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Wer folgt auf Laschet?
Der CDU steht die nächste Kampfwahl bevor

Eigentlich Verbündete, aber jetzt will der eine den anderen beerben: Friedrich Merz (links) mit CDU-Chef Armin Laschet.
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Armin Laschet klang, wie wenn er noch Herr im Haus wäre. Er wolle den Übergang zu einer neuen CDU selbst «moderieren», sagte er Ende der Woche, und einen Nachfolger präsentieren, mit dem die ganze Partei einverstanden sein könne. Seit Angela Merkel Ende 2018 den Parteivorsitz niedergelegt habe, streite die CDU um ihr Spitzenpersonal. Das dürfe sich jetzt nicht fortsetzen.

Viele deutsche Medien warfen Laschet danach Realitätsverlust vor. Statt einen klaren Schnitt zu machen, zaudere er wieder, äussere fromme Wünsche und versuche sich über die Zeit zu retten. Er hänge der Hoffnung nach, die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP könnten scheitern und er doch noch einmal als Kanzlerkandidat ins Spiel kommen.

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Laschet selbst nannte ein staatspolitisches Motiv für sein Vorgehen. Grüne und FDP bräuchten einen Ansprechpartner, sollten sie sich von der Regierungsbildung mit Olaf Scholz doch noch ab- und der Union zuwenden. Nach Lage der Dinge könne das für die nächsten Wochen nur er selbst sein, als Noch-Vorsitzender der CDU und als Noch-Kanzlerkandidat der Union. Im Übrigen bestehe er nicht darauf, nach erfolgreichen Verhandlungen auch Kanzler zu werden. Mache es ein anderer besser, werde er nicht im Weg stehen.

Würde er sein Amt jetzt sofort niederlegen, so Laschets Überlegung, wüssten Grüne und FDP gar nicht, mit wem sie das Gespräch aufnehmen sollten. Vermutlich im Dezember könnte die CDU an einem Parteitag einen Nachfolger wählen – und bis dann dürfte auch Klarheit herrschen, ob SPD, Grüne und FDP sich einigen oder nicht.

Als Annegret Kramp-Karrenbauer im Februar 2020 überraschend ihr Amt als CDU-Chefin aufgab, versuchte sie auch schon, einen Nachfolger vorzuschlagen, hinter den sich die Partei einmütig versammeln könnte. Stattdessen kam es 11 Pandemiemonate später zu einer Kampfwahl zwischen Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Laschet setzte sich in der Stichwahl knapp gegen Merz durch.

Vermutlich das grösste Talent seiner Partei: Gesundheitsminister Jens Spahn.

Jens Spahn, der damals mit Laschet ein Team bildete, Merz sowie Röttgen werden auch jetzt wieder als aussichtsreichste Anwärter genannt. Ralph Brinkhaus, Chef der Bundestagsfraktion von CDU und CSU, und Carsten Linnemann, Anführer der einflussreichen Mittelstandsvereinigung, gelten als weitere mögliche Kandidaten. Was diese Namen verbindet: Sie stammen alle – wie Laschet – aus dem grössten deutschen Landesverband Nordrhein-Westfalen. Und es sind alles Männer.

Der 41-jährige Jens Spahn, der als Gesundheitsminister in der Corona-Krise erst zu einem der beliebtesten Politiker des Landes aufstieg und ein paar Lockdown-Monate später in der Gunst jäh wieder abstürzte, wäre – neben Linnemann – der Einzige, der einen echten Generationswechsel verkörpern würde. Merz ist 65 Jahre alt, Röttgen 56.

Spahn gilt als Konservativer. Er kritisierte in der Flüchtlingskrise Merkel wie kaum ein anderer Politiker der CDU, hat aber in den letzten Jahren auch gezeigt, dass er ideologisch flexibel ist, wenn es darum geht, konkrete Probleme zu lösen. Sein Handicap ist, dass er in der Partei nicht sehr beliebt ist und auch im grossen Publikum polarisiert.

Ein Modernisierer und Reformer: Der frühere Umweltminister Norbert Röttgen.

Letzteres trifft auch auf Friedrich Merz zu. Der Sauerländer versuchte 2018 und 2020, an die Spitze der Partei zu gelangen, und scheiterte zweimal nur knapp. Merz ist der Liebling vieler älterer, konservativer und liberaler Parteimitglieder, steht in der Parteiführung hingegen im Ruf, vor allem von Rachegefühlen der scheidenden Kanzlerin gegenüber getrieben zu sein, der er vor zwei Jahrzehnten als Fraktionsvorsitzender hatte weichen müssen. Merz hat bereits angekündigt, dass er zu keiner weiteren Kampfwahl im Rahmen eines Parteitags bereit sei. Sollte es aber erstmals zu einer Befragung der Mitglieder kommen, würde er sich eine erneute Kandidatur überlegen.

Norbert Röttgen, von 2009 bis 2012 Merkels Umweltminister, gilt als Mittepolitiker, Modernisierer und Reformer, dem auch ökologische Themen wichtig sind. Viele versprechen sich von ihm am ehesten, dass er die Partei programmatisch wieder auf die Höhe der Zeit bringen könnte. Allerdings ist auch Röttgen vielerorts nicht sonderlich beliebt.

Dass Laschet einen aus diesem Trio als «Konsenskandidaten» vorschlagen könnte und die anderen beiden damit einverstanden wären, ist aufgrund der ausgeprägten Rivalität zwischen den dreien schlecht vorstellbar. Auch einen Alternativkandidaten würden sie vermutlich kaum akzeptieren. Überrascht Laschet nicht alle, könnte der CDU also bald die nächste Kampfwahl bevorstehen.