Ausgabe N° 34/24Das Magazin: Kleiner Kanton, viel Geld – Zug im Porträt
Unsere Titelgeschichte diese Woche: Die einen sehen in ihm ein Erfolgsmodell, die anderen das unsympathische Gesicht der Schweiz. Eine Reportage aus dem Kanton Zug.
Liebe Leserinnen und Leser,
natürlich, die Umfrage in meinem Bekanntenkreis erfüllt in keiner Weise die Kriterien seriöser Demoskopie. Aber sie hat – und ist das nicht der Sinn von Umfragen? – meine Vermutung bestätigt: Menschen aus Basel, Zürich und Bern verschlägt es nur selten nach Zug. In die Stadt schon gar nicht, aber auch kaum ins landschaftlich durchaus reizvolle Umland.
Obwohl zentral gelegen, ist der Kanton für viele ein bisschen Terra incognita. Was aber nicht heisst, dass man keine Meinung zu diesem 239 Quadratkilometer kleinen Flecken Schweiz hat: Oligarchenrefugium, Wellnesszone für Bitcoin-Millionäre, mehr Porsches als in Stuttgart-Zuffenhausen, man spricht English, dazu glatt polierte CH-Heimeligkeit, stockbürgerliche Politik und einen Eishockeyverein, der – das ist jetzt die Perspektive aus Zürich – in den letzten Jahren einmal zu viel Schweizermeister geworden ist.
Wir haben unsere Reporterin Anja Conzett (eine Bündnerin) nach Zug geschickt, um diesen ein wenig rätselhaften und selbst für Schweizer Verhältnisse maximal wohlhabenden Kanton zu erkunden und zu verstehen. Conzetts ebenso kurzweiligen wie aufschlussreichen Reisebericht lesen Sie hier.
Ich selbst war als Kind regelmässig in Zug in den Ferien, genauer in einer wunderbaren Familienpension in Alosen bei Oberägeri. Weil mein Vater dunkle Haut hatte und damit den Einheimischen einen gänzlich ungewohnten Anblick bot, ernteten wir beim Betreten der Dorfbeiz jeweils allergattig Blicke und Kommentare.
Daran habe ich mich aber nicht im Zusammenhang mit unserer Titelstory erinnert, sondern wegen des zweiten Beitrags der aktuellen Ausgabe: Der kenianische Schriftsteller Kiprop Kimutai ist auf Einladung für einige Wochen nach Saint-Paul-de-Vence in Südfrankreich gereist, wo er sich in der Maison Baldwin mit dem grossen afroamerikanischen Schriftsteller James Baldwin auseinandersetzte.
Davon handelt sein berührender Erfahrungsbericht. Aber leider auch davon, wie ausgestellt und einsam sich ein schwarzer Mensch auch heute noch fühlen kann, wenn er durch die Strassen einer europäischen Ortschaft geht.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,
Bruno Ziauddin
PS: Katzen. Es gibt in der Schweiz immer mehr und sie töten (zu viele) Vögel und Reptilien. Soll man ihre Population begrenzen? Zur aktuellen Debatte empfehlen wir aus unserem Archiv: 65 Fragen zur Katze an sich.
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