2000–2025 im RückblickDie besten Serien des 21. Jahrhunderts bis jetzt
Von «Breaking Bad» bis «Bridgerton»: Das sind unsere elf Lieblinge aus der goldenen Ära der Serien.
![Collage von Szenen aus verschiedenen TV-Serien, mit Schauspielern in dramatischen Posen, in blauen und rosa Tönen gefärbt.](https://cdn.unitycms.io/images/057qoJZ244mBld4uAUgJV_.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=6FjeD8vT6Rg)
Die wichtigsten Serien der letzten 25 Jahre? Keine leichte Auswahl. Was auch immer Ihre Favoriten in dieser Zeit waren, es steht ausser Frage, dass die Serienkunst ab 2000 zu neuen Sphären aufstieg. Die neuen Streamingplattformen wie Netflix konkurrierten mit dem Kino und lösten die alten Sender ab; erzählerische Komplexität liess die standardisierten Episoden von früher wie Gutenachtgeschichten aussehen, Widerlinge und Kriminelle wurden zu neuen Helden.
The West Wing (1999–2006)
![Schauspieler in Anzug mit Krawatte steht nachdenklich an einem Schreibtisch, Szene aus der US-Serie «The West Wing».](https://cdn.unitycms.io/images/8Imc2RPPKEPBpFuDA70GmB.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=4XgvLDdJrtE)
Was würde Präsident Bartlet aus «The West Wing» über den aktuellen Amtsinhaber Donald Trump sagen? Sicher ist: Seine Antwort wäre geistreich und käme pfeilschnell. Ganz so wie die Dialoge in der Politserie, mit denen Autor Aaron Sorkin eine Kunst der Eloquenz in die Serienunterhaltung brachte. Hier streiten und witzeln gebildete Menschen und energische Politiker.
«The West Wing» mag aus heutiger Sicht anmuten wie linksliberale Romantik, doch noch immer liefert die Serie Anschauungsmaterial für die populäre Darstellung von Politik. Sie zielte auf einen demokratischen Idealismus jenseits der Parteigrenzen und nutzte das rhetorische Feuer, um vor allen Arten des Populismus zu warnen. Wie «The Sopranos» startete «The West Wing» zu Beginn des neuen Jahrhunderts und revolutionierte unsere Vorstellung, wie Fernsehhelden aussehen können.
Nathan Barley (2005)
![Ein Mann mit Hut und eine Frau mit langem dunklem Haar sitzen nebeneinander in einem Raum.](https://cdn.unitycms.io/images/2MZpY8TQK09AUXtBz7AER-.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=qmaGBW7ejTA)
Bevor Charlie Brooker mit «Black Mirror» die dunkle Seite des Digitalen erkundete, hatte er schon eine prophetische Serie geschrieben. «Nathan Barley» behandelt eine spezifische Art der Idiotie in London in den Nullerjahren, wo sich Proto-Hipster wie Nathan Barley herumtreiben. Sie tragen schlimme Frisuren, machen nervtötende Musik und stellen jede ihrer Bewegungen ins noch junge Internet.
Der Magazinautor, der diesem Tun entgeistert zuschaut, wird seinerseits dazu gezwungen, ein Porträt eines Fotografen zu schreiben, der Leute beim Urinieren knipst («Wir halten ihn für ein Genie»). Unheimlich, wie viele Entwicklungen die Satire vorwegnimmt: Selbstdarstellung auf allen Kanälen, panische Trend-Konformität, infantile Start-up-Kultur, Clickbait, Online-Gags; eigentlich alles, was uns heute noch beschäftigt. «Nathan Barley» bleibt die komischste Abrechnung mit der Kreativszene, die in ihrer Arroganz nicht mehr merkt, wie einfältig ihr eigenes Verhalten geworden ist.
Gratis auf Youtube.
The Sopranos (1999–2007)
![James Gandolfini als Tony Soprano in der Serie ’The Sopranos’, Staffel 6, Episode 16, ’Chasing It’ von 2007.](https://cdn.unitycms.io/images/AWzoLw0lKVF8wXKA4kU-HI.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=Cjbb5Ll6k4o)
Die Mafiaserie wirkt im Rückblick konventioneller, als man sie in Erinnerung hat. So gab es pro Episode mindestens einen abgeschlossenen Handlungsstrang. Legendär wurde «The Sopranos» aber wegen James Gandolfini als Tony Soprano, dem so geschätzten wie brutalen Mafiaboss, der in Therapie ging.
HBO startete mit der Serie das Zeitalter des «Prestige TV», das die Leute überzeugte, für intelligente Fernsehunterhaltung etwas mehr zu bezahlen. «The Sopranos» führte die Psychologisierung des Helden zu einem neuen Höhepunkt – und wir fieberten über Jahre mit einem ethisch fragwürdigen Kriminellen mit.
Auf Sky Show.
The Wire (2002–2008)
![Drei Männer gehen durch einen beleuchteten Flur, in der Mitte der Schauspieler Michael K. Williams als Omar Little.](https://cdn.unitycms.io/images/9ZcvuY3UqPF9lVlgxfOXsr.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=utnmgJqbZTo)
Keine Bestenliste der letzten 25 Jahre kommt ohne «The Wire» aus. Erschaffen hat das Epos über den Drogenkrieg in Baltimore der ehemalige Polizeireporter David Simon, und schon in der ersten Szene hören wir so viele Slangausdrücke und Spitznamen, dass wir erst mal Luft holen müssen. «The Wire» zeigte, dass Fernsehen mit erzählerischem Atem und schier unüberschaubarem Personal in recherchiert realistischem Setting möglich ist.
Praktisch jeder Handlungsstrang wurde über mehrere Episoden weiterentwickelt. Mitgeschrieben haben hervorragende Krimiautoren wie George Pelecanos und Richard Price; die Serie begründete eine neue Komplexität der Erzählung und weitete sich über fünf Staffeln zum Panorama einer zerrütteten amerikanischen Urbanität – mit ihren Kriminellen und ihren Cops, ihren Arbeitern, Schulen, Politikern und Medienleuten.
Auf Sky Show.
The Office (2005–2013)
![Ricky Gervais als Büroleiter in einer Szene aus «The Office» (2001–2003), entspannt an seinem Schreibtisch sitzend.](https://cdn.unitycms.io/images/8apBPXXcKIjAykPg1zI9TN.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=xM-oS-h09Ms)
Es gab eine Zeit vor «The Office». Und es gab die Zeit danach, als alle David Brent kannten (und fürchteten). Der Chef einer Papierhändler-Niederlassung ist derart süchtig nach Bestätigung, dass er keine Peinlichkeit auslässt. Was der englische Komiker Ricky Gervais da erfunden hatte, war die Tragikomödie des mittleren Managements: dieser Büroterror aus unangenehmen Witzchen und liebesbedürftigen Aktionen, mit denen ein Vorgesetzter seine Angestellten belästigt, ohne dass er darüber hinwegtäuschen könnte, dass die Entscheidungen in einer fernen Zentrale gefällt werden.
David Brent war der durchaus verkannte Antiheld der Lohnarbeit. Ein Extremist, der ohne irgendeinen Anschein von Selbstwahrnehmung gegen Sparmassnahmen kämpfte, weil ihm eine Gemeinschaft von Schamlosen immer noch lieber war als gar keine Gemeinschaft.
The Killing (2007–2012)
![Schauspielerin Sofie Grabol in einer Szene der TV-Serie ’Forbrydelsen’, untersucht Wand mit markierten Spuren. Foto von Tine Harden.](https://cdn.unitycms.io/images/0gz6VfywKcz8zyDKiTWlvX.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=j1ZZ6uNcNuE)
Die dänische Serie «The Killing» hatte alles anders gemacht. Zwar beginnt der «Whodunit»-Krimi auch hier mit einer Leiche, doch die Ermittlung wird über eine ganze Staffel hinweg erzählt. Ein Stilmittel, das man damals höchstens aus David Lynchs «Twin Peaks» kannte. Anders als diese Serie bleibt «The Killing» jedoch radikal realistisch und politisch.
Die Ermittlerin Sarah Lund (Sofie Gråbøl) setzte mit ihrer gebrochenen, komplexen Persönlichkeit neue Massstäbe für weibliche Figuren: keine makellose Heldin, sondern eine Einzelgängerin, emotional zerrissen. Ihr Markenzeichen, ein Wollpullover mit Schneeflockenmuster, wurde zum internationalen Modetrend. Und mit «The Killing» begann die Ära des Nordic Noir – ein düsteres, psychologisch tiefer gehendes Krimigenre mit Serien wie «Die Brücke» oder «Borgen».
Breaking Bad (2008–2013)
![Anna Gunn als Skylar White und Bryan Cranston als Walter White in einer Szene aus der US-Serie «Breaking Bad», Episode 1.](https://cdn.unitycms.io/images/BTTA_YS2KPG8oDtDLzAatH.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=pr5zArvt0qE)
Wenn Tony Soprano in eine Welt der Gesetzlosigkeit hineingeboren wurde, war Walter White sein genaues Gegenteil: ein grauer Chemielehrer, der seine Krebsbehandlung nicht bezahlen kann – und deswegen zum Meth-Koch Heisenberg, Profi-Manipulator und Drogenbösewicht wird. Kaum eine Serie hat eine solch begeisterte Fangemeinde hervorgebracht wie «Breaking Bad». Das lag an der atmosphärisch-filmischen Ästhetik, vor allem aber lag es an der so graduellen wie epischen Verwandlung eines Jedermann in einen Superschurken. Die lange Dauer der Serie machte diese Transformation glaubwürdig: Walter White hatte irgendwann keine Freunde mehr. Ausser uns.
Auf Netflix.
Girls (2012–2017)
![Jemima Kirke, Lena Dunham und Zosia Mamet sitzen auf einer Bank in einer Szene aus der Serie «Girls» von 2012, Regie geführt von Lena Dunham.](https://cdn.unitycms.io/images/B_vANZez4k1ActPcO7Y4HW.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=SwEdHGQjTeY)
Vier Freundinnen in New York – «Girls» wurde rasch kategorisiert als das «Sex and the City» für jüngere und leicht weniger privilegierte Kreative. Lena Dunham, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin, hat mit der Serie aber etwas Bleibenderes geschaffen: eine Komödie über Freundschaft und Verrat, Entblössung und Prekarität.
Die Figuren werden heute von der Gen Z weit weniger negativ beurteilt als damals, als manches Verhalten als weinerlich abgetan wurde. Und die Witze sind noch immer köstlich, zum Beispiel dieser Satz in einem Bewerbungsgespräch: «Meinen Sie, dass ich hungrig bin nach dem Job? Oder einfach nur hungrig?»
Auf Sky Show.
House of Cards (2013–2018)
![Kevin Spacey und Robin Wright in einer Szene aus Staffel 5 von «House of Cards», 2017, sitzend auf einem Sofa in einem eleganten Raum.](https://cdn.unitycms.io/images/6UFVLeov4vlBdVw83u4SRh.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=h9X7Tp4pqyU)
Die Politserie ist nach den Anschuldigungen gegen Kevin Spacey schwer unbeliebt, und wer sich noch an alle Intrigen von Frank und Claire Underwood während sechs Staffeln erinnern kann, hat ein Netflix-Gratisabo auf Lebenszeit verdient. Dennoch bleibt «House of Cards» von epochaler Bedeutung. Es war 2013 die erste Serie, die exklusiv von einem Studio für den noch jungen Streamingdienst Netflix produziert wurde – basierend auf Nutzerdaten über die Vorlieben des Publikums.
Der Rest ist bekannt: Netflix stieg auf zum Megastreamer, und auf «House of Cards» folgten unzählige weitere Streaming-Originalserien, die bis heute die Bildschirme verstopfen.
Auf Netflix.
Game of Thrones (2011–2019)
![Emilia Clarke als Daenerys Targaryen vor einem Drachen in einer Szene aus Game of Thrones, 2011. Regie: Daniel Minahan. Copyright HBO.](https://cdn.unitycms.io/images/C_BbYCD6KPiAQLPuJWbxxr.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=PE7ALPHXAPw)
Ist es die berühmteste Serie überhaupt? Zumindest entfachte «Game of Thrones» nach der Vorlage von George R. R. Martin das längst tot geglaubte «mediale Lagerfeuer» neu: Ob in der Mittagspause, in der Freizeit oder auf Hunderten von Blogs – das Fantasy-Epos wurde so heiss diskutiert wie heute die Eskapaden von Donald Trump. Wer den neuesten Twist («Sie haben Jon Snow getötet?!») verpasst hatte, war sozial abgemeldet.
Anfangs als Fantasy-Kitsch belächelt, entpuppte sich «GoT» als meisterhaft konstruierte Mythologie, die universelle Themen mitreissend spiegelt: die Tragödie des Krieges, die Korruption der Macht, das Erbe der Gewalt. Liebe, Tod, Gier, Grosszügigkeit, Vertrauen, Verrat, Loyalität, Leidenschaft, Mitgefühl, Sadismus. «Game of Thrones» ist Shakespeare fürs neue Jahrhundert. Nur eben mit Drachen.
Auf Sky Show.
Bridgerton (seit 2020)
![Queen Charlotte, gespielt von Golda Rosheuvel, in einem aufwendigen Kostüm, begleitet von Brimsley, gespielt von Hugh Sachs, in einer Szene aus Bridgerton Folge 307.](https://cdn.unitycms.io/images/7WxateI9qUq8e13YXr4cmH.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=5DzFIW2axMY)
Wie wird die Geschichte über «Bridgerton» urteilen? Wird man die Liebeskomödie als Diversity-Gimmick ihrer Zeit wahrnehmen – oder als freche Rebellion gegen die gängigen Vorstellungen? Tatsächlich hat «Bridgerton» den Kostümfilm fürs grosse Netflix-Publikum modernisiert – und ihn insbesondere für nicht weisse Darstellerinnen und Darsteller zugänglich gemacht: Bislang waren sie in diesem historischen Genre auf die Rollen von Sklaven oder Bediensteten abonniert. Produzentin Shonda Rhimes soll die Besetzung ihrer Netflix-Serien generell farbenblinder machen, aus ihrer Sicht soll sich niemand die ganze Zeit über die Hautfarbe definieren müssen. Auch die Queen nicht.
Auf Netflix.
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