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Zwist um verlorene Gelder
Der dreckige Streit zwischen einem georgischen Milliardär und der CS

Fordert von der Credit Suisse sein Geld zurück: Bidsina Iwanischwili, der reichste Mann Georgiens.
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Sie ziehen alle Register. Die Anwälte des georgischen Ex-Premiers und milliardenschweren Geschäftsmanns Bidsina Iwanischwili haben sich mit der Credit Suisse angelegt. Sie werfen der CS vor, ihren Mandanten um viel Geld gebracht zu haben. Dieser war Kunde eines CS-Bankers, der vor zwei Jahren wegen Betrugs verurteilt wurde. Doch Iwanischwili genügt das nicht, er will sein Geld zurück. Nun hat er zu einem weiteren Schlag gegen die Bank ausgeholt.

Auf der eigens eingerichteten Internetseite «CS Victims» haben seine Anwälte nun ein Papier des Berner Beratungsunternehmens Geissbühler, Weber & Partner aus dem Jahr 2016 veröffentlicht. Es war Teil einer Untersuchung der Finanzmarktaufsicht Finma gegen die Bank. Darin wird untersucht, ob es nicht schon früher Warnsignale für das Tun von Patrice Lescaudron, so der Name des Bankers, gegeben hätte und ob seine Chefs nicht eher hätten eingreifen müssen. Das «Wall Street Journal» hat zuerst über die Veröffentlichung berichtet.

Zahlreiche Verdachtsmeldungen

Im 280 Seiten starken Dokument heisst es, dass Lescaudron schon 2011 auf das interne Radar der Bank geriet. Die Warnsysteme hätten schon früh auf ein Fehlverhalten hingewiesen und mögliche Betrugsrisiken identifiziert. Insgesamt hätten sie 180 Verdachtsmeldungen registriert. Infolgedessen sei 2012 sogar die Entlassung des Bankers in Betracht gezogen, dann aber verworfen worden. Laut Angaben der Bank ist sie den zweifelhaften Geschäften ihres Top-Manns erst 2015 auf die Schliche gekommen. Damals erlitt eine seiner Aktienpositionen massive Verluste.

Der Banker war für sein Team enorm wichtig. Lescaudron generierte laut dem Bericht 70 Prozent der Einnahmen und verwaltete rund die Hälfte der Kundenvermögen des Standorts Genf. Er erzielte für die Bank rund 23 Millionen Franken Einnahmen jährlich und zählte damit zu ihren Stars.

Die Credit Suisse warnt davor, dem Dokument der Berner Prüfer ein zu starkes Gewicht zu geben: «Die Informationen im Bericht stammen aus einem frühen Stadium einer abgeschlossenen Überprüfung. Diese Überprüfung lieferte keine Fakten, die eine Strafuntersuchung gegen die Credit Suisse unterstützen würden.»

Ex-Premier und reichster Georgier

Iwanischwili ist eine schillernde Figur. Der 64-jährige Geschäftsmann ist der einzige Milliardär Georgiens. Sein Vermögen wird auf rund 5 Milliarden Dollar geschätzt. Das Geld hat er nach dem Fall der Sowjetunion mit Immobiliengeschäften und Industrieunternehmen verdient. Sein Vermögen nutzte er, um politisch Einfluss zu nehmen. 2012 wurde er zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt, nur ein Jahr später ist er zurückgetreten. Bei den jüngsten Parlamentswahlen hat seine Partei wieder die Mehrheit geholt. Iwanischwili hat aber keine politischen Ambitionen mehr und seinen Rückzug aus der Politik erklärt. Seine politischen Gegner glauben aber nicht so richtig daran.

Der ehemalige Kunde beschäftigt die CS schon seit Jahren. Ein schnelles Ende ist nicht in Sicht. CS-Banker Lescaudron hatte sich auf schwerreiche Kunden aus Osteuropa spezialisiert. Zwischen 2004 und 2015 betreute er dieses Segment für die CS. Mit Spekulationen, die ihm Geld einbrachten, aber den Kunden Verluste, verursachte er einen Schaden von rund 140 Millionen Franken, wie ein Genfer Gericht 2018 feststelle. Lescaudron war geständig. 2019 wurde er aus der Haft entlassen. Vor einem Jahr nahm er sich das Leben, wie die «Handelszeitung» berichtete.

Wegen der Vorfälle in der Genfer Niederlassung hat die Finma die CS 2018 scharf kritisiert: «Die Bank hat die Risiken, die von dieser Geschäftsbeziehung und vom damit betrauten Kundenberater ausgegangen sind, über Jahre weder angemessen erfasst und begrenzt noch überwacht.» Dem Institut wurden in der Folge strenge Auflagen gemacht.

Weitere Verfahren laufen

Damit ist die Sache für die CS aber noch nicht ausgestanden. Es laufen mehrere Verfahren, eines etwa in Genf. Dort untersucht der Staatsanwalt Yves Bertossa, ob es bei der Bank Mängel bei der Geldwäschereiabwehr gab. Dafür war er am nun geleakten Bericht interessiert. Der CS gelang es aber, dessen Weitergabe zwischenzeitlich zu sperren, was mit dem Leak nun wohl hinfällig ist.

Auch im Ausland beschäftigt der Fall die Juristen – so etwa in Singapur oder auf den Bermudas. In Neuseeland wurde ein Verfahren eingestellt. Offen ist, ob Iwanischwili auch noch in den USA ein Verfahren anstrengen wird. Seine Anwälte werden sich die Chancen wohl schon ausgerechnet haben.