AboExperte zur OECD-Steuerreform«Ich gehe davon aus, dass die Schweiz von der Mindeststeuer profitiert»
Gabriel Zucman, bekannter Ungleichheitsforscher, kritisiert die OECD-Mindeststeuer scharf: Der Steuerwettbewerb werde weiter verschärft. Trotzdem empfiehlt er am 18. Juni ein Ja an der Urne.
Herr Zucman, die OECD-Mindestbesteuerung wurde im Schweizer Parlament im Dezember als «steuerpolitische Revolution» bezeichnet. Was ist revolutionär daran, die Steuern zu erhöhen?
Es hat in den letzten 10 bis 15 Jahren explosionsartig zugenommen, dass multinationale Unternehmen Gewinne, die sie ausserhalb ihres Heimatlandes erzielen, in steuergünstige Länder verschieben. Wir sprechen also zum Beispiel von Gewinnen, die von BMW ausserhalb Deutschlands oder von Apple ausserhalb der USA erzielt werden. Und so landen jedes Jahr 40 Prozent dieser weltweiten Gesamtgewinne an Orten wie den Bermudas, den Kaimaninseln und Irland. Oder in einigen Schweizer Kantonen, wo sie einem effektiven Steuersatz von deutlich unter 15 Prozent unterliegen.