Coronavirus in der Schweiz+++ Berset nimmt Hilferuf der Universitätsspitäler «sehr ernst» +++ Bern will Mitte Januar impfen
Der Gesundheitsminister hat am Sonntag auf den Hilferuf von fünf Universitätskliniken für eine raschere Eindämmung der Coronavirus-Pandemie reagiert. Weitere Schweizer Corona-News im Ticker.
Das Wichtigste in Kürze
Die Zahl der Neuinfektionen in der Schweiz steigt wieder an.
Der Bundesrat will die Massnahmen drastisch verschärfen und hat diese in die Vernehmlassung für die Kantone geschickt.
Der Zugverkehr zwischen der Schweiz und Italien wird reduziert.
Hier geht es zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
Tessin kämpft gegen Bahnblockade
Der Tessiner Regierung wehrt sich gegen die Unterbrechung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs. Italien führe anscheinend keine Gesundheitskontrollen in den Zügen durch, schiebe aber die «heisse Kartoffel» der Schweiz zu, kritisiert Regierungspräsident Norman Gobbi.
Die ab Donnerstag geplante Unterbrechung des Bahnverkehrs zwischen dem Tessin und Italien müsse unter allen Umständen abgewendet werden, sagte Gobbi. Das hätte «grosse Auswirkungen auf den Verkehr und die Lebensqualität in der Grenzregion», sagte Gobbi weiter.
Früheres Lichterlöschen in Zürichs Gastronomie
Der Kanton Zürich zieht ebenfalls die Schraube an. Für Gastronomie, Verkauf und Versammlungen gelten ab 10. Dezember neue Massnahmen. Diese sind bis 10. Januar 2021 gültig.
In Lokalen dürfen laut Bundesverordnung höchstens vier Personen an einem Tisch sitzen. In Zürich dürfen dies nur noch Personen aus zwei Haushalten sein, wie der Regierungsrat am Dienstag bekannt gab. Sämtliche Kontaktdaten müssen erhoben werden. Die Sperrstunde wird um eine Stunde verlängert, so dass Lokale um 22 Uhr schliessen müssen.
Diese Sperrstunde gilt auch für Einkaufsläden, Take-Aways, Tankstellenshops, 24h-Shops sowie Unterhaltungs-, Sport- und Freizeitbetriebe. Casinos werden ganz geschlossen. Auch Bordell- und Erotikbetriebe, Cabarets, Etablissements, Sex-, Strip- und Saunaclubs sowie ähnliche Betriebe müssen schliessen. Versammlungen im öffentlichen Raum werden auf zehn Personen beschränkt. Sonntags- und Feiertagsverkäufe werden vom 24. Dezember bis 10. Januar verboten.
Lesen Sie auch: Auch an Silvester ist um 22 Uhr Schluss
Solothurn schliesst Bars und Sporteinrichtungen
Auch der Kanton Solothurn hat zusätzliche Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie beschlossen. Bars und Sporteinrichtungen wie Hallenbäder oder Fitnesszentren müssen schliessen. Die Massnahmen des Solothurner Regierungsrates gelten ab diesem Freitag und bis längstens am 31. Januar 2021, wie die Staatskanzlei mitteilte. Demnach dürfen sich in Restaurants maximal 50 Personen gleichzeitig aufhalten, und die Restaurants werden zwischen 21 und 6 Uhr geschlossen.
Auch Casinos und Spielhallen sowie Bowling- und Billardzentren müssen schliessen. Offen bleiben dürfen Museen, Bibliotheken, Kinos, Konzerthäuser und Theater. An Veranstaltungen gilt jedoch neu eine Obergrenze von 15 Personen. Ausnahmen gibt es an den Festtagen für Gottesdienste und andere religiöse Veranstaltungen, wobei an diesen maximal 30 Personen teilnehmen dürfen.
Für die Alters- und Pflegeheime sei ein generelles Besuchs- und Ausgangsverbot erlassen worden, hiess es in der Mitteilung weiter. Dieses gelte ab Donnerstag bis und mit 23. Dezember.
Baselland und Basel-Stadt verschärfen Massnahmen
In verschiedenen Kantonen werden die Massnahmen verschärft. So hat die Regierung von Baselland verfügt, dass ab Freitag für Gastronomiebetriebe eine Sperrstunde um 21 Uhr und für Veranstaltungen eine Obergrenze von 15 Personen gilt. Die Einschränkungen sind bis zum 17. Januar 2021 angesetzt.
Des Weiteren seien ab Freitag Sportaktivitäten mit wenigen Ausnahmen untersagt, Freizeitinstitutionen müssten geschlossen werden, wie auf der kantonalen Informationsseite zum Coronavirus zu entnehmen ist. Die Massnahmen seien mit den Nachbarkantonen abgesprochen und in weiten Teilen Deckungsgleich, heisst es weiter.
Im Kanton Basel-Stadt bleiben Restaurants bis mindestens am 20. Dezember geschlossen. Ob im Hinblick auf die Feiertage Lockerungen möglich sind, will die Regierung gemäss einer Mitteilung erst nächste Woche entscheiden. Namentlich soll die Zeit auch genutzt werden, um das weitere Vorgehen auch mit dem Bund und mit den Nachbarkantonen abzustimmen.
Geschlossen bleiben damit bis zum 20. Dezember im Stadtkanton nicht nur Restaurants und Bars, sondern auch Fitnesscenter, Kunsteisbahnen, Hallenbäder, Casinos sowie Erotik- und weitere Freizeitbetriebe. Für Veranstaltungen gilt zudem weiterhin ein Obergrenze von 15 Personen.
BAG meldet 4262 neue Fälle
Für die letzten 24 Stunden meldet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 4262 Coronavirus-Ansteckungen. Am Dienstag vor einer Woche waren es 3802, am Dienstag vor zwei Wochen 4241. Die Positivitätsrate beträgt 18,9 Prozent bei 32572 neu gemeldeten Tests.
Es gibt 195 Spitaleinweisungen und 92 Tote. Zum Vergleich: Am Dienstag vor einer Woche wurden 226 Spitaleinweisungen und 107 Tote gezählt, am Dienstag vor zwei Wochen 238 Spitaleinführungen und 142 Tote.
Die Posititivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 18,0 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner 592,84 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet.
Seit Beginn der Pandemie wurden in der Schweiz und in Liechtenstein 2'918'875 Tests auf Sars-CoV-2 durchgeführt, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, wie das BAG weiter mitteilte. Insgesamt gab es 358'568 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus.
14'563 Personen mussten bisher wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung belief sich auf 5116. Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung befanden sich laut Angaben des BAG 29'032 Menschen in Isolation und 28'888 Menschen in Quarantäne. Zusätzlich befanden sich 187 Personen in Quarantäne, die aus einem Risikoland heimgekehrt waren.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Lesen Sie auch folgende Artikel zum Thema:
Interview mit Epidemiologe: «Die meisten Kantone sind in der schlimmsten Situation»
Skifahren trotz Corona: Warum die Briten und Franzosen Verbier überrannt haben
Impfstart in der westlichen Welt: Diese 90-jährige Britin hat die erste Impfung erhalten
Hier geht es zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
Die 14-Tages-Inzidenz der Kantone:
Zugverkehr über Italien-Grenze eingestellt
Die grenzüberschreitenden Zugverbindungen zwischen der Schweiz und Italien werden ab dem 10. Dezember auf unbestimmte Zeit eingestellt. Grund sind zusätzliche Kontrollmassnahmen der italienischen Regierung im Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Der Entscheid basiere auf einem Dekret der italienischen Regierung, teilten die SBB am Dienstag mit. Dieses schreibe unter anderem Temperaturmessungen in den Zügen vor, hiess es bei den SBB auf Anfrage. Das Schweizer Bahnunternehmen könne diesen Anforderungen nicht nachkommen.
Deshalb habe es entschieden, das Angebot der EuroCity-Züge zwischen der Schweiz und Italien wird ab Donnerstag auf unbestimmte Zeit einzustellen. Betroffen ist neben den Verbindungen des Fernverkehrs auch das regionale Angebot von Tilo. Die Züge der SBB verkehren bis zur Landesgrenze. Die Züge im Regionalverkehr zwischen Brig und Domodossola sind nicht betroffen.
Der Online-Fahrplan werde schnellstmöglich angepasst, schreiben die SBB. Bei ihr gekaufte Billette werden an den SBB Verkaufsstellen oder über den RailService (0848 44 66 88) rückerstattet.
Weitere 3 Millionen Impfdosen für die Schweiz
Die Schweiz hat sich weitere drei Millionen Impfdosen von Moderna gesichert, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Moderna am Dienstag mitteilten. Damit hat der Bund seine bereits bestätigte Bestellung bei Moderna von 4,5 Millionen auf 7,5 Millionen Dosen erhöht.
Bisher hat die Schweiz Verträge mit drei Impfstoffherstellern unterschrieben, deren Produkte in der klinischen Entwicklung weit fortgeschritten sind. Neben Moderna handelt es sich dabei um die Impfstoffhersteller Pfizer/BioNTech (rund 3 Millionen Impfdosen) und AstraZeneca (rund 5,3 Millionen Impfdosen).
Alle drei Impfstoffhersteller befinden sich zurzeit im Zulassungsverfahren bei Swissmedic. Zusätzlich ist die Schweiz Mitglied der COVAX-Initiative, um dadurch Zugang zu Impfstoffen für bis zu 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung zu erhalten.
Gratistests in Südbünden als Probelauf
Die Flächentests in Südbünden sind ein erster Probelauf für ein späteres periodisches, systematisches Testen im ganzen Kanton. Die Bündner Behörden haben eine Kampagne für die schweizweit ersten Corona-Flächentests lanciert. Die freiwilligen Gratistests am kommenden Wochenende richten sich an Einheimische wie Touristen. Laut der Bündner Regierung sind sie zudem ein Zeichen für besonders gefährdete Personengruppen.
Die vorbereitenden Arbeiten an den 23 Teststationen in den 18 Gemeinden beginnen am (morgigen) Mittwoch. Durchgeführt werden sie in den Regionen Bernina, Unterengadin/Münstertal und Maloja. Resultate lägen am Montag vor, hiess es auf Anfrage bei der kantonalen Kommunikationsstelle Coronavirus.
Hohe Fallzahlen im Gebirgskanton
Ausgesucht wurden die Regionen wegen hoher Fallzahlen wie in der Region Bernina oder deshalb, weil es sich um Tourismusgebiete handelt. Die Tests sollen auch eine Momentaufnahme liefern über die «asymptomatischen Personen», wie die Bündner Regierung am Dienstag mitteilte.
Die Flächentests sind Teil des letzten Freitag von der Bündner Regierung bekannt gegebenen Gesamtschutzkonzeptes. Erlassen wurde es, weil in Graubünden die Corona-Fallzahlen nicht sinken, sondern sogar ansteigen. Seit Oktober hat sich laut Regierung die Zahl der Todesfälle mehr als verdoppelt. Aktuell befinden sich im Gebirgskanton 720 Personen in Isolation und 1060 in Quarantäne.
Studie: Jeder dritte Patient weist lange Symptome auf
Ein Drittel der Covid-19-Patienten mit milden Verläufen litt sechs Woche nach der Diagnose noch immer unter Müdigkeit, Geruchs- oder Geschmacksverlust, Kurzatmigkeit oder Husten, wie ein Genfer Forschungsteam bei der Beobachtung von fast 700 Personen festgestellt hat.
Long-Covid nennen Fachleute die Beschwerden, die nach einer überstandener Corona-Infektion anhalten. Oft trifft es diejenigen Patienten, die nicht schwer krank waren. Erforscht ist dieses Leiden aber noch wenig.
Ein Team von Ärzten und Epidemiologen der Uni Genf und der Genfer Universitätskliniken (HUG) beobachtete nun insgesamt 669 Covid-19-Patienten, die nicht im Spital waren. Demnach verspürten 33 Prozent nach sechs Wochen noch immer ein oder mehrere Symptome: 14 Prozent berichteten über Müdigkeit, 9 Prozent über Kurzatmigkeit und 12 Prozent über Geruchs- und Geschmacksverlust, wie die Forschenden im Fachmagazin «Annals of Internal Medicine» berichten.
Ebenfalls litten 6 Prozent nach wie vor unter Husten und 3 Prozent hatten anhaltende Kopfschmerzen. Das Team wird die Patienten nun weiterhin beobachten, um etwa Aussagen darüber zu gewinnen, was «long» bei Long-Covid tatsächlich bedeutet.
Nachfrage nach Kurzarbeit steigt steil an
Die zweite Corona-Welle lässt die Nachfrage nach Kurzarbeit wieder in die Höhe schnellen. Das Rekordniveau vom Frühling wird aber bei weitem nicht erreicht.
Im Monat November wurde für rund 626'000 Beschäftigte Kurzarbeit bewilligt, wie Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Dienstag an einer Telefonkonferenz sagte. Dies entspreche 12,1 Prozent aller Beschäftigten.
Diese Zahl steigt somit steil an. Im Oktober gab es für knapp 482'000 Personen bewilligte Kurzarbeit, im September für noch weniger. «Aufgrund stärkerer Corona-Einschränkungen in verschiedenen Kantonen könnte die Zahl im Dezember weiter ansteigen», so Zürcher.
Er relativierte allerdings den Anstieg. Die November-Zahl entspreche nur rund einem Drittel des Rekordwertes vom April, so der Chefbeamte.
Er betonte ausserdem, dass anhand der Angaben zur bewilligten Kurzarbeit keine Aussagen zur effektiven Nutzung dieses Instruments gemacht werden könnten. Denn manche Unternehmen lassen sich zwar vorsorglich Kurzarbeit bewilligen, verzichten dann aber doch darauf. So bezogen zum Beispiel im Rekordmonat April 1,3 Millionen Personen eine Kurzarbeitsentschädigung; Bewilligungen lagen damals für rund 1,9 Millionen Beschäftige vor.
Zürcher hofft, dass mit dem Instrument eine Entlassungswelle weiterhin vermieden werden kann. Die Aussicht auf einen Impfstoff helfe dabei. «Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen daher nun nicht direkt zu Entlassungen schreiten, sondern mit Hilfe der Kurzarbeitsentschädigung ihre Kapazitäten noch eine Weile aufrecht erhalten werden.»
Spital-Patienten bei der ersten Welle älter
Von März bis Mai waren die Personen, die wegen des Coronavirus hospitalisiert werden mussten, älter als jene, die zwischen Mai und Oktober Spitalpflege brauchten. Das Median-Alter war in der ersten Periode 69 Jahre, in der zweiten 63 Jahre.
Das zeigt eine Statistik, die das BAG heute veröffentlicht hat. Der Medianwert ist nicht der Durchschnittswert. Beim Medianwert gibt es gleich viele Personen, die jünger als das genannte und gleich viele Personen, die älter als das genannte Alter sind.
Im Median 12 Tage im Spital
Die Statistik gibt auch Auskunft über die Aufenthaltsdauer. Der Medianwert der gesamten Zeitdauer von März bis Oktober beträgt neun Tage. Der kürzeste Aufenthalt war ein Tag, der längste 181 Tage. Auf den Intensivstationen betrug der Median-Wert des Aufenthalts 12 Tage.
79 Prozent der Patienten hatten eine oder mehrere Vorerkrankungen, am häufigsten Bluthochdruck (47,5 Prozent). Am zweithäufigsten waren chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (30,5 Prozent), gefolgt von Diabetes (21,6 Prozent), chronischen Atemwegserkrankungen (16,8 Prozent) und chronischen Nierenerkrankungen (16,2 Prozent).
Die Zahlen basieren auf der Analyse von 4112 zwischen März und Oktober registrierten Hospitalisierungen. Diese wurden vom System «Covid-19 Hospital Based Surveillance» (CH-SUR) zusammengetragen, in dem 20 Schweizer Spitäler auf freiwilliger Basis den Verlauf von Covid-19-Hospitalisierungen dokumentieren. Bislang wurden 14'300 Personen wegen Covid-19 im Spital behandelt.
Hier gelangen Sie zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
Im Tessin müssen Bars ab Mittwoch um 19 Uhr schliessen
Die Tessiner Regierung verschärft die Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Neu müssen Bars bereits um 19 Uhr, alle anderen Restaurationsbetriebe um 22 Uhr schliessen. Die Regelung gilt ab Mittwoch.
Auch Casinos, Spielsäle, Bowlingbahnen, Erotiklokale und Nachtclubs müssen ab Mittwoch jeweils um 22 Uhr schliessen. Mit dieser Massnahme sollen die Kontakte in der Vorweihnachtszeit reduziert werden, wie der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi am Montagnachmittag vor den Medien erklärte. Für private und öffentliche Versammlungen gilt weiterhin die Obergrenze von fünf Personen – Kinder mit eingerechnet.
Von dieser Regelung ausgenommen sind Kinos, Theater, Konzerte, religiöse Feierlichkeiten sowie Sportveranstaltungen. An solchen und ähnlichen Anlässen sind weiterhin 30 Personen erlaubt, Personal und Veranstalter ausgenommen. Die neuen Massnahmen treten am Mittwoch in Kraft und gelten bis zum 23. Dezember.
Lesen Sie auch: Diese Kantone geben dem Bundesrat nach
Thurgau führt sechs Massnahmen ein
Der Thurgauer Regierungsrat verschärft aufgrund der weiterhin hohen Covid-19-Fälle und Hospitalisationen die Corona-Massnahmen: Unter anderem wird die Sperrstunde vorverlegt und es gilt neu eine Pflicht für Homeoffice.
Im Kanton Thurgau steigt die Zahl der Neuinfektionen. Der 7-Tage-Schnitt erhöhte sich gegenüber zur Vorwoche um neun Prozent an. Seit vergangenen Freitag wurden 398 neue Coronafälle gezählt. Der Thurgauer Regierungsrat hat deshalb sechs Massnahmen verschärft. Die neuen Regelungen treten am Mittwoch um Mitternacht in Kraft.
Die Vizepräsidentin des Regierungsrats, Monika Knill (SVP), stellte an der Medienorientierung am Montagnachmittag in Frauenfeld fest, die Belastung des Gesundheitswesens sei bereits zu hoch. Eine weitere Zunahme sei nicht tragbar. Es brauche nun «einen Ruck».
Homeoffice-Pflicht
Im Kanton Thurgau wird die Sperrstunde in Gastrobetrieben auf 22 Uhr vorverlegt. An Veranstaltungen dürfen nur noch zehn statt wie bisher 50 Personen teilnehmen. Ausnahmen soll es für kirchliche Veranstaltungen wie Gottesdienste oder Trauerfeiern, aber auch für politische Versammlungen geben.
Weiter werden sportliche und kulturelle Aktivitäten im nicht-professionellen Bereich auf zehn Personen beschränkt. Im Kanton Thurgau wird bei Treffen die Zwei-Haushalte-Regel eingeführt. Für Menschenansammlungen im öffentlichen Raum gilt die Grenze von zehn Personen. Weiter wird im Kanton die Pflicht zu Homeoffice verpflichtend eingeführt, falls dies betrieblich möglich ist. Es sei jetzt die letzten Gelegenheit, das Ruder noch herumzureissen, ergänzte Knill.
Bund unterzeichnet Vertrag mit Pfizer
Pfizer/Biontech soll der Schweiz drei Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus liefern, sofern die Zulassung durch Swissmedic erfolgt ist. Nach der Absichtserklärung hat der Bund den entsprechenden Vertrag unterzeichnet, wie das BAG am Montag mitteilte.
Voraussichtlich würden bei dem Impfstoff zwei Impfdosen nötig sein, schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Damit könnten 1,5 Millionen Personen in der Schweiz geimpft werden.
Bisher hat die Schweiz Verträge mit drei Impfstoffherstellern unterschrieben, deren Produkte in der klinischen Entwicklung weit fortgeschritten sind. Nebst Pfizer/Biontech, handelt es sich dabei um die Impfstoffhersteller Moderna (rund 4,5 Millionen Impfdosen) und Astrazeneca (rund 5,3 Millionen Impfdosen). Alle drei Impfstoffhersteller befinden sich zurzeit im Zulassungsverfahren bei Swissmedic.
Zusätzlich ist die Schweiz Mitglied der Covax-Initiative, um dadurch Zugang zu Impfstoffen für bis zu 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung zu erhalten. Der Bund stehe weiterhin mit verschiedenen Impfstoffherstellern im Gespräch, heisst es in der BAG-Mitteilung vom Montag. Da zum heutigen Zeitpunkt noch nicht klar sei, welche Impfstoffe sich durchsetzen würden, strebe der Bund mehrere Impfstoffe an.
BAG meldet 9809 neue Fälle
Für die letzten 72 Stunden meldet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 9809 Coronavirus-Ansteckungen. Am Montag vor einer Woche waren es 8782, am Montag vor zwei Wochen 9751, am vergangenen Freitag 4382 neue Fälle für 24 Stunden. Die Positivitätsrate beträgt 16,3 Prozent bei 60'508 neu gemeldeten Tests.
Es gibt 327 Spitaleinweisungen und 176 Tote. Zum Vergleich: Am Montag vor einer Woche wurden 399 Spitaleinweisungen und 195 Tote gezählt, am Montag vor zwei Wochen 410 Spitaleinführungen und 213 Tote.
Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 17,8 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden pro 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner 606,72 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet.
Seit Beginn der Pandemie wurden in der Schweiz und in Liechtenstein 2'896'303 Tests auf Sars-CoV-2 durchgeführt, den Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19, wie das BAG weiter mitteilte. Insgesamt gab es 354'306 laborbestätigte Fälle von Ansteckungen mit dem Coronavirus.
14'368 Personen mussten bisher wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Virus-Erkrankung belief sich auf 5024. Aufgrund der Kontakt-Rückverfolgung befanden sich laut Angaben des BAG 29'172 Menschen in Isolation und 28'848 Menschen in Quarantäne. Zusätzlich befanden sich 185 Personen in Quarantäne, die aus einem Risikoland heimgekehrt waren
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Lesen Sie auch zum Thema:
Corona-Debatte in der Luftfahrt: Erst impfen, dann fliegen
Hoffnungsträger Remdesivir: Teures Corona-Medikament ist offenbar wirkungslos
Feiern trotz Corona: 13 Tipps für sichere Festtage
Hier geht es zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
14-Tages-Inzidenz der Kantone:
Aargau hält an bisherigen Massnahmen fest
Der Kanton Aargau ergreift vorerst keine zusätzlichen Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Damit stellt man sich gegen die Forderung von Gesundheitsminister Alain Berset, der Ende letzter Woche die Kantone mit anhaltend hohen Fallzahlen aufgefordert hatte, schärfere Massnahmen zu treffen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Der Kanton prüfe zur Epidemiebekämpfung «in permanenter Absprache mit anderen Kantonen und dem Bundesrat weitere Massnahmen», teilte das Gesundheitsdepartement von Jean-Pierre Gallati (SVP) am Montag in Aarau mit. Das Departement tue dies «weiterhin risikobasiert und wirkungsorientiert». Die sozialen Kontakte sollen gemäss Kanton weiter reduziert werden, damit das Gesundheitswesen nicht über seine Kapazitätsgrenzen kommt.
Die Massnahmen sollen an Orten und in Situationen mit erhöhtem Infektionsrisiko wirken, wie es hiess. Ziel bleibe es, die Gesundheitsversorgung und in erster Linie die Kapazitäten der Spitäler sicherzustellen. Seit Ende Oktober gibt es im Aargau eine erweiterte Maskenpflicht sowie Personenbeschränkungen bei Veranstaltungen, Sport und Menschenansammlungen.
Noch am Samstagnachmittag nahmen Gesundheitsminister Alain Berset und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga die Vertreter von Thurgau, St. Gallen, Solothurn, Tessin, Aargau und Basel-Landschaft ins Gebet, um schärfere Massnahmen zu bestimmen, wie verschiedene Medien berichteten. Die Stimmung sei konstruktiv gewesen, sagen Teilnehmer. (Lesen Sie dazu: Und die Problem-Kantone bewegen sich doch).
Angespannte Lage
Die epidemiologische Lage im Aargau ist gemäss Kantonsbehörden weiterhin angespannt. Am 4. November sei mit 495 Corona-Fällen die höchste Zahl erreicht worden.
Die bisherigen Massnahmen hätten das rasche exponentielle Wachstum gebrembst. Im 7-Tage-Durchschnitt gebe es 314 bestätigte Fälle. Die Todesfallrate sei während der letzten fünf Wochen deutlich erhöht gewesen, seit zwei Wochen sei sie nun stabil.
Der Kanton baute das Contact Tracing stark aus. Seit Anfang November stehen 70 Mitarbeitende im Einsatz. Der Zivilschutz stellt 15 Leute. Die Zahl der Mitarbeitenden soll weiter erhöht werden. Es ist geplant, die Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren.
Die Grafik der Kantone:
Waadt verstärkt Contact-Tracing
In Anbetracht der bevorstehenden Feiertage verstärkt der Kanton Waadt im Kampf gegen das Coronavirus das Contact-Tracing und die Test-Strategie. Das Ziel ist es, eine dritte Welle zu verhindern.
Seit dem 27. November haben die Contact-Tracing-Teams wieder die Kapazität für eine erweiterte Kontaktnachverfolgung, die nicht nur auf die engsten Kontakte beschränkt ist, sagte Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz am Montag an einer Medienkonferenz. Sie fokussierten auch auf Freunde, Berufskontakte und Sport-Kameradinnen und- Kameraden.
Die Equipen arbeiten demnach sieben Tage die Woche. Das Team besteht aus 194 Mitarbeitenden, 20 Zivildienstleistenden und 25 Zuständigen für medizinische Schulungen. Zudem bekommen sie ab dem 11. Januar die Unterstützung von 50 Teilzeit-Mitarbeitenden. Das Ziel des Kantons sei es, die Zahl der Neuinfektionen von 350 auf rund 200 zu reduzieren. Das Virus könne zwar immer noch zirkulieren, aber man hätte die Ausbreitung unter Kontrolle, erklärte Ruiz.
Die Behörden rufen die Bevölkerung zudem dazu auf, sich bereits bei «geringsten Symptomen» testen zu lassen. Derzeit gebe es einen abnormalen und unlogischen Rückgang bei den Tests. Das sei sehr beunruhigend, da man so die Sichtbarkeit der Epidemie verliere, sagte Ruiz.
Kolossale Organisation bei Impfungen
Der Kanton bereite sich zudem darauf vor, die Impfstoffe, so sie denn einmal verfügbar sind, zu verteilen, wie Ruiz an der Medienkonferenz sagte. Es seien mobile Truppen zusammengestellt worden, die Bewohnerinnen und Bewohner in Alters- und Pflegeheimen sowie jene Personen zuhause impfen, die sich nicht fortbewegen können. Die Impfung sei nicht obligatorisch. Bis im Sommer 2021 könne Waadt rund 400'000 Personen impfen. Das bedeute eine kolossale Organisation, sagte Ruiz.
Mit den Feiertagen stehe eine «heikle Periode» bevor, sagte die Regierungsrätin schliesslich. «Um ehrlich zu sein», wisse man nicht, ob eine dritte Welle verhindert werden könne. Die nächsten Wochen seien entscheidend.
Schweizer KMU bleiben laut Studie optimistisch
Die Schweizer KMU-Landschaft lässt sich durch die Corona-Pandemie die Laune nicht verderben. Dank einer gut aufgestellten Online-Präsenz konnten laut einer Studie bereits ein Viertel der Firmen mindestens 50 Prozent ihrer Einnahmen über digitale Kanäle generieren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage im Rahmen einer gemeinsamen Studie von Facebook, Weltbank und OECD. Die digitale Wirtschaftsstudie «Global State of Small Business Report» befragte laut einer Mitteilung vom Montag kleine und mittlere Unternehmen aus mehr als 50 Ländern nach ihren Erfahrungen während der Corona-Krise.
Gut ein Drittel der befragten Schweizer KMU habe angegeben, dass mindestens 25 Prozent ihrer Einnahmen über digitale Kanäle generiert werden konnten. Ein Viertel schaffte es den Angaben nach sogar mindestens 50 Prozent der Einnahmen online zu generieren.
Längerfristig zuversichtlich
Im internationalen Vergleich liege die Schweizer KMU-Landschaft damit im europäischen Mittelfeld. Spitzenreiter seien KMU aus Irland und dem Vereinigten Königreich (UK). Diese würden bereits einen signifikant höheren Anteil ihres Umsatzes über digitale Kanäle erzielen, heisst es weiter.
Die Umfrage habe zudem ergeben, dass die Umsätze bei 54 Prozent der Befragten in diesem Jahr deutlich niedriger als im Vorjahr ausfielen. Trotzdem seien vor allem in der Schweiz viele KMU positiv eingestellt: Mehr als die Hälfte (59%) gebe sich hierzulande mit Blick in die Zukunft zuversichtlich, heisst es. In Deutschland seien es 58 Prozent, in Italien 41 Prozent und in Frankreich nur 35 Prozent.
415 neue Fälle in Bern
Im Kanton Bern sind am Sonntag 415 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Das sind über 100 positive Fälle mehr, als vor einer Woche innerhalb eines Tages registriert worden waren.
Damals hatte der Kanton 314 Neuansteckungen gemeldet. Gleichzeitig starben seit Samstagmorgen sieben weitere Personen an den Folgen der Viruserkrankung. Damit steigt die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung auf 447, wie der Webseite des Kantons Bern zu entnehmen ist.
Die Zahl der Hospitalisierungen wird am Wochenende nicht erhoben. Am Freitag lagen 293 Covid-Patienten in Berner Spitälern, 11 weniger als am Donnerstag. 63 Erkrankte befanden sich auf der Intensivstation (+6), 43 von ihnen (-3) mussten beamtet werden.
Corona kostet Kassen mindestens 550 Millionen
Das Coronavirus wird die Krankenkassen gemäss einer konservativen Schätzung mindestens 550 Millionen Franken kosten. Laut Krankenkassenverband Santésuisse muss wegen Covid-19 jedoch nicht mit einer Prämienerhöhung gerechnet werden.
Die Kosten würden aufgeteilt in 130 Millionen Franken für stationäre und ambulante Behandlungen plus Tests der ersten Welle, sagte Matthias Müller, Leiter Abteilung Politik und Kommunikation bei Santésuisse gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er bestätigte damit einen Bericht des «Sonntagsblick».
Für stationäre Behandlungen von Juni bis heute werde mit Kosten von 180 Millionen Franken gerechnet. 40 Millionen Franken entfallen laut dem Verband auf weitere ambulante Kosten, unter anderem Ausgaben für symptomlindernde Medikamente, ambulante Untersuchungen und Nachkontrollen bei Ärzten.
Die Impfkosten dürften schliesslich 200 Millionen Franken betragen. Welche Kosten durch Covid-19-Langzeitschäden entstehen werden, könne man noch nicht sagen, sagte Müller auf Anfrage weiter.
Wegen des Coronavirus stiegen die Krankenkassenprämien jedoch nicht an, sagte Müller. Die Krankenkassen verfügten momentan über eine Reserve von über zehn Milliarden Franken.
sda/reuters/red
Fehler gefunden?Jetzt melden.