Coronavirus in der Schweiz+++ Berset nimmt Hilferuf der Universitätsspitäler «sehr ernst» +++ Bern will Mitte Januar impfen
Der Gesundheitsminister hat am Sonntag auf den Hilferuf von fünf Universitätskliniken für eine raschere Eindämmung der Coronavirus-Pandemie reagiert. Weitere Schweizer Corona-News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
Die Zahl der Neuinfektionen in der Schweiz steigt wieder an.
Der Bundesrat will die Massnahmen drastisch verschärfen und hat diese in die Vernehmlassung für die Kantone geschickt.
Der Zugverkehr zwischen der Schweiz und Italien wird reduziert.
Hier geht es zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
6000 Anmeldungen zu den Flächentests in Südbünden
Für die schweizweit ersten Flächentests im südlichen Teil Graubündens haben sich bisher 6000 Personen angemeldet. Die Bündner Behörden sprechen von einem grossen Interesse. Seit Mittwochmorgen können sich Einwohnerinnen und Einwohner sowie Touristen in den Regionen Bernina (Puschlav), Unterengadin/Münstertal sowie Maloja (Bergell und Oberengadin) für die freiwilligen Flächentests melden. Insgesamt 35'000 Personen inklusive Touristen sind in den 18 Gemeinden angesprochen.
Die Massentests in Südbünden sind für den Kanton Graubünden auch eine grosse logistische Herausforderung. 1000 Mitarbeitende sind involviert. Zudem sind der Zivilschutz, die Feuerwehr und Samaritervereine am Pilotprojekt beteiligt.
Das Projekt Flächentests soll einerseits ein Bild über die Verbreitung von Covid-19 in der Bevölkerung abgeben. Andererseits erhoffen sich die Behörden davon wichtige Erkenntnisse über Logistik, Technik und Abläufe für gross angelegte Teststrategien.
Kantonsspital Aarau warnt: Lage ist ernst
Das Kantonsspital Aarau (KSA) hat seit Beginn der zweiten Corona-Welle Ende Oktober rund 600 geplante Operationen verschoben. Und das KSA warnt: Die Fallzahlen dürften nicht weiter steigen, sonst drohe eine Überlastung des Gesundheitssystems.
Die Zahl der verschobenen Operationen werde sich weiter erhöhen, je länger die aktuelle Situation anhalte, teilte das KSA mit. Das führe zu nicht abzuschätzenden Gesundheitsfolgen für die betroffenen Patientinnen und Patienten.
Noch könnten alle Notfall- und dringlichen Behandlungen durchgeführt werden. Doch die Lage im Spital sei ernst. Das medizinische Personal arbeite an der Belastungsgrenze. Derzeit würden täglich rund 80 Pflegefachkräfte aus Normalstationen auf Covid-19-Stationen oder in der Intensivpflege aushelfen. 10 bis 15 Personen, die bei Normalbetrieb in der Anästhesiepflege oder im Operationsbereich arbeiten würden, stünden rund um die Uhr auf den Intensivstationen im Sondereinsatz.
Wöchentlich fehlen dem KSA laut der Mitteilung zwischen 200 und 250 Mitarbeitende aus den patientennahen Bereichen wegen Krankheit. Davon würden 60 bis 80 Angestellte aufgrund von Isolation oder Quarantäne wegen Covid-19 ausfallen. Die Mehrbelastung des im Einsatz stehenden Personals sei deshalb gross.
Insgesamt sei die Zahl der hospitalisierten Covid-19-Patienten um ein Vielfaches höher als in der ersten Welle, schrieb das KSA weiter. Auch gebe es mehr Todesfälle.
Konkurswelle bleibt wohl weiterhin aus
Die Zahl der Firmenkonkurse in der Schweiz bleibt auch im November rückläufig. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im März liegt die Zahl der monatlichen Firmeninsolvenzen unter den Werten der Vorjahre, teils sogar deutlich. Der Verdacht liegt nahe, dass die Staatshilfen viele Zombie-Firmen nähren.
So zumindest sieht es der Schweizerische Gläubigerverband Creditreform. Noch entfalteten die vielseitigen staatlichen Massnahmen ihre Wirkung und viele Unternehmen in besonders betroffenen Branchen könnten eine Überschuldung weiterhin abwehren, teilte der Verband anlässlich seiner am Donnerstag publizierten Monatsstatistik mit.
Es sei deshalb zu vermuten, dass insbesondere die finanziellen Hilfen wie Überbrückungskredite und Kurzarbeitsentschädigung bei einigen Firmen, welche kurz vor dem finanziellen Ruin stehen, deren Leben verlängerten. Somit würden die Konkurse lediglich verzögert.
Ein Anstieg der jährlichen Firmenpleiten um 40 bis 50 Prozent auf über 7000 ist laut Creditreform ein «nicht unrealistisches Szenario». Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Firmeninsolvenzen seien aber schwierig abzuschätzen; und ab wann die Konkurswelle über die Firmen hereinbreche, hänge vom weiteren Verlauf der Krise ab.
Noch ist es aber – wie eingangs erwähnt – noch nicht soweit. Im November gingen schweizweit 590 Firmen pleite oder knapp 13 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Der grössere Teil davon waren wie üblich Insolvenzen, während ein kleinerer Teil der Firmen wegen organisatorischer Mängel schliessen musste.
Überraschend viele Neugründungen
Seit Jahresbeginn sind insgesamt gut 5600 Firmen Konkurs gegangen, womit sich der Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode ebenfalls auf rund 13 Prozent summiert. Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert der Verband ein Total an Firmenkonkursen von etwa 6000.
So überraschend tief die Insolvenzen sind, so unerwartet hoch liegt die Zahl der neugegründeten Firmen. Die Zahl der Neueintragungen dürfte im laufenden Jahr den Wert von 45'000 überschreiten, so Creditreform. Dies sei umso erstaunlicher, als dass man mit dem Anstieg der Corona-Infektionen und den teils drakonischen Einschränkungen der Behörden nicht mit einem solchen Wachstum habe rechnen können.
Nachfrage an Büroflächen schrumpft
Die Pandemie hat dem Homeoffice definitiv zum Durchbruch verholfen. Das bleibt nicht ohne Folgen für den Büroflächenmarkt Schweiz. Die Credit Suisse rechnet in einer Studie von Donnerstag mit einer Abnahme der Nachfrage und damit mit steigenden Leerständen.
Das Arbeiten von zu Hause aus dürfte in Zukunft einen fixen Anteil am Arbeitspensum vieler Beschäftigter einnehmen, schreiben die Studienautoren. Sie gehen davon aus, dass die Büroflächennachfrage deshalb in den nächsten zehn Jahren um rund 15 Prozent sinken wird. Kurzfristig, das heisst für das aktuelle und das kommende Jahr, erwarten sie eine Abnahme der Nachfrage um rund 700'000 Quadratmeter.
Die krisenbedingt schwache Nachfrage dürfte somit zu einem weiteren Anstieg des zuletzt auf hohem Niveau verharrenden Flächenangebots führen. Insbesondere in den Randgebieten warte viel Bürofläche auf Mieter, heisst es weiter. Die Covid-19 dürfte die Präferenz nach zentralen Innenstadtlagen noch verstärken und damit das Gefälle zwischen Innenstädten und den Rändern der Grosszentren weiter erhöhen, folgert die Credit Suisse.
Starkes Überangebot in Genf
Die Angebotssituation unterscheidet sich aber relativ stark unter den einzelnen Grosszentren. Vor allem Genf sticht immer noch mit einer hohen Angebotsquote (Zahl der Wohnungen, die innerhalb eines Quartals ausgeschrieben sind) von 11,5 Prozent verglichen mit 5,5 Prozent im Schweizer Durchschnitt hervor. Die Nachfrage in der Calvinstadt sei zu wenig dynamisch, um das von vielen Entwicklungsprojekten verstärkte Überangebot zum Verschwinden zu bringen, so die CS weiter.
In Zürich (7,0%) und Bern (5,7%) sind die Flächenangebote hingegen knapp, vor allem in den Innenstädten, während an den Rändern dieser Büromärkte aber ebenfalls viele Flächen zur Vermietung frei stehe.
Mieten für Büroflächen im Sinkflug
Die Entwicklung bleibt nicht ohne Folge auf die Mieten. In den meisten Büromärkten seien die mehr oder weniger synchron erfolgten Mietpreisanstiege seit 2018/2019 mit einem Anstieg zwischen 4 Prozent und 11 Prozent mittlerweile ins Stocken geraten, heisst es weiter.
Sie dürften gemäss CS gar in einen sinkenden Trend übergehen. Denn bei der aktuell schwachen Nachfrage führe eine Bautätigkeit ungefähr auf dem Niveau des langfristigen Durchschnitts unweigerlich zu noch grösseren Überkapazitäten, steigenden Leerständen und Druck auf die Mieten.
89 Prozent weniger Passagiere am Flughafen Zürich
Der Betrieb am Flughafen Zürich hat auch im November unter der zweiten Coronawelle gelitten. Nachdem die Passagierzahlen bereits im September und Oktober massiv eingebrochen waren, nahmen sie im traditionell schwachen November gegenüber dem Vorjahr noch stärker ab.
Gegenüber dem Vormonat Oktober hat sich die Zahl der abgefertigten Passagiere praktisch halbiert. Im November flogen 245'187 Passagiere über den Flughafen Zürich, wie die Flughafenbetreiberin am Donnerstag mitteilte. Das waren 89 Prozent weniger als im November des letzten Jahres.
Der Abwärtstrend hat sich damit gegenüber den beiden Vormonaten noch einmal um einen Tick beschleunigt. Dabei herrschte sowohl bei den Lokalpassagieren als auch bei den Umsteigepassagieren Flaute. Der Anteil letzterer lag noch bei 16 Prozent.
Die Anzahl Flugbewegungen lag mit 5'660 Starts oder Landungen um gut 71 Prozent unter dem Vorjahr, womit der Einbruch etwas weniger drastisch ausfiel als bei den Passagierzahlen. Entsprechend sank aber auch die Auslastung der Sitzplätze der Flugzeuge auf 41,8 Prozent noch einmal deutlich. Durchschnittlich sassen gut 71 Passagiere in einer ankommenden oder abfliegenden Maschine.
Etwas weniger schlimm präsentiert sich die Frachtbilanz. Mit 27'630 Tonnen Fracht wurden knapp 20 Prozent weniger abgewickelt als im November 2019.
Im Oktober hatte der Flughafen die Erwartungen für das Gesamtjahr nach unten geschraubt. Damals wurde für 2020 noch eine Gesamtzahl an abgefertigten Passagieren von 8 bis 9 Millionen in Aussicht gestellt, nach 31,5 Millionen im Jahr 2019.
16-Jähriger beklagt sich über volle Busse zur Schule
In St. Gallen ist der Stadtbus vom Bahnhof zur Berufsschule GBS offenbar teils stark ausgelastet. Schüler warten manchmal lieber auf den nächsten Bus, als sich hineinzuquetschen. «Der Bus ohne Halt zur Berufsschule ist immer komplett überfüllt», sagt Natanael Grabner (16) zu 20min.ch. «Teilweise hat es so viele Leute, dass Personen von aussen versuchen, die Schüler in den Bus zu drücken.» Es sei auch schon vorgekommen, dass der Busfahrer einige Leute aufgefordert habe, den Bus zu verlassen, weil die Türen sonst nicht zugehen.
Der Berufsschüler findet die Situation unverständlich: «Es heisst die ganze Zeit, dass wir in der Freizeit jeden sozialen Kontakt meiden sollen und wir uns nicht in grossen Mengen aufhalten sollen», sagt der 16-Jährige. Er kritisiert, dass er sich jeweils auf dem Schulweg unfreiwillig mit so vielen Menschen aufhalten muss. «Es stört mich hauptsächlich wegen Corona», sagt er. Eine sinnvolle Massnahme fände er die Verteilung der Schüler. «Es müssen ja nicht immer alle gleichzeitig in die Schule», meint Grabner.
Die Verkehrsbetriebe St. Gallen haben Kenntnis über die vollen Busse zur Berufsschule in St. Gallen. Zu Stosszeiten betreibe der VBSG bereits seit einigen Jahren einen Zusatzbus zur Berufsschule.
Lösung mit Rom in Sachen Zug-Streit
Eurocity-Züge verkehren weiterhin zwischen der Schweiz und Italien – wenn auch in reduzierter Anzahl: Auf diese Lösung haben sich die beiden Länder und ihre entsprechenden Bahnbetriebe geeinigt. Dies teilten die SBB am Mittwochabend auf Anfrage von Keystone-SDA mit.
Komplizierter gestaltet sich der Verkehr der Tilo-Regionalzüge: Hier müssen die Grenzgänger, welche zum Arbeiten ins Tessin reisen, in Chiasso umsteigen. Sobald als möglich sollen jedoch auch die Tilo-Züge wieder grenzüberschreitend verkehren, wie die SBB in ihrem Communiqué festhalten.
Romands drücken Missfallen aus
Die Westschweizer Kantone können die Eile, mit welcher der Bundesrat die «undifferenzierten Massnahmen» in die Vernehmlassung geschickt habe, nicht akzeptieren. Die bereits unternommenen Anstrengungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus seien nicht berücksichtigt worden. So steht es in einem Positionspapier vom Mittwoch.
Die sechs Westschweizer Kantone Freiburg, Waadt, Neuenburg, Wallis, Jura und Bern fordern in der gemeinsamen Erklärung ab Januar die Einrichtung eines eidgenössischen Dialogs, damit die Standpunkte der Kantone im Vorfeld stärker berücksichtigt würden und die geplanten Massnahmen vorhersehbarer seien.
Falls der Bund zusätzliche Einschränkungen beschliesse, müssten diese durch substanzielle Finanzhilfen des Bundes an die betroffenen Sektoren kompensiert werden. Die Kantone der Romandie bitten deshalb um die Bestätigung, dass die Hilfen und finanziellen Ausgleichsregelungen für den im Jahr 2021 benötigten Zeitraum verlängert und zur Deckung unvermeidbarer Verluste erheblich aufgestockt werden.
Darüber hinaus müsse denjenigen Kantonen, die in den letzten sechs Wochen einschneidende Massnahmen getroffen und verantwortet hätten, zusätzliche Hilfe gewährt werden.
Italienische Gewerkschaft greift Schweiz an
Pendler zwischen Italien und der Schweiz fürchten die Konsequenzen eines Bahnunterbruchs. Die italienische Gewerkschaft Cgil kritisiert das «lasche» Krisenmanagment der Schweiz sowie die mangelnde Bereitschaft, Fiebermessungen in den Zügen durchzuführen.
In einer am Mittwoch verschickten Stellungnahme spricht die Gewerkschaft, welche die Grenzgänger vertritt, von einer «weiteren Absurdität» in der Bewältigung der Corona-Krise durch die Schweiz.
Es passe nicht zusammen, dass das Land zwar eine der höchsten Ansteckungsquoten mit dem Coronavirus weltweit aufweise, sich aber weigere, «minimale Vorkehrungen» wie Abstandhalten und Fiebermessen in den Zügen zu garantieren.
Zwei weitere Kantone kritisieren den Bundesrat
Die am Dienstagnachmittag verkündeten Regelverschärfungen in Baselland sind Makulatur, der Regierungsrat folgt nun den Leitlinien des Bundesrats – und greift diesen wie zuvor einige Westschweizer Kantone für seine Corona-Politik an. «In einem Schreiben an den Bundesrat drückt der Regierungsrat seine Sorge aus, dass das Vorgehen des Bundesrats die föderalistische Zusammenarbeit in höchstem Mass gefährde», heisst es in einer Medienmitteilung vom Mittwoch. Um zu verhindern, «dass widersprüchliche Entscheide von Bund und Kanton die Bevölkerung verunsichern», habe sich der Regierungsrat nun dazu entschieden, auf die am Dienstag beschlossenen Verschärfungen zu verzichten und stattdessen die Leitlinien des Bundes abzuwarten. Die Pläne sehen unter anderem Restaurantschliessungen ab 19 Uhr sowie ein Verbot kultureller Veranstaltungen mit Publikum vor. Entscheiden will der Bundesrat am Freitag.
Der Bern hält zumindest einzelne Massnahmen des Bundesrats für zu scharf. So plädiert die Berner Regierung dafür, die Restaurants ab Samstag nicht schon um 19 Uhr zu schliessen, wie das der Bundesrat am Dienstag vorgeschlagen hat. Die Berner Regierung hält 21 Uhr für angemessen. An privaten Veranstaltungen sollten nach Ansicht des Berner Regierungsrates bis Anfang Januar 2021 nicht nur fünf, sondern weiterhin zehn Personen teilnehmen können.(baz/sda)
Aargau begrüsst Verschärfungen
Der Kanton Aargau unterstützt die Vorschläge des Bundesrates zur Verschärfung der Massnahmen gegen die Corona-Pandemie. Der Aargauer Regierungsrat begrüsst es insbesondere, dass diese einheitlich für das ganze Land gelten sollen.
Die Vorschläge des Bundesrates entsprächen der Stossrichtung, die der Kanton für die nächsten Wochen vorgesehen habe, teilte die Aargauer Staatskanzlei mit. Der Regierungsrat gehe davon aus, dass der Bundesrat am Freitag die entsprechenden Beschlüsse treffen werde. Danach werde der Regierungsrat zeitnah prüfen, ob auf kantonaler Ebene weiterer Handlungsbedarf bestehe.
Covid-Impfung wird gratis sein
Die Impfung gegen das Coronavirus wird gratis sein. Dafür hat das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) die Krankenpflege-Leistungsverordnung angepasst. Die Covid-19-Impfung wird somit von der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen. Bund und Kantone tragen ebenfalls einen Teil der Impfkosten, wie das EDI von Bundesrat Alain Berset am Mittwoch mitteilte. Die Revision tritt am 1. Januar 2021 in Kraft.
St. Galler Regierung wartet mit Massnahmen ab
Der St. Galler Regierungspräsident und Gesundheitschef Bruno Damann (CVP) empfiehlt dem Bundesrat, die ausserordentliche Lage wieder auszurufen. Selber wartete der Ostschweizer Kanton mit weiteren Massnahmen aber noch ab mit der Begründung, dass sie teilweise von jenen des Bundesrats übersteuert würden.
Am letzten Freitag habe der Kantonale Führungsstab verschiedene Massnahmen vorgeschlagen. Diese seien von der Regierung in der Sitzung am Dienstag nochmals verschärft worden. Am Dienstagabend habe dann der Bundesrat Vorschläge präsentiert, die diese Massnahmen «in vielen Punkten übersteuern würde», so Damann. Deshalb wolle man abwarten, ob aus den Vorschlägen des Bundesrates Bundesregelungen würden. Am Samstag werde dann die Regierung allfällige zusätzliche kantonale Massnahmen bekanntgeben.
Im Kanton St. Gallen steigen die Corona-Fallzahlen seit letzter Woche wieder an. In den Spitälern befinden sich aktuell 189 Patientinnen und Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, davon sind 32 auf der Intensivstation, 25 müssen dort beatmet werden. Am Mittwochvormittag wurden 563 neue Fälle gemeldet, neun Personen sind gestorben.
Berset räumt Fehler ein
In der Sendung «La Matinale» auf RTS gestand Alain Berset am Mittwoch Fehler ein. Die Lockerungen im Herbst seien «ein Fehler» gewesen. Ab dem 1. Oktober erlaubte der Bundesrat Grossanlässe wieder – dazu sagte der Gesundheitsminister: «Wir waren wahrscheinlich zu optimistisch.»
Man habe dann realisiert, dass es ein Fehler gewesen sei und habe wieder dicht gemacht, als die zweite Welle ankam. «Die Romandie hat dabei Weltrekorde erreicht», sagt Berset und spricht damit die zwischenzeitlich sehr hohen Infektionszahlen in der Westschweiz an. Die Zahlen seien gesamtschweizerisch im November zwar wieder gesunken, doch der Rückgang habe auf einem viel zu hohen Niveau an Schwung verloren, so Berset.
Berset begründete auch die für Samstag angekündigten Corona-Verschärfungen. «Wir wollen verhindern, dass uns die Alternativen ausgehen und wir wieder alles schliessen müssen», sagte der Gesundheitsminister. «Wir haben in den letzten Tagen eine Stagnation auf sehr hohem Niveau erlebt. Das ist eine sehr gefährliche Situation. Das haben wir in dieser Pandemie noch nie erlebt. Wir befinden uns auf einem viel höheren Niveau als alle Nachbarländer und ein Rückschlag kann katastrophale Folgen haben.»
BAG meldet 5086 neue Fälle
Für die letzten 24 Stunden meldet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 5086 Coronavirus-Ansteckungen. Am Mittwoch vor einer Woche waren es 4786, am Mittwoch vor zwei Wochen 4876. Die Positivitätsrate beträgt 14,9 Prozent bei 34'034 neu gemeldeten Tests.
Es gibt 190 Spitaleinweisungen und 87 Tote. Zum Vergleich: Am Mittwoch vor einer Woche wurden 230 Spitaleinweisungen und 115 Tote gezählt, am Mittwoch vor zwei Wochen 257 Spitaleinführungen und 100 Tote.
Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 17,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner 600,25 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet.
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Seit Beginn der Pandemie wurden in der Schweiz und in Liechtenstein 2'952'909 Tests auf Sars-CoV-2 durchgeführt, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, wie das BAG weiter mitteilte. Insgesamt gab es 363'654 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus.
14'753 Personen mussten bisher wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung belief sich auf 5203. Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung befanden sich laut Angaben des BAG 12'187 Menschen in Isolation und 11'893 Menschen in Quarantäne. Zusätzlich befanden sich 142 Personen in Quarantäne, die aus einem Risikoland heimgekehrt waren.
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14-Tages-Inzidenz der Kantone:
Kanton Tessin bereitet sich auf Impfkampagne vor
Das Tessin plant sechs Zentren für die Durchführung der Impfungen gegen Covid-19. Diese Aussicht entbinde die Bevölkerung aber nicht vom Einhalten der Hygiene- und Distanzmassnahmen, mahnte der Kantonsapotheker am Mittwoch vor den Medien.
Das Departement für Gesundheit und Soziales plane, umgehend nach der Genehmigung des Impfstoffs durch Swissmedic mit Impfen zu beginnen, sagte der Tessiner Kantonsapotheker Giovan Maria Zanini an einer Medienkonferenz in Bellinzona.
Auch bei Hausärzten und in anderen medizinischen Einrichtungen soll eine Impfung gegen Covid-19 möglich sein. Ein mobiles Team soll dort zum Einsatz kommen, wo es gerade nötig sei, sagte Zanini weiter.
Apotheken verlangen für Schnelltests überhöhte Preise
Wer Beschwerden wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen hat, der könnte an Covid-19 erkrankt sein. Um möglichst alle Fälle zu finden, hat der Bund kürzlich erst eindringlich dazu aufgefordert, sich bei Symptomen testen zu lassen (Erkältung, Grippe oder doch Corona? In unserer Übersicht erfahren Sie, auf welche Symptome Sie achten müssen).
Seit Anfang November geht das relativ unkompliziert über einen Schnelltest in Spitälern, Arztpraxen oder Apotheken. Die Kosten, 57 Franken 50 pro Test, übernimmt der Bund, sofern die Testkriterien erfüllt sind. Bei den Apotheken jedoch halten sich offenbar nicht alle an den vom Bund vorgegebenen Betrag. Sie verlangen teils bis zu 80 Franken für einen Schnelltest, und somit über 20 Franken mehr, als eigentlich erlaubt wäre, wie Recherchen der SRF-Sendung «Kassensturz» zeigten. Die Zusatzkosten müssen die Kunden aus eigener Tasche bezahlen.
Die Apotheken machen Mehraufwände in Form von Notfallzuschlägen, Service- und Beratungspauschalen, Abends- oder Wochenendgebühren oder Kosten für die schriftliche Bestätigung des Testergebnisses geltend. Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse rechtfertigt diese Praxis damit, dass die Investitionen der Apotheken mit dem Bundes-Tarif nicht abgedeckt seien. Gewisse Apotheken meinten, sie verlangten höhere Gebühren nur bei symptomfreien Personen – obschon diese gemäss Vorgaben des Bundes gar nicht getestet werden dürften.
Zulässig ist das nicht, wie Jonas Montani vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Sendung festhielt: «Wir haben den Schweizerischen Apothekerverband erneut informiert und klargestellt, dass solche Pauschalen nicht verrechnet werden dürfen.»
Pharmasuisse-Verbandspräsident Fabian Vaucher gelobt gegenüber «Kassensturz» Besserung. Diejenigen Apotheken, die ungerechtfertigte Pauschalen verlangt haben, sollen den betroffenen Kundinnen und Kunden das Geld zurückzubezahlen: «Wir möchten uns bei allen entschuldigen, die einen zu hohen Preis bezahlen mussten.»
Schulterschluss von Roche und Moderna
Roche treibt seine Bemühungen in der Corona-Bekämpfung weiter voran und ist nun eine Partnerschaft mit US-Unternehmen Moderna eingegangen. Der US-Konzern hat vor kurzem für seinen Corona-Impfstoffkandidaten in den USA und Europa die Notfall-Zulassung beantragt.
Roche wiederum hat über seine Diagnostics-Sparte verschiedene Corona-Tests auf den Weg gebracht. Im Rahmen der Zusammenarbeit wird Roche einen Antikörpertest in den Impfstoff-Forschungsversuchen von Moderna einsetzen, wie Roche am Mittwoch mitteilte.
Ziel der Zusammenarbeit ist es, die quantitative Messung von SARS-CoV-2-Antikörpern zu erleichtern und gleichzeitig eine mögliche Korrelation zwischen der Menge der Antikörper und der Wirkung des Impfstoffs herzustellen.
Schlange stehen im Skigebiet
Wie sich die Kapazitätsbeschränkungen in den Skigebieten auswirken könnten, zeigt ein Video aus Engelberg. Hier stehen Wintersportler Schlange vor dem Eingang zur Gondelbahn. In allen geschlossenen Transportmitteln in Berggebieten, also in Zügen, Kabinen und Gondeln, dürfen ab Mittwoch nur zwei Drittel der Plätze besetzt werden. Das gilt für Sitz- und Stehplätze.
Skifahren soll in der Schweiz weiterhin möglich sein. Ab 22. Dezember brauchen Skigebiete aber eine Bewilligung des Kantons. Der Kanton darf diese nur erteilen, wenn es die Kapazität der Spitäler erlaubt, die Corona-Tests normal durchführbar sind und das Contact Tracing funktioniert.
Die Skigebiete müssen «strenge Schutzkonzepte» vorlegen und Massenansammlungen vermeiden. Für die Wintersportlerinnen und -sportler gilt auf allen Bahnen – auch Skiliften und Sesselliften – ebenso eine Maskenpflicht wie beim Anstehen.
Geplante Corona-Massnahmen des Bundesrats ab Samstag
Der Bundesrat will am Freitag eine schweizweite Verschärfung der Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie beschliessen. Diese sollen ab Samstag und bis am 20. Januar 2021 gelten:
Gastrobetriebe, Einkaufsläden und Märkte, Freizeitbetriebe und Sportaktivitäten müssen um 19 Uhr schliessen und bleiben sonntags geschlossen.
Für private Veranstaltungen gilt eine maximale Zahl von fünf Personen aus zwei Haushalten. Ausgenommen sind Feiern bis zehn Personen über die Feiertage (24. bis 26. Dezember sowie am 31. Dezember).
Öffentliche Veranstaltungen werden mit Ausnahme von religiösen Feiern sowie Versammlungen von Legislativen verboten.
Jegliche Aktivitäten im Kulturbereich (inklusive schulische Aktivitäten) werden untersagt. Veranstaltungen im professionellen Bereich mit Publikum werden verboten. Ausgenommen sind online übertragene Veranstaltungen ohne Publikum.
Sollte sich die Lage in der nächsten Woche weiter verschlechtern, will der Bundesrat am 18. Dezember über einen weiteren Lockdown entscheiden, etwa die Schliessung von Gastrobetrieben und Läden.
Lesen Sie mehr im Ticker zur Pressekonferenz: Restaurants, Läden, Freizeitlokale ab 19 Uhr dicht – das plant der Bundesrat
sda/reuters/red
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