Krise der GrossbankCredit Suisse erwägt Aufspaltung ihrer Investmentbank
Die Grossbank plant einem Bericht zufolge einen radikalen Umbau: Die Investmentbank könnte in drei Teile überführt werden. Zudem sollen Gespräche über eine Kapitalerhöhung laufen. Die Aktie sackte auf ein Allzeittief ab.
Die Grossbank Credit Suisse erwägt laut einem Bericht der «Financial Times» (FT), ihre Investmentbank in drei Teile aufzuspalten: Demnach soll das Beratungsgeschäft in eine separate Einheit überführt werden, daneben soll es eine neue Abwicklungseinheit geben, eine sogenannte Bad Bank. Der Rest des Geschäfts, also etwa das Geschäft mit Grosskrediten oder Wertpapier-Emissionen, würde dann einen dritten Teil bilden.
Diese Aufspaltungspläne seien dem Verwaltungsrat unterbreitet worden. Die Bank erklärte auf Anfrage: «Wir haben bereits gesagt, dass wir über den Fortschritt unserer umfassenden Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommunizieren werden. Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern.»
Schon beim Umbau unter der Ägide des früheren CS-Chefs Tidjane Thiam hatte die Grossbank eine Abwicklungseinheit gegründet, in der sie Teile der Investmentbank einbrachte, welche die CS nicht weiterführen wollte. Nun dürfte die Grossbank eine solche «Strategic Resolution Unit» wiederbeleben, um riskante Anlagen getrennt vom Rest der Bank abzuwickeln. Vermutlich könnte die Grossbank auch das kapitalintensive Verbriefungsgeschäft in die neue Abwicklungseinheit einbringen, denn diese Sparte soll verkauft werden.
Sorge vor Kapitalerhöhung
Bei diesem Geschäft verpackt die Grossbank Kredite in Wertpapiere, bei denen als Sicherheiten zum Beispiel Jachten oder Privatjets von wohlhabenden Kunden dienen. Das Geschäft ist profitabel, ist aber kapitalintensiv, daher will es die Bank loswerden.
Der Bank geht es bei einer solchen Neuaufstellung aber noch um etwas anderes: Durch den Verkauf profitabler Geschäftsteile hofft die Grossbank eine Kapitalerhöhung zu verhindern. Laut «Financial Times» erwägt daher die Grossbank, neben dem Verbriefungsgeschäft auch das Beratungsgeschäft zu veräussern. Dies könnte unter dem alten Namen «Credit Suisse First Boston» mit einer bekannten Marke versehen werden, hatte vergangene Woche die Agentur «Bloomberg» berichtet.
Denn die Abwicklung von Teilen der Investmentbank verschlingt Geld – das die Grossbank nicht hat. Analysten der Deutschen Bank bezifferten den Kapitalbedarf auf rund vier Milliarden Franken. Es ist auch die Sorge um eine erneute Kapitalerhöhung, welche die Aktie der CS bei Kursen um fünf Franken gedrückt hält. Der Bericht der FT bewegte den CS-Kurs am Donnerstag aber kaum.
Die Bank plane zudem, Tausende von Arbeitsplätzen abzubauen, berichtet die «Financial Times» gestützt auf ungenannte Quellen weiter. Betroffen sein könnten mehr als 10 Prozent der weltweit 45’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die Credit Suisse hat turbulente und von Skandalen geprägte Jahre hinter sich: Nebst dem Spionageskandal machten der Bank die Schliessung von Investmentfonds, ein Rekordverlust im Handelsgeschäft und diverse Gerichtsverfahren zu schaffen. Im Sommer hat Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann Ulrich Körner zum neuen Geschäftsführer ernannt, der als harter Sanierer bekannt ist – mit dem Auftrag, vor radikalen Eingriffen nicht zurückzuschrecken. Er soll die Bewertungslücke zum Rivalen UBS schliessen.
Credit Suisse führt laut Reuters Gespräche über Kapitalaufstockung
Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, soll die angeschlagene Bank mit Grossinvestoren Gespräche über eine milliardenschwere Kapitalerhöhung führen. Das berichtete die Nachrichtenagentur unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Die CS-Aktie sackte im Anschluss in der Folge auf ein Allzeittief ab.
Die Bank habe bereits vor einigen Wochen damit begonnen, bedeutende Anleger auf eine Kapitalerhöhung einzustimmen, hiess es im Reuters-Bericht. Eine CS-Sprecherin verwies am Donnerstagabend auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP lediglich auf die laufende Strategieüberprüfung. Die Bank habe bereits gesagt, dass sie über den Fortschritt der laufenden Strategieüberprüfung zusammen mit den Drittquartalszahlen kommunizieren werde. «Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äussern.»
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