Reaktionen auf CS-DatenleckCredit-Suisse-Aktie im Minus, Finma in Kontakt mit Bank
An der Börse wird das Papier der Grossbank am Montagmorgen schwächer gehandelt.
Gegen 12.30 Uhr wurden die Papiere an der Schweizer Börse mit einem Minus von über zwei Prozent bei 8,11 Franken gehandelt. Der Leitindex SMI steht zeitgleich 0,17 Prozent im roten Bereich. Die Kursverluste bei der CS fallen damit aber wohl weniger dramatisch aus, als zunächst befürchtet. Dabei hatten die Titel im frühen Handel gar kurzzeitig gar ins Plus gedreht.
Auf dem aktuellen Niveau nähert sich der Aktienkurs allerdings auch wieder dem bisherigen Jahrestief von 8 Franken an. Dieses hatten die Papiere gegen Ende Januar markiert. Seit dem Erholungshoch im ersten Quartal 2021 und dem jähen Kurssturz haben sich die Papiere nicht mehr wirklich erholt, wie die überwiegend einstelligen Kurse zeigen.
Recherchen der «Süddeutschen Zeitung» (SZ) und weiterer Medien hatten Daten der Bank enthüllt, die den Zeitungen nach eigenen Angaben von einer anonymen Quelle zugespielt wurden. In einer Stellungnahme weist die Credit Suisse die Vorwürfe und Unterstellungen über «angebliche Geschäftspraktiken der Bank entschieden zurück», über die das Recherche-Netzwerk unter dem Titel «Suisse Secrets» berichtete.
Die Unterlagen geben dem Bericht zufolge Aufschluss über die Konten von mehr als 30'000 Kunden aus aller Welt. «Suisse Secrets» stützt sich laut eigenen Angaben auf Akten von 18'000 Konten im Umfang von 100 Milliarden Dollar. Den Daten zufolge hätten Kriminelle Konten eröffnen beziehungsweise Konten auch dann behalten können, «wenn die Bank längst hätte wissen können, dass sie es mit Straftätern zu tun hat».
In einer Stellungnahme weist die Credit Suisse die Vorwürfe zurück. Die dargestellten Sachverhalte seien überwiegend historisch bedingt und reichten teilweise bis in die 1940er Jahre zurück. Sie würden auf unvollständigen oder selektiven Informationen beruhen, die aus dem Zusammenhang gerissen worden seien.
Laut Analysten werfen diese Artikel kein gutes Licht auf das Schweizer Private-Banking-Geschäft insgesamt. «Selbst wenn die Anschuldigungen unbegründet sind, wirft dies für die CS Fragen zu ihren Geschäftspraktiken in der Vermögensverwaltung auf und dürfte das Management zwingen, Zeit mit der Brandbekämpfung zu verbringen, anstatt voranzukommen», schrieb eine Marktkennerin.
Finma steht mit CS in Kontakt hinsichtlich «Suisse Secrets»
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma habe Kenntnis von den «Suisse-Secrets»-Artikeln, äussere sich aber nicht zu einzelnen Medienberichten, sagte Sprecher Tobias Lux gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. «Wir können aber betätigen, dass wir in diesem Kontext mit der Bank in Kontakt stehen», so Lux weiter.
Die Einhaltung der Geldwäschereibestimmungen bilde seit Jahren einen Schwerpunkt der Aufsichtstätigkeit der Finma. Die Behörde verweist in diesem Zusammenhang auch auf Massnahmen und Verfahren der Finma im Rahmen der Bekämpfung der Geldwäscherei in den letzten Jahren.
So hat die Finma beispielsweise im Herbst 2018 zwei sogenannte Enforcementverfahren gegen die Credit Suisse abgeschlossen. Im ersten Verfahren hatte sie Mängel bei der Einhaltung der Sorgfaltspflichten im Bereich der Geldwäschereibekämpfung festgestellt, wobei es um Korruptionsfälle rund um den internationalen Fussballverband FIFA, den brasilianischen Ölkonzern Petrobras sowie den venezolanischen Ölkonzern PDVSA ging.
Das zweite Verfahren betraf laut den damaligen Finma-Informationen eine für die Bank bedeutende Geschäftsbeziehung mit einer sogenannt «politisch exponierten Person» (PEP). Hier hatte die Finma ebenfalls Mängel im Geldwäschereidispositiv festgestellt, jedoch insbesondere auch im Kontrollsystem und im Risikomanagement. Die Finma hatte deshalb Massnahmen zur weiteren Verbesserung des Geldwäschereidispositivs und zur beschleunigten Umsetzung der von der der Bank selber ergriffenen Massnahmen getroffen und einen unabhängigen Beauftragten zur Überwachung eingesetzt.
CS will 2022 wieder Gewinn schreiben
CS-Chef Thomas Gottstein hat gemäss einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» vom Samstag vor, die Grossbank nach einem bereits von Enttäuschungen und Skandalen geprägten Jahr 2021 in ruhigere Fahrwasser führen. Er strebe im laufenden Jahr einen Gewinn an, sagte Gottstein.
Frustriert äusserte sich Gottstein auch zum nun abermals gesunkenen Aktienkurs der Bank und nahm Stellung zu Übernahmegerüchten. «Ich glaube, dass wir substanziell unterbewertet sind. Dass dies Übernahmefantasien auslösen kann, ist weder neu noch überraschend.» Jedoch sei die Übernahme einer systemrelevanten Bank nicht ganz einfach und die CS wolle ihre Stärken selbst ausspielen, national und auch international.
red/sda
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