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Nachruf auf Charlie Munger
Das Genie hinter Warren Buffett

FILE - Berkshire Hathaway Vice Chairman Charlie Munger listens to a question during an interview on May 7, 2018, in Omaha, Neb. Berkshire Hathaway says Munger, who helped Warren Buffett build an investment powerhouse, has died. (AP Photo/Nati Harnik, File)
Charlie Munger
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«Es ist übertrieben, zu sagen, dass ich der grosse Wegbereiter von Warren gewesen bin. Er braucht keine Erleuchtung. Ehrlich gesagt, wird mir mehr Ehre zuteil, als ich verdiene.»

Kein Geschäftspartner in der US-Wirtschaftsgeschichte hat die zweite Geige geschickter gespielt als Charlie Munger. Zwar stand er im Schatten von Warren Buffett, dem «Weisen von Omaha». Aber sein Beitrag zum Erfolg von Berkshire Hathaway, einem Industrie- und Finanzkonzern im Wert von fast 800 Milliarden Dollar, ist nicht hoch genug zu gewichten. «Ohne Charlies Inspiration, Weisheit und Beteiligung hätte Berkshire Hathaway nie den heutigen Stand erreichen können», sagte der 93-jährige Buffett zum Tod seines Freundes.

Während Buffett an den legendären Aktionärsversammlungen von Berkshire Hathaway oft den Mund hielt, verpasste Munger kaum eine Gelegenheit, seine Meinung zu äussern. Munger verglich Banker einmal mit Heroinabhängigen und verdammte Kryptowährungen als «total verrücktes, dummes Glücksspiel».

Munger hatte zu allem und jedem eine Meinung. Seine Einsichten fasste er in höchst lesenswerten Memoiren «Poor Charlie’s Almanack» zusammen, dessen Titel sich an die Memoiren von Benjamin Franklin anlehnt, seinem grossen Vorbild, dessen launischen Witz er teilte und oft noch übertraf. Auf die Frage, was er vom Hype um die künstliche Intelligenz halte, sagte Munger noch dieses Frühjahr: «Ich denke, die altmodische Intelligenz funktioniert ziemlich gut.»

«Ich habe nichts beizufügen»

Während die Aktionäre von Berkshire das Führungsduo geradezu religiös verehrten und jedes Jahr zu Zehntausenden an den «Woodstock des Kapitalismus» nach Omaha in Nebraska strömten, bewahrte Munger seine Fassung. «Ich habe dem nichts beizufügen», war seine Standardantwort auf Fragen der Aktionäre, nachdem Buffett ausschweifend und blumig geantwortet hatte.

(FILES) Warren Buffett (L), CEO of Berkshire Hathaway, and vice chairman Charlie Munger attend the 2019 annual shareholders meeting in Omaha, Nebraska, on May 3, 2019. Munger died on November 28, 2023, at the age of 99, according to US media reports. (Photo by Johannes EISELE / AFP)

Privat allerdings war Munger für seine stundenlangen Monologe bekannt. Als Reporter des »Wall Street Journal» ihn vor wenigen Monaten besuchten, liess der nahezu erblindete und an einen Rollstuhl gefesselte Munger sie erst nach sechs Stunden, kurz vor Mitternacht, gehen. Seine stoische Art kontrastierte mit dem spielerischen Buffett. Doch beide ergänzten sich nahezu ideal.

Es gibt Fotos, die beide in nahezu identischer Kleidung, Körperhaltung und Erscheinung zeigen. Nach ihrem eigenen Bekunden hatten sie nie Streit, sie respektierten sich. Beide waren von früher, seit ihrer Jugend, harte Arbeit gewohnt und leisteten sich später trotz ihres Reichtums keine Exzesse. Der grösste Luxus für beide waren Flüge in privaten Maschinen.

Erfolgsrezept: Dummheiten vermeiden

Die Bescheidenheit war angeboren, aber sie wurde auch Teil ihres Images. Sie gaben gerne vor, ganz gewöhnliche Anleger zu sein, was ihre Fans entzückte. Aber Munger im Besonderen war ein knallharter Analyst und disziplinierter Investor. «Weder ich noch Buffett sind besonders intelligent oder gar allwissend», sagte er einmal. Der enorme finanzielle Erfolg über mehr als 60 Jahre hinweg sei keiner Tiefsicht zu verdanken, so Munger. «Wesentlich ist nur, Dummheiten zu vermeiden.»

«Ich bin total dabei, den weniger Glücklichen zu helfen.»

Charlie Munger, Wohltäter

Berkshire Hathaway entwickelte sich unter der vereinten Führung des Duos von einem bankrotten Textilunternehmen zum grössten Industriekonglomerat des Landes mit einem Wert von nahezu 800 Milliarden Dollar. Eine Investition von 1000 Dollar in das Unternehmen vor 60 Jahren ist heute mehr als zehn Millionen Dollar wert.

Dabei war Munger zeit seines Lebens ein freigiebiger Spender für wohltätige Zwecke. Zwar betonte er stets, ein Erzkapitalist und alles andere als ein Sozialist zu sein. Doch im Privaten galt: «Ich bin total dabei beim Lösen sozialer Probleme. Ich bin total dabei, den weniger Glücklichen zu helfen.»

Weitsicht bewiesen

Sein wichtigster Beitrag zum Erfolg von Berkshire Hathaway war, wie Buffet selber sagte, die Konzentration der Mittel auf wenige, dafür die besten Unternehmen. Als typisch sparsamer Mann aus dem Mittleren Westen investierte Buffett zunächst in mittelmässige Unternehmen zu einem tiefen Preis. Munger dagegen beharrte auf Investitionen in Vorzeigefirmen, auch wenn der Preis hoch erschien.

Er überzeugte Buffett davon, früh schon in den chinesischen Batterie- und Autohersteller BYD zu investieren. Buffett weigerte sich auch, in Techfirmen zu investieren, obwohl Microsoft-Chef Bill Gates ein enger Freund war. Munger war es, der die Investition in Apple vorantrieb. Spät zwar, aber mit Erfolg.

Charlie Munger verstarb fünf Wochen vor seinem 100. Geburtstag in Südkalifornien, wo er noch im Oktober 40 Millionen Dollar für ein lokales Museum gespendet hatte.