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Bauern profitieren von Corona
Boomende Hofläden: Eintagsfliege oder nachhaltiger Trend?

Bauernbetriebe verkauften in den letzten Monaten deutlich mehr direkt an die Kunden:  Eine Frau packt in einem Hofladen Gemüse ein.
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Die Corona-Krise hat viele negative Folgen, aber sie bewirkt auch Positives. So hat sich gezeigt, dass die aktuelle Situation ein Katalysator für den Trend zu mehr Nachhaltigkeit sein kann. Die Schweizerinnen und Schweizer fliegen zum Beispiel weniger als vor der Krise, und sie kaufen öfter im lokalen Lädeli ein statt im Supermarkt.

Das hat eine Umfrage der Fachhochschule Luzern bestätigt, die im April während des Lockdown und des Abflachens der ersten Welle durchgeführt wurde. Dabei gaben fast zwei Drittel der Befragten an, beim Einkaufen Schweizer Produkte zu bevorzugen. Jeder Zweite achtet zudem auf regionale Herkunft, gut jeder Dritte auf ökologische Nachhaltigkeit und fairen Handel.

Einige dieser Kriterien waren schon vorher wichtig für die Konsumenten. Viele Befragte sagten aber, seit Beginn der Krise noch stärker darauf zu achten. Von dieser gestiegenen Wertschätzung lokaler und regionaler Anbieter profitieren auch Bauernhofläden, die momentan einen regelrechten Boom erleben. Laut Bio Suisse, dem Dachverband der Schweizer Bio-Bauern, wurden im Lockdown bis zu 30 Prozent mehr Bio-Lebensmittel gekauft.

Der Schweizer Bauernverband (SBV) schätzt, dass mittlerweile jeder vierte Betrieb in der Direktvermarktung aktiv ist, also Produkte selbst im eigenen Laden, an Wochenmärkten oder im Abo verkauft. Besonders bedeutsam ist dieser Absatzkanal bei Kirschen, von denen etwa 40 Prozent unmittelbar von den Betrieben an die Konsumenten gehen. Auch bei Eiern und Beeren ist die Direktvermarktung wichtig. Bei Fleisch und Milch hingegen spielt sie keine grosse Rolle.

Mit einem Hofladen ist ein Bauernbetrieb nah am Markt und kann noch besser auf Kundenbedürfnisse eingehen. Zudem erhöht er durch den direkten Verkauf ohne Zwischenhändler die Wertschöpfung. Inzwischen macht die Direktvermarktung laut dem SBV etwa 7 Prozent der Gesamtproduktion der Schweizer Landwirtschaft von 11 Milliarden Franken aus, also 770 Millionen. Für viele Betriebe hat sie immer noch eine untergeordnete Relevanz, weil der Detailhandel eine so grosse Bedeutung hat. Nur wenige vermarkten alles oder fast alles direkt.

Trotzdem glaubt SBV-Direktor Martin Rufer, dass der Boom bei den Hofläden «keine Eintagsfliege ist, sondern ein Trend, der bleiben wird», wie er an einer Medienkonferenz am Mittwoch sagte. Die ausserordentliche Lage in der Corona-Krise habe eine schon länger bestehende Entwicklung hin zum Direktvertrieb verstärkt und zeige, dass die Bevölkerung die regionale Produktion schätze.

Die Studie der Fachhochschule Luzern untermauert Rufers Einschätzung. Demnach wollen viele Schweizerinnen und Schweizer auch nach Corona auf Nachhaltigkeit setzen. 12 Prozent sagten, dass sie im Vergleich zu heute noch stärker auf Regionalität achten werden. 7 Prozent haben vor, öfter in Bauernhofläden einzukaufen.

Der Direktvertrieb sei ein «wertvolles Tor» zu den Kunden. Er schaffe Nähe sowie gegenseitiges Verständnis zwischen Konsumenten und Produzenten, sagte Rufer. Weil der Bauernverband zusätzliches Marktpotenzial sieht, will er den aktuellen Schwung nutzen und Betriebe gezielt im Direktvertrieb unterstützen.

So bietet er mit vomhof.ch etwa eine kostenlose Internetplattform an, mit der Produzenten ihr Angebot bekannt machen und Konsumenten Angebote in ihrer Region suchen können. Über 2200 Betriebe haben sich dort bereits registriert. Ausserdem arbeitet der Verband mit dem Zahlungsdienstleister Twint zusammen und fördert die Lieferung an lokale Restaurants. Schliesslich stellt er den Bauernhöfen Verpackungsmaterial für den Verkauf ihrer Produkte zur Verfügung – alles, damit künftig noch mehr Betriebe vom Direktverkauf profitieren können.