen werden. Doch im Gegensatz zu Russland, wo der Frauenanteil in der Armee in den letzten zehn Jahren mehr oder weniger konstant geblieben ist, nimmt dieser in den Nato-Staaten seit den Nullerjahren kontinuierlich zu. 

Auch Russland hat schon Anstrengungen unternommen, den Frauenanteil im Militär zu erhöhen. Geklappt hat es bisher nicht. Denn Frauen stehen zum Beispiel nicht alle Funktionen offen und viele schreckt auch die hohe Gewaltbereitschaft innerhalb der russischen Armee ab, wie dieser ausführliche Bericht zeigt.

14. März 2023

Die Russen haben viel mehr Soldaten rekrutiert als behauptet

Bei der Teilmobilmachung im Herbst 2022 hatte das russische Militär laut offiziellen Angaben 300’000 Mann ausgehoben. Wie das unabhängige russische Nachrichtenportal «Mediasona» berichtet, dürften es aber mindestens 527’000 gewesen sein. Die Schätzung basiert auf einer Analyse der Hochzeiten in Russland, deren Zahl nach dem Beginn der Teilmobilmachung am 21. September 2022 sprunghaft angestiegen ist.

In Russland müssen heiratswillige Paare einen Monat warten, bis sie nach der Anmeldung die Hochzeit vollziehen können. Für Männer, die in den Krieg ziehen sollten, wurde diese Frist aber gestrichen. Und so gab es in den Monaten September bis Oktober viel mehr Hochzeiten als üblich, wie der Vergleich mit dem Jahr 2021 zeigt.

Für «Mediasona» ist der Zusammenhang mit der Teilmobilmachung offensichtlich. Mithilfe von Daten der Volkszählung hat es berechnet, dass mindestens 227’000 Soldaten mehr eingezogen wurden als offiziell behauptet – und insgesamt fast doppelt so viele.

6. März 2023

Daten zeigen historisches Ausmass der russischen Todesopfer

Schon über ein Jahr dauert der Krieg in der Ukraine, und die Russen haben noch keines ihrer militärischen Ziele erreicht – trotz enorm hoher Verluste an Material und Truppen. Wie hoch diese genau sind, ist schwierig zu beziffern, weil Moskau nicht transparent ist. Aber es gibt verschiedene Schätzungen, und die aktuellste lässt aufhorchen.

Laut einer Analyse des Center for Strategic and International Studies (CSIS) aus den USA sind mittlerweile schon 60’000 bis 70’000 russische Soldaten in der Ukraine gestorben. Das ist mehr als in allen Konflikten mit russischer respektive sowjetischer Beteiligung seit dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Diese forderten innerhalb von über 70 Jahren nur gut 49’000 Tote.

Mitgezählt werden auch der Konflikt im ukrainischen Donbass ab 2014 sowie die Kriege in Afghanistan und Tschetschenien, wo Russland demütigende Niederlagen erlebte, die das Land traumatisierten. Das CSIS hat berechnet, dass die monatliche Durchschnittsrate an getöteten russischen Soldaten in der Ukraine mindestens 25-mal höher ist als in Tschetschenien und 35-mal höher als in Afghanistan.

Sicher ist: Die beiden Konfliktparteien beklagen ein Vielfaches mehr Todesfälle, als sie selbst zugeben. Das US-Militär ging bereits im November von geschätzten 100’000 Toten und Verwundeten aus – sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite. Laut Berechnungen des britischen Geheimdienstes vom Februar sind schon etwa 60’000 Russen getötet und über 100’000 verletzt worden.

Die Gründe für die enorm hohen Verluste sind vielfältig. Der aktuelle Krieg ist zu einem Zermürbungskrieg geworden mit Schützengräben, ständigem Artilleriebeschuss und erbitterten Kämpfen um jedes Dorf. Keine der beiden Seiten will zurückweichen, das führt zu vielen Toten. Und die russischen Verluste haben nochmals stark zugenommen, seit die Söldnertruppe Wagner den Vorstoss im Osten anführt. Sie verheizt unerfahrene und schlecht ausgebildete Männer, darunter viele ehemalige Häftlinge, als Kanonenfutter.

Zudem sei die ukrainische Kriegsführung innovativer, schreibt das CSIS. Zum Beispiel beim Einsatz von Drohnen. Viele der Innovationen seien von unten nach oben entstanden, dank eines militärischen Umfelds, das junge Offiziere ermutige und befähige, selbst die Initiative zu ergreifen. Deshalb würden sich die Angegriffenen «ausserordentlich gut» gegen einen Gegner mit einem erheblichen Vorteil bei den materiellen Ressourcen schlagen.

23. Februar 2023

1 Jahr Krieg: So viele eroberte Gebiete hat Russland wieder verloren

Was haben die Russen nach einem Jahr Krieg erreicht? Nicht viel, wenn man sich die Entwicklung der eroberten Gebiete anschaut. Am 24. März 2022, auf dem Höhepunkt ihrer Invasion, kontrollierten sie (inklusive den prorussischen Separatistengebieten und der Krim) eine Fläche von über 134’000 Quadratkilometern. Zählt man die russischen Vorstösse dazu, waren es sogar über 163’000 Quadratkilometer, was 27 Prozent der Ukraine entsprach. Im April verloren die Russen aber ein Viertel des eingenommenen Gebiets bereits wieder. Und ab dem Herbst konnten die Ukrainer weitere Gebiete zurückerobern.

Erst im aktuellen Jahr schlug das Pendel wieder auf Russlands Seite, das im Osten leicht vorrücken konnte, aber nur gut 500 Quadratkilometer dazu gewann. Heute kontrollieren die Invasoren 108’000 Quadratkilometer respektive 17,9 Prozent des Landes – ein Drittel weniger als noch im letzten März.

Die Russen machen seit Monaten kaum Fortschritte und beklagen gleichzeitig enorm hohe Verluste – sowohl, was das Kriegsmaterial angeht als auch die Truppen. Wie ist es soweit gekommen? Wie gelang es den Ukrainern allen anfänglichen Prognosen zum Trotz der russischen Übermacht standzuhalten? Wir haben die entscheidenden Phasen und Wendepunkte des ersten Kriegsjahres in Grafiken nachgezeichnet.

10. Februar 2023

Schon 8 Millionen Flüchtlinge – welche Länder am meisten aufgenommen haben

Es handelt sich um die grösste Flüchtlingsbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg: Gut 8 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer – jede und jeder Fünfte – sind mittlerweile schon ins Ausland geflohen. Daten des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zeigen, dass die meisten im benachbarten Ausland untergekommen sind. Aber auch nach Westeuropa hat es viele getrieben. Wir haben berechnet, welche Länder absolut und im Verhältnis zu ihrer eigenen Bevölkerung am meisten Geflüchtete aufgenommen haben.

Vergleicht man die absolute Anzahl, flohen die meisten nach Polen und Deutschland, die schon über 1 Million ukrainische Flüchtlinge verzeichnen und damit deutlich mehr als der Rest Europas. Berücksichtigt man aber die Bevölkerungsgrösse der Aufnahmeländer, sind es kleinere Staaten wie Montenegro (das vor dem Krieg ein beliebtes Ferienziel der Ukrainer war), Estland und Tschechien, die besonders stark belastet sind.

Die Schweiz hat knapp 79’000 Ukrainerinnen und Ukrainer registriert. Das sind 903 Geflüchtete pro 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Damit landet die Schweiz auf Rang 15 von 41 europäischen Ländern. Sie hat im Verhältnis zu ihrer Grösse mehr Kriegsflüchtlinge aufgenommen als ihre Nachbarn Frankreich und Italien und etliche andere Staaten in Westeuropa. Aber es gibt auch Länder, die vergleichsweise stärker betroffen sind, etwa Deutschland und Österreich.

Neben den Millionen Menschen, die ins Ausland geflohen sind, gibt es auch viele Binnenvertriebene. Damit sind Zivilisten gemeint, die ihren Wohnort verlassen mussten, aber im Land blieben. Zählt man sie dazu, ist insgesamt fast ein Drittel der Bevölkerung betroffen, wie dieser Artikel zum Thema zeigt.

3. Februar 2023

Russland steht in Bachmut kurz vor dem ersten Sieg seit Monaten

Es ist die längste Schlacht dieses Krieges: Seit dem Sommer versuchen russische Truppen Bachmut einzunehmen. Schritt für Schritt sind sie in Richtung der ostukrainischen Stadt vorgerückt. Kürzlich eroberten sie den Nachbarort Soledar. Und jetzt haben sie Bachmut so gut wie eingekreist. Die Stadt, die zu einem Symbol des Widerstands der Ukrainer geworden ist, wird wahrscheinlich fallen. Es wäre der erste bedeutende Sieg Russlands auf dem Schlachtfeld seit dem Sommer.

Bachmut ist laut Experten das Tor zu den urbanen Zentren des Donbass, zu Slowjansk oder Kramatorsk. Auch eine neue Angriffsachse in Richtung Siversk ist denkbar, womit ukrainische Truppen eingekesselt werden könnten.

Beim Kampf um die Stadt sind schon Tausende auf beiden Seiten gestorben. Wofür wurden so viele geopfert? Was macht Bachmut so besonders? Lesen Sie mehr dazu in diesem ausführlichen Artikel.

27. Januar 2023

Die Ukraine ist übersät mit Minen und Blindgängern

Die Ottawa-Konvention verbietet die Herstellung, die Lagerung, Weitergabe und den Einsatz von Antipersonenminen. Fast alle Länder haben diese Konvention unterschrieben. Eine Ausnahme ist Russland, das seit fast einem Jahr einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt und solche Kampfmittel einsetzt.

Seit Kriegsbeginn gab es durch Explosionen von Minen und Blindgängern in der Ukraine über 160 tote Zivilistinnen und Zivilisten – unter ihnen mehrere Dutzend Kinder. Hinzu kommen fast 400 Verletzte. Betroffen sind die umkämpften oder ehemals umkämpften Gebiete, insbesondere auch die Region um die Hauptstadt Kiew, welche die Russen zu Beginn der Kampfhandlungen einnehmen wollten.

Die Daten stammen vom britischen Halo Trust, einer Nichtregierungsorganisation, die sich in der Minenräumung engagiert. Abgedeckt ist der Zeitraum von Invasionsbeginn bis Anfang Januar 2023. Die Sprecherin von Halo Trust geht davon aus, dass es eine grosse Dunkelziffer gibt.

Welche Minen und Blindgänger am meisten zivile Opfer fordern und warum das US-Aussenministerium Russland mit dem Islamischen Staat vergleicht, lesen Sie in diesem ausführlichen Artikel zum Thema.

6. Januar 2023

Wie «Putins Koch» in Russland die Gefängnisse leert

Um die Löcher in der eigenen Armee zu stopfen, ist Russland jedes Mittel recht. Spätestens seit Sommer 2022 rekrutiert die Söldnertruppe Wagner, eine Art Schattenarmee, neues Personal vornehmlich in russischen Gefängnissen. Der Wagner-Chef persönlich – Putins früherer Privatkoch Jewgeni Prigoschin – taucht in den Anstalten auf und versucht die Häftlinge vom Kriegsdienst zu überzeugen.

Wie massiv diese Rekrutierungswelle ausfällt, zeigen nun Daten des nationalen Gefängnisdienstes (FSIN). Im August 2022 vermeldete der FSIN noch einen Bestand von rund 349’000 Häftlingen in Russland und im September Tausend weniger, was laut dem unabhängigen russischen Medienportal Mediasona konsistent mit dem steten Rückgang über die letzten Jahre hinweg ist. Doch im Oktober und November sank die Zahl plötzlich um mehr als 23’000 Häftlinge.

Dabei handelt es sich um den grössten Rückgang im Bestand der russischen Gefängnisse seit mindestens 2014. Selbst 2015 war der Rückgang weniger gross: Damals jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal und im Rahmen der Feierlichkeiten verkündete Putins Regime eine Amnestie. Auch während der Corona-Pandemie sank die Population in den Anstalten. Die Vermutung ist, dass die Richter damals bewusst mildere Strafen verhängten, um die so oder so schon vollen Anstalten nicht noch mehr zu überlasten – und damit letztlich die Häftlinge besser vor dem Virus zu schützen. 

Gemäss unabhängigen russischen Medien gibt es derzeit keine Amnestie oder Gesetzgebung, die den Rückgang in der Population erklären könnte. In Frage kommt daher einzig die Rekrutierung durch die Wagner-Truppen. Schätzungen zufolge hat Prigoschin mittlerweile über 35’000 russische Häftlinge für den Ukraine-Krieg angeworben. Als Gegenleistung für den Militärdienst erhalten die Insassen eine vergleichsweise gute Bezahlung. Zudem sollen sie nach sechs Monaten im Dienst ihre Freiheit zurückerlangen.