Neue Daten zeigen AnstiegDer Einkaufstourismus ist zurück
In der jüngsten Zeit geben Schweizerinnen und Schweizer wieder gleich viel Geld im Ausland aus wie vor Corona. Die Detailhändler hoffen aber auf anhaltende Solidarität mit Schweizer Firmen.
Ins Ausland fahren, um einzukaufen: Das war während der Pandemie nicht immer möglich oder zumindest stark eingeschränkt. Nun zeigen Daten, dass der Einkaufstourismus wieder anzieht. Schweizer Detaillisten bringen sich in Stellung.
Neuste Daten der Bezahldienstleister SIX und Worldline zeigen ein deutliches Bild: Schweizerinnen und Schweizer geben wieder gleich viel Geld für Einkäufe im benachbarten Ausland aus wie vor der Krise. Dies zeigen Auswertungen des Projekts Monitoring Consumption Switzerland, hinter dem unter anderem die Uni St. Gallen und Lausanne stehen.
Ausser in Frankreich lagen die Ausgaben im angrenzenden Ausland Anfang Jahr sehr tief. Dies wegen der jeweiligen pandemischen Lage und der damit einhergehenden Restriktionen. Im Verlauf des Frühjahrs stiegen die Ausgaben kontinuierlich an. Und die letzten Wochen zeigen noch mal einen deutlichen Sprung.
Gerade in Deutschland, dem beliebten Ziel für Einkaufstouristen, zeigt sich dies deutlich. Eine detailliertere Auswertung der Debit-Karten-Daten zeigt: Am 3. Juli weisen die Daten einen 7-Tage-Schnitt von täglichen Ausgaben von 2 Millionen Franken aus. 2019 – also vor der Corona-Krise – waren die Ausgaben zum gleichen Zeitpunkt gleich hoch. Auch Ende Juni lagen die Werte 2021 auf dem gleichen Stand wie 2019.
Es ist zwar gut möglich, dass mehr Schweizerinnen und Schweizer im Ausland vermehrt mit der Karte einkaufen und dies die Zahlen für 2021 nach oben verschiebt. Dies ist zumindest im Inland zu beobachten. Zudem ist es möglich, dass es punkto Preisniveau kleinere Verschiebungen gegeben hat.
Trotzdem scheint klar: Der Einkaufstourismus ist zurück. «Es sieht danach aus, dass die Einkaufsmuster wieder sehr ähnlich sind», sagt Matthias Fengler vom Projekt Monitoring Consumption Switzerland. Noch etwas tiefer ist der Anteil des Tourismus an den Ausgaben im Ausland. Die Erholung sei nicht so schnell erfolgt wie im vergangenen Jahr, die Leute scheinen etwas vorsichtiger zu sein, sagt Fengler. Damals sprangen nach der Öffnung für Einkaufstouristen die Ausgaben in Deutschland sprunghaft an.
Kampagne soll Schweizer Detailhandel stärken
Gerade für die Detailhändler in Grenzkantonen verheisst das nichts Gutes. Sie müssen nun wieder mit der ausländischen Konkurrenz klarkommen. Und das versuchen sie mit einer neuen Kampagne. Die Swiss Retail Federation, eine Detailhandelsvereinigung, versucht gemeinsam mit Agro-Marketing Suisse und dem Schweizerischen Gewerbeverband, die einheimische Wirtschaft so zu stärken. «Shopp Schwiiz» heisst der Slogan, unter dem eine gross angelegte Kampagne gestartet wurde.
«Zurückgeworfen auf existenzielle Fragen, realisierten wir, wie wichtig eine funktionierende Nahversorgung ist.»
Dass diese Kampagne gerade jetzt anrollt, ist kein Zufall. Während Corona sei das Einkaufen in der Nähe wichtiger geworden, sagten Vertreterinnen und Vertreter der Kampagne anlässlich derer Lancierung am Dienstag. Tatsächlich haben etwa Hofläden von Corona stark profitiert.
Nun wollen die Beteiligten dieses neu entstandene Einkaufsverhalten in die Zeit nach Corona retten. «Zurückgeworfen auf existenzielle Fragen, realisierten wir, wie wichtig eine funktionierende Nahversorgung ist», sagt Dagmar Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation.
Die Organisation stellte in Umfragen eine wachsende Wertschätzung für Nahversorgung, verlässliche Lieferketten, Regionalität und Herkunft fest. Und: «Wollen wir die in Krisenzeiten existenzielle Versorgungsinfrastruktur nicht verlieren, dann müssen wir dem Detailhandel nicht nur in schlechten, sondern auch in guten Zeiten die Treue halten.»
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