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Coop und Co. suchen Alternative
Früchte vom Balkan – Woran der Import noch scheitert

Wie hier in Albanien (Bild) ist die Landwirtschaft auf dem gesamten Balkan kleinräumig strukturiert. Das erschwert mögliche Exporte in die Schweiz.
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Coop wird bald Tomaten und Erdbeeren aus Albanien importieren, sagte Coop-Chef Philipp Wyss vor zwei Wochen im Interview mit dieser Redaktion. Grund dafür ist der Wassermangel in Spanien. Die Konkurrenz streckt ihre Fühler nun ebenfalls nach dem Balkan aus, wie eine Umfrage bei den Grossverteilern zeigt.

Die Migros prüft derzeit den Import frischer Kräuter aus Albanien, sagt eine Sprecherin des Detailhändlers. Und: «Sämtliche Länder der Region Balkan und Osteuropa sind auf dem Radar», auch wenn zurzeit keine davon «konkret in Prüfung» seien.

Lidl Schweiz bezieht laut der Medienstelle bereits Beeren und Spitzpeperoni aus Slowenien, Bulgarien und auch aus Ungarn, das nicht zum Balkan gezählt wird. Dies «um die Nachfrage zu decken». Das Unternehmen weist allerdings darauf hin, dass für neue Lieferanten ebenso wie für bisherige der «Code of Conduct» des Unternehmens gelte, der «unsere Erwartungen in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz» verbindlich festlegt.

Es krankt an der Kontrolle von Zertifikaten

Genau bei solchen Standards, die von Detailhändlern und Importeuren eingefordert werden, liegt offenbar die Krux. «Vielen Produzenten in Balkanländern fehlen zurzeit die Global-GAP-Zertifikate, die wir voraussetzen», sagt beispielsweise Silja Stofer, Kommunikationsleiterin beim Agrarkonzern Fenaco mit den Detailhandelsformaten Landi und Volg. Die Zertifikate garantieren Standards bezüglich Qualität, Lebensmittelsicherheit und Umweltpraktiken und werden von der Zertifizierungsgesellschaft Ecocert vergeben.

«Es braucht einfach Zeit, bis die Produzenten sich mit den geforderten Standards auseinandergesetzt haben und der Zertifizierungsprozess durchlaufen ist», sagt Stofer. Wären die Zertifizierungen gewährleistet, kämen für Fenaco die Balkanländer, insbesondere Mazedonien und Albanien, als Lieferanten infrage.

Gemäss verschiedenen Branchenexperten stellt vor allem die Kontrolle von Zertifizierungen eine Herausforderung da – das sogenannte Auditing. Der Balkan-Pionier Coop etwa zieht für sein Albanien-Projekt Kontrolleure aus dem Ausland herbei. «In der Aufbauphase werden aus zeitlichen Gründen auch Auditoren und Kontrollstellen aus anderen Ländern eingesetzt», sagt Mediensprecher Caspar Frey, «damit die Standards in jedem Fall sichergestellt sind.» Der Konzern wende auf dem Balkan dieselben Standards wie bei anderen Beschaffungsquellen an: «Dies stellt eine Grundvoraussetzung dar.»

2023 hielt die Welternährungsorganisation FAO in einem Bericht fest, dass auf dem westlichen Balkan in den letzten Jahren zwar erhebliche Fortschritte beim Anbau von Beeren gemacht wurden. Der Gemüseanbau hingegen hinke dem in der EU weiter hinterher. Produkte aus Balkanländern würden weiterhin nur selten die Normen europäischer Supermarktketten erfüllen.

Im Weg stehen unter anderem die kleinteiligen Strukturen der dortigen Landwirtschaft: Für Kleinbetriebe lohnt es sich häufig nicht, ihre Produkte auf die Bedürfnisse der Handelskonzerne in der Schweiz oder der EU auszurichten und entsprechend zertifizieren zu lassen.