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Reaktionen auf Corona-Paket
«Wenn ich um 19 Uhr schliessen muss, kann ich gleich ganz zumachen»

Um 19 Uhr sollen die Gastrobetriebe schliessen. Das ist die Idee des Bundesrats. 
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Die Gastrobranche ist in Aufruhr. Seit 7 Uhr am Morgen sei er am Telefon, spreche mit anderen Gastronomen, mit Lieferanten, sagt Michel Péclard. Er ist Inhaber mehrerer Gastrobetriebe in Zürich. Das Thema ist klar: die geplanten Einschränkungen der Öffnungszeiten. In einer eigens dafür einberufenen Sitzung besprach der Bundesrat gestern verschärfte Corona-Massnahmen. Und schlug den Kantonen mehrere vor. Darunter etwa das Schliessen von Einkaufsläden und Restaurants um 19 Uhr und den Sonntagsverkauf abzusagen. Das passt den betroffenen Branchen überhaupt nicht.

«Wenn man um 19 Uhr schliessen muss, kann man auch gleich ganz zumachen», sagt Péclard. Besser wäre aus seiner Sicht, einen Lockdown zu beschliessen. «Wir machen rund 70 Prozent Umsatz am Abend», so der Gastrounternehmer, das falle alles weg.

Und dies ausgerechnet in der Zeit, als die Umsätze am Abend wieder angezogen hätten. Darum diskutiert er nun darüber, viele seiner Restaurants zu schliessen. «Was es vor allem braucht: Es soll Geld à fonds perdu zur Verfügung stehen. Sonst sind im Frühjahr die Hälfte der Restaurants dicht», sagt Péclard.

Auch beim Verband Hotelleriesuisse sieht man düsteren Zeiten entgegen. Präsident Andreas Züllig räumte gegenüber Radio SRF ein, dass die Schweiz an einem heiklen Punkt stehe. Züllig fordert rasch zusätzliche Hilfen, so etwa die Übernahme von Fixkosten.

Händler befürchten Super-GAU

Hart treffen würde die Einschränkung der Öffnungszeiten den Detailhandel. Bei der Swiss-Retail-Federation ist man nicht glücklich über die Vorschläge des Bundesrats. Gerade viele Non-Food-Läden, die sonst 30 bis 50 Prozent ihres Umsatzes während der Weihnachtszeit machen, hätten voll auf die Sonntagsverkäufe gesetzt. «Wir befürchten, dass nun alle Kundinnen und Kunden zur gleichen Zeit in die Läden rennen und deshalb weniger Schutz gewährleistet werden kann, als wenn sie sich über mehr Tage verteilen», sagt Dagmar Jenni, Geschäftsführerin des Verbands.

Sie fordert nun aber: In allen Kantonen sollen auch am Samstag bis 19 Uhr die Läden geöffnet sein dürfen. Das ist heute nicht der Fall, in einigen Kantonen schliessen die Läden bereits um 17 Uhr. «Die Sonntage werden wir nicht rausholen, aber wenigstens verteilen sich so die Leute besser», sagt Jenni. Die Massnahmen wären grundsätzlich einschneidend für den Detailhandel.

Noch schlimmer allerdings wäre eine Schliessung der Läden wie im Frühling, wo nur noch Geschäfte der Grundversorgung offen haben durften. «Das wäre der Super-GAU. Um diesen zu verhindern, werden wir wohl die Kröte mit den eingeschränkten Öffnungszeiten schlucken müssen.» Die Kunden müssen jetzt auch mit dem Detailhandel an einem Strick ziehen und helfen, die Kundenfrequenzen über die ganzen Öffnungszeiten zu verteilen.

Gewerbeverband weigert sich

Kritisch ist auch der Gewerbeverband. Er reagierte mit einer Medienmitteilung, die es in sich hat. Der Bundesrat habe keinen Nachweis erbringen können, dass es sich bei den betroffenen Branchen um Gefahrenherde handle. «Bis dieser Nachweis nicht gelingt, lehnt der grösste Dachverband der Schwei­zer Wirtschaft die Verschärfungen ab», heisst es in der Mitteilung.

Noch ist nicht klar, ob die Massnahmen wirklich umgesetzt werden. Momentan können sich die Kantone dazu äussern. Der Bundesrat hat an seiner Pressekonferenz auch Gelder in Aussicht gestellt für die betroffenen Branchen. Die neuen Regeln sollen ab Samstag gelten. Wenn sie nichts bringen, dann würden noch weitergehende Massnahmen angegangen. So droht der Bundesrat offen mit einem Lockdown.