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Jahresergebnis der Grossbank
UBS-Chef Hamers glaubt an «gutes Ergebnis» seiner Strafuntersuchung

Ralph Hamers hat Dienstag als UBS-Chef seinen ersten grossen öffentlichen Auftritt bei der Präsentation der Jahresergebnisse. Hier ein Bild von seiner Vorstellungsmedienkonferenz vom Februar 2020.
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Der neue UBS-Chef Ralph Hamers fürchtet nicht, dass die gegen ihn laufenden Strafermittlungen in den Niederlanden seinen Job in der Schweiz gefährden: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Untersuchung am Ende ein gutes Ergebnis haben wird», sagte Hamers in einer Telefonkonferenz anlässlich der sehr guten UBS-Jahreszahlen. «Ich habe stets mit gutem Gewissen gehandelt», so der Holländer.

Bereits die erste Untersuchung der niederländischen Justiz habe zum Ergebnis gehabt, dass Hamers keine persönliche Verantwortung für den Geldwäschereiskandal bei seinem früheren Arbeitgeber, der niederländischen Grossbank ING, trägt. Da keine neuen Fakten aufgetaucht seien, gäbe es keinen Grund zu glauben, dass die neuen Ermittlungen zu einem anderen Schluss kommen würden, glaubt Hamers, der im November die Nachfolge von Sergio Ermotti als UBS-Chef angetreten hat.

Heikles Verfahren in den Niederlanden

Kurz nach dem Start holten den neuen Chef alte Probleme aus der Vergangenheit ein. Im Dezember hatte ein Gericht in Den Haag entschieden, dass die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Hamers eröffnen muss. Die Ermittler gehen nun der Frage nach, ob Hamers persönliche Schuld dafür trägt, dass bei der ING die Geldwäschereiabwehr zu schwach war. 2018 musste die ING in den Niederlanden für Mängel in der Geldwäscherei eine Rekordbusse von 775 Millionen Euro zahlen.

Der Fall hat die Debatte losgetreten, ob Hamers für die UBS als Chef noch tragbar ist. «Sollte eine Nachfolge notwendig werden, dürfte die UBS mit Iqbal Khan schnell eine Lösung bereitstellen», kommentierte José Javier Lodeiro, Bankanalyst der Zürcher Kantonalbank. Khan verantwortet die Kernsparte, die Vermögensverwaltung, gemeinsam mit UBS-Urgestein Tom Naratil. Der UBS-Verwaltungsrat hatte aber erst vergangene Woche erneut sein Vertrauen in Hamers bekräftigt.

«Der Fall ist öffentlich und die Details sind bekannt.»

Ralph Hamers, UBS-Chef

Grossfusionen bringen es nicht

Was Hamers mit der grössten Bank der Schweiz vorhat, dazu blieb der neue UBS-Chef am Dienstag recht vage. Die Bank solle «agiler» werden. «Einen Hebel für weitere Verbesserung durch die Digitalisierung sehe ich beispielsweise in der Investmentbank, hier können digitale Lösungen helfen, dem Margendruck etwas entgegenzusetzen», sagte Hamers zu dieser Redaktion. Zudem überprüft die UBS erneut, in welchen Märkten die Grossbank mit einer eigenen Präsenz vor Ort vertreten sein will und welche sie grenzüberschreitend bedient. So will sich UBS aus Österreich zurückziehen, kündigte er an.

Mit Blick auf Fusionen und Übernahmen zeigt sich Hamers vorsichtig. Den Sinn grosser, grenzüberschreitender Fusionen, über die sein Präsident Axel Weber schon laut nachdachte, zweifelt er an.

Er hatte grosse Fusionen in Betracht gezogen, doch sein CEO widerspricht: UBS-Präsident Axel Weber. 

Zukäufe kann er sich dennoch vorstellen, aber gezielte, für das Kerngeschäft Vermögensverwaltung und das Asset-Management, also der Vermögensverwaltung für Profikunden wie Pensionskassen. «Wenn es hier Möglichkeiten für anorganisches Wachstum (soll heissen: Zukäufe, d. Red.) gibt, die unser Wachstum stärken können, dann werden wir uns das ansehen», sagte Hamers. Es gäbe aber keine konkreten Projekte.

UBS profitiert vom Börsenboom

Im zweiten Quartal will Hamers mehr zu seinen strategischen Vorstellungen sagen. Zu den Kosten der UBS, die gemeinhin als ein Problem der Grossbank gelten, zeigte sich der neue UBS-Chef erstaunlich defensiv. «Es wird keinen Sparplan um des Sparplans willen geben», so Hamers. Er will den Fokus auf Technologie setzen. «Wenn deren Einsatz dann zu tieferen Kosten führt, umso besser.»

Hamers hat insgesamt 14 Arbeitsgruppen eingesetzt, die Verbesserungspotenzial ausloten sollen. «Eine davon beschäftigt sich damit, inwieweit wir die Strukturen der UBS verschlanken können», erklärt er. Was am Ende dann doch zum Abbau von Hierarchiestufen und damit von Jobs führen könnte.

Der neue UBS-Chef kann seinen Job mit guten Zahlen starten. So liess die Rekordjagd an den Börsen auch bei der UBS die Kassen klingeln: Der Jahresgewinn stieg um 54 Prozent auf 6,6 Milliarden Dollar. Analysten hatten lediglich ein Plus von 34 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar erwartet.

Gewinntreiber war vor allem das Investmentbanking, das seinen Vorsteuergewinn auf 2,5 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln konnte. Wie es schon die US-Banken vermeldet hatten, konnte auch die UBS von einer regen Handelsaktivität profitieren. Die Kernsparte Vermögensverwaltung steigerte ihren Vorsteuergewinn um gut 20 Prozent. Die Rekordjagd der Börsen führt dazu, dass die Kundenvermögen stiegen und die damit verbundenen Gebühreneinnahmen.

Zwei neue Verwaltungsräte

Das Schweiz-Geschäft verzeichnete dagegen einen Gewinnrückgang. Hier belasteten Rückstellungen für Kreditrisiken das Ergebnis und die Negativzinsen.

Neben den Ergebnissen kündigte die UBS zwei Neuzugänge für den Verwaltungsrat an, die aber keinen Hinweis darauf erlauben, wer Bankpräsident Axel Weber folgen könnte, der im nächsten Jahr abtreten dürfte.

Zum einen holt sich Weber die neue Roche-Chefjuristin Claudia Böckstiegel in den Verwaltungsrat. Zum anderen soll der Duftstoffkönig Patrick Firmenich ins Board gewählt werden. Firmenich ist Verwaltungsratspräsident des gleichnamigen Genfer Duftstoff- und Aromenherstellers, der im Besitz seiner Familie ist.