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Chefjurist verlässt UBS
Markus Diethelm räumte nach zahllosen Skandalen auf, jetzt geht er

UBS-Chefjurist Markus Diethelm wird die Bank nächstes Jahr verlassen.
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Markus Diethelm könnte eigentlich gleich auf der anderen Seite des Paradeplatzes anfangen: Denn die Credit Suisse bräuchte dringend einen erfahrenen Problemlöser wie den UBS-Chefjuristen. Die UBS kündigte am Dienstag an, dass ihr oberster Rechtsvertreter nach 13 Jahren die Grossbank verlassen wird. Das dienstälteste Mitglied der Geschäftsleitung geht damit von Bord.

Seine Nachfolgerin wird ab dem 1. November Barbara Levi. Die US-Anwältin war zuvor Chefjuristin beim Bergbauriesen Rio Tinto. Von 2014 bis 2019 arbeitete sie für den Pharmakonzern Novartis in verschiedenen Funktionen, wie zum Beispiel als Chefjuristin der Generika-Tochter Sandoz.

Diethelms Abschied erfolgt in Etappen. Zunächst scheidet er zum 1. November aus der Geschäftsleitung aus. Auch danach soll der Stanford-Jurist noch im Dienste der Bank bleiben, um weiter wichtige Fälle zu betreuen – wie den Geldwäschereiprozess in Paris, bei dem am 27. September das Urteil erwartet wird.

Frankreichfall bleibt ihm erhalten

Die Grossbank hofft im Revisionsprozess, den Vorwurf der Geldwäscherei vom Tisch zu bekommen. Denn dieser ist die Grundlage der Staatsanwaltschaft dafür, eine Busse von zwei Milliarden zu fordern. Gelingt dies nicht, werde Diethelm den Fall weiterziehen und auch den Europäischen Gerichtshof anrufen, ist zu hören.

Erst im Laufe des nächsten Jahres dann will Diethelm endgültig der UBS adieu sagen, das soll vermutlich im Frühjahr sein, wie Insider sagen. Das belegt, dass seinem Abgang kein Knatsch mit dem neuen Bank-Chef Ralph Hamers zugrunde liegt. «Ich möchte Markus persönlich für sein langes Engagement und seinen Beitrag zum Erfolg der UBS danken», wird Hamers in der Medienmitteilung zitiert.

«Diethelm und Hamers kommen gut miteinander aus», sagt ein Bank-Insider. Diethelm geht, weil er nach 13 Jahren noch einmal Lust auf etwas Neues hat, heisst es aus dem Inneren der Bank. Was, ist noch unklar. Neuer Finma-Chef will der Topjurist aber nicht werden, ist zu hören. Das sei ihm zu politisch.

In seinen 13 Jahren bei der UBS und schon zuvor bei der Swiss Re hat Diethelm so manche Schlacht geschlagen. Die Bussen gingen in die Milliarden, aber durch geschicktes Handeln hat Diethelm der UBS dabei auch viel Geld gespart.

Persönliche Verhandlungen mit dem US-Justizministerium

Wie zuvor bei der Swiss Re. Als er deren Chefjurist war, ersparte er dem Rückversicherer rund 900 Millionen Dollar, weil Diethelm die US-Justiz davon überzeugen konnte, dass der Zusammenbruch der Doppeltürme des World Trade Centers im Jahr 2001 als ein Schadenereignis zu sehen sei und nicht als zwei.

Im September 2008 wechselte er dann zur UBS. Und geriet in den perfekten Sturm aus Finanzkrise und dem US-Steuerstreit. Diethelm verhandelte persönlich mit dem US-Justizministerium und holte am Ende eine aus heutiger Sicht tiefe Busse von 780 Millionen Dollar heraus. 2014 musste die Credit Suisse für vergleichbare Vergehen 2,6 Milliarden Dollar Busse zahlen.

Gleichzeitig markierte der UBS-Vergleich aber auch den Anfang vom Ende des alten Bankgeheimnisses: Denn die UBS willigte ein, rund 300 Namen von US-Bankkunden preiszugeben – ein Dammbruch. Doch ohne das Zugeständnis drohte eine Strafklage gegen die Bank, welche die UBS in ihrer Existenz bedroht hätte.

Meisterstück mit der EU

2013 folgte sein Meisterstück. UBS war wieder einmal ganz vorne bei einem internationalen Skandal dabei: Händler hatten über Jahre den Referenzzins Libor über Absprachen manipuliert. In den USA musste die Grossbank 1,5 Milliarden Dollar Busse zahlen. In Europa dagegen konnte Diethelm seiner Bank eine Milliardenbusse ersparen.

In den Jahren 2009 bis 2019 orchestrierte Diethelm mehrere Vergleiche, die Bussen von 8,2 Milliarden Dollar nach sich zogen. Viel Geld, aber andere Häuser zahlten mehr.

Er reagierte schneller als die Konkurrenten und bot sich der EU-Kommission als Tippgeber an. Ausgerechnet eine Bank aus einem Nicht-EU-Land ging damit straffrei aus, die höchste Einzelbusse musste die Deutsche Bank berappen, was politisch für einigen Wirbel sorgte.

Unter dem Strich orchestrierten Diethelm und sein Team in den Jahren 2009 bis 2019 mehrere Vergleiche, welche Bussenzahlungen von insgesamt 8,2 Milliarden Dollar nach sich zogen. Viel Geld, aber andere Häuser zahlten mehr: Credit Suisse kommt auf fast 12 Milliarden Dollar, die Deutsche Bank musste in dem Zeitraum fast 20 Milliarden Dollar zahlen.

Neuer UBS-Präsident?

Allerdings hat Credit Suisse einen teuren Streit mit den USA um den Verkauf von Ramsch-Hypotheken bereits vom Tisch. Bei der UBS ist der Fall noch hängig. Zudem könnte der Frankreichfall die Bilanz noch trüben.

Auffällig ist, dass Diethelm just zu einem Zeitpunkt die Grossbank verlässt, als diese auf der Suche nach einem Nachfolger von Bank-Präsident Axel Weber ist. Tritt Diethelm also kürzer, um seine Laufbahn mit dem Präsidentenamt zu krönen? Schliesslich hatte die UBS mit Peter Kurer schon einmal ihren früheren Chefjuristen zum Bankpräsidenten gemacht.

UBS-Präsident Axel Weber dürfte im kommenden Jahr seinen Stuhl räumen. 

Doch Insider winken ab. Diethelm weiss, was er kann und was nicht, heisst es. Hinter Investmentbankern aufräumen, das kann er gut. Aber Investmentbanker als Präsident im Zaum zu halten, das traue er sich dann doch nicht zu, ist zu hören.