Kolumne «Heute vor»Das grosse Samichlaus-Comeback
Während man im Dezember 1921 in Wädenswil die Wiedereinführung eines alten Brauchs feierte, suchte man andernorts einen Katzendieb.
Der Schnee knirscht unter den Stiefeln. Vor dem Eingang ertönt ein helles Glöcklein. Mit dem Öffnen der Tür bauen sich zwei bärtige Männer im Türrahmen auf. Es ist wieder so weit – Samichlaus und Schmutzli sind zu Besuch. Was heute noch für leuchtende Kinderaugen sorgt, war schon vor 100 Jahren ein Highlight, wie ein Blick ins Zeitungsarchiv zeigt.
«Würdig, aber eilig ihres Weges ziehend» schritten die Samichläuse damals durch die Wädenswiler Strassen. Die Jugend habe die Chläuse «in heller Aufregung» empfangen, wie der «Zürichsee-Zeitung» vom Dezember 1921 zu entnehmen ist. Da der alte Brauch in jenem Jahr durch den Fasnachtsverein X-Gesellschaft in Wädenswil wieder ins Leben gerufen wurde, berichtete sogar die rechtsufrige Ausgabe der Zeitung über das grosse Samichlaus-Comeback.
An diesem traditionellen Samichlaustag hatte die bärtige Mannschaft einiges zu tun. Schliesslich mussten «an die 600 Kinder besucht und beschenkt, mancherorts auch zum Rechttun ermahnt werden». Nachdem die Chläuse auch an die letzten Türen geklopft und «die weiten Säcke voller guten Sachen» geleert hatten, fand das Samichlausfest sein Ende. Auch wenn «manch ängstlichem Buben und Maitli das nicht ganz saubere Gewissen beim Erscheinen nicht übel popperte», hätten die «bärtigen Kerle im Rapport beim Oberchlaus von viel Freude unter der Jugend in Dorf und Berg» erzählen können. So traf die Wiedereinführung des «altväterlichen Chlausgehens bei Gross und Klein auf dankbare Anerkennung».
Nicht ganz sauber war auch das Gewissen eines Übeltäters, der in Rüschlikon zeitgleich sein Unwesen trieb, wie der «Anzeiger des Bezirkes Horgen» vor 100 Jahren berichtete. In einem Artikel war von Leuten die Rede, die sich in der Gemeinde herumtrieben, welche «den Begriff zwischen ‹Mein und Dein› nicht haben unterscheiden können». Aus einem der Villagärten hatte tatsächlich jemand einen Kokosteppich entwendet. Dies, nachdem nur wenige Nächte zuvor an der Dorfstrasse ein «Prachtstier von einer Katze» abhandengekommen sei. Auch an der Mühlestrasse im Dorfzentrum Rüschlikons seien «zu wiederholten Malen Kehrichtkessel entwendet worden». Hoffentlich gelänge es bald, den oder die Übeltäter zu eruieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter dieser Vergehen je gefasst wurde, muss an dieser Stelle offenbleiben.
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