Teure AltlastenCredit Suisse muss 1,2 Milliarden abschreiben
Die Schweizer Grossbank schlägt sich mit kostspieligen Rechtsstreitigkeiten herum. Sie sorgen für einen Verlust und schaden dem Ruf.
Die Börsenkurse kennen derzeit nur eine Richtung: aufwärts. Und den Anlegern bleibt angesichts von Negativzinsen kaum etwas anderes übrig, als Aktien zu kaufen. Für Vermögensverwaltungsbanken ist das Umfeld also denkbar gut, wie sich bei der UBS zeigt.
Anders sieht es bei der Credit Suisse aus. Die zweitgrösste Bank der Schweiz dürfte am Donnerstag für das vierte Quartal einen Verlust von rund 500 Millionen Franken ausweisen. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn von 2,5 Milliarden Franken erwartet.
Der Grund für das schlechte Schlussquartal sind Kosten in Höhe von rund 1,2 Milliarden Franken für die Bewältigung teurer Altlasten. Diese will Bankchef Thomas Gottstein nun schneller als seine Vorgänger abarbeiten. Seine Pendenzenliste ist lang:
US-Hypothekenstreit
Die Finanzkrise liegt zwar bereits 14 Jahre zurück, doch die Folgen spürt die Credit Suisse immer noch. Seit 2009 stritt sie mit dem US-Versicherer MBIA vor Gericht, nun lenkt die Grossbank ein und zahlt 600 Millionen Dollar.
Der Versicherer klagte, von Credit Suisse über die Werthaltigkeit der Hypotheken getäuscht worden zu sein. MBIA hatte mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Volumen von 770 Millionen Dollar, die von der Credit Suisse begeben worden waren, vor dem Ausfall versichert.
Das Kapitel «Ramschhypotheken» ist mit dieser Einigung aber nicht ausgestanden, rund eine Handvoll Verfahren sind noch hängig. Daher hat die Credit Suisse hierfür neue Rückstellungen von insgesamt 850 Millionen Dollar gebildet. Diese nagen nun am Gewinn.
Moçambique-Affäre
Die Credit Suisse half vor acht Jahren zusammen mit anderen Banken staatsnahen Unternehmen in Moçambique, Kredite über rund 2 Milliarden Dollar aufzunehmen. Rund 200 Millionen davon wurden veruntreut, die Kredite platzten. In der Folge schossen die Staatsschulden des wirtschaftlich schwachen Landes in die Höhe. Der südostafrikanische Saat hofft nun, dass die Kredite möglichst bald erlassen werden. Immerhin haben drei Ex-Mitarbeiter der Bank in den USA ihre Schuld eingestanden.
Die Credit Suisse sieht sich in der Sache aber selbst als Geschädigte, weil die Geschäfte der Ex-Mitarbeiter ohne das Wissen der Bank abgeschlossen worden sein sollen. Im Februar vergangenen Jahres hat die Bundesanwaltschaft in diesem Zusammenhang ein Geldwäschereiverfahren eröffnet. Es richtet sich gegen unbekannt.
Kürzlich haben zwei Hedgefonds in London eine Klage gegen die Credit Suisse und die Regierung von Moçambique eingereicht. Sie hatten sich an den Krediten beteiligt und verlangen nun von der Bank Schadensersatz, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Die Sache dürfte die Bank noch länger beschäftigen, wird sie aber wohl nicht viel kosten.
Teurer Abschreiber bei Hedgefonds
Lange war das Geschäft mit den Hedgefonds eine Goldgrube. Die Credit Suisse beteiligte sich daher 2010 für 425 Millionen Dollar mit 30 Prozent am Hedgefonds York Capital. Sie wollte zum einen über die Beteiligung am Fonds an dessen Erfolg mitverdienen. Zum anderen locken Provisionen, wenn Bankkunden in York-Fonds investierten.
Doch mit der ultralockeren Geldpolitik haben es die spekulativen Fonds immer schwerer, höhere Renditen als einfache Aktienfonds zu erzielen. Entsprechend zogen Kunden bei York immer mehr Gelder ab. Im November zog der Fonds die Reissleine: Das europäische Geschäft wird abgewickelt, in den USA will sich York auf Anlagen wie Private Equity neu fokussieren. Der Grossbank beschert die Neuausrichtung einen Abschreiber von 450 Millionen Dollar.
Der Zwist mit dem Ex-Kunden Bidsina Iwanischwili
Der georgische Ex-Premier und milliardenschwere Geschäftsmann Bidsina Iwanischwili hat sich mit der Credit Suisse angelegt. Er wirft der Bank vor, dass mit seinem Vermögen zweifelhafte Geschäfte betrieben wurden, die nicht ihm, aber der Bank genützt hätten. Dadurch seien der Credit Suisse Einnahmen im Umfang von rund 150 Millionen Dollar entstanden.
Sein ehemaliger Kundenberater – er war der wichtigste Mitarbeiter der Credit Suisse in Genf – wurde vor zwei Jahren wegen Betrugs verurteilt. Die Genfer Staatsanwaltschaft überprüft, ob die Bank bei der Geldwäschereiabwehr Mängel aufgewiesen hat.
Iwanischwili reicht das aber nicht, er will sein Geld zurück. Mit einer teuren Kampagne geht er auf die Bank los und strebt Verfahren in mehreren Ländern an. Iwanischwili dürfte nicht so schnell locker lassen und der Bank noch einigen Ärger bereiten. Sollte sich die Credit Suisse mit ihm aussergerichtlich einigen, dürfte das nicht günstig werden.
Neuer Präsident kommt, Rohner tritt ab
Am 30. April leitet Bankpräsident Urs Rohner zum letzten Mal die Generalversammlung der Grossbank, Corona-bedingt wird sie online durchgeführt. Mit etwas Glück wird Rohner nicht mehr im Amt sein, wenn die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) offenlegt, welche Folgen die Beschattungsaffäre bei der Grossbank haben soll.
Im September eröffnete die Finma ein Enforcement-Verfahren, um zu prüfen, ob beim Entscheid, den früheren Credit-Suisse-Manager Iqbal Khan beschatten zu lassen, Aufsichtsrecht verletzt wurde. Finanziell wird die Affäre keine Konsequenzen haben, dafür droht möglicherweise weiterer Imageschaden.
Rohners Nachfolger an der Credit-Suisse-Spitze soll der Portugiese António Horta-Osório werden, Ex-Chef der britischen Bank Lloyds. Eine seiner Aufgaben wird gemeinsam mit Bankchef Thomas Gottstein sein, dass die Skandalliste kürzer statt länger wird.
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