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Memoiren von Boris Johnson
BoJo erwog Invasion der Niederlande

epa11453900 Former British Prime Minister Boris Johnson campaigns at a Conservative Party election campaign event in London, Britain, 02 July 2024. The UK is set to hold a general election 04 July.  EPA/ANDY RAIN
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In Kürze:
  • Boris Johnson veröffentlicht demnächst einen Memoirenband.
  • Der britische Ex-Premier schildert kuriose Episoden aus seiner Regierungszeit.
  • In der Corona-Krise wollte er den Impfstoff AstraZeneca aus einem Warenlager in Holland holen lassen.
  • Die EU hatte die Auslieferung von AstraZeneca über den Kanal nicht erlaubt.
  • Johnsons Regierung betrachtete diesen Impfstoff als britisches Produkt.

Der frühere britische Premierminister Boris Johnson, der vor zwei Jahren wegen allzu vieler Skandale abtreten musste, weiss sich doch immer neu in Erinnerung zu bringen. In seinen in Kürze erscheinenden Memoiren operiert er erneut mit Knalleffekten unwiderstehlicher Art.

Gemäss Vorabauszügen seines Buches, die die Londoner «Daily Mail» am Wochenende publizierte, will Johnson als Premier eine britische Invasion der Niederlande erwogen haben. Ziel der Aktion wäre ein Warenlager in der Stadt Leiden gewesen, in dem 2021 AstraZeneca-Impfstoff gegen Covid gehortet wurde. Um diese Bestände gab es damals heftigen Streit.

Johnsons Regierung nämlich betrachtete den Impfstoff als britisch. Aber die EU verweigerte die Auslieferung über den Kanal. «Die wollten uns daran hindern, an die fünf Millionen Dosen zu kommen, während sie in keiner Weise zu erkennen gaben, dass sie diese AstraZeneca-Dosen selbst nutzen wollten», schreibt Johnson in seinem Memoirenband «Unleashed» («Ungehemmt»).

Impfstoff-Mission wäre nicht unentdeckt geblieben

Derart «boshaft und gehässig» von der EU behandelt, habe er die britische Militärführung damit beauftragt, herauszufinden, «ob es technisch möglich war, einen Überfall auf dem Seeweg auf ein Warenlager in Leiden in den Niederlanden durchzuführen und sich zu holen, was rechtlich gesehen uns gehörte und was das Vereinigte Königreich damals verzweifelt benötigte».

Der Vizechef des Verteidigungsstabs, Generalleutnant Doug Chalmers, habe ihm daraufhin bestätigt, dass eine solche Operation «durchaus möglich» sei, wenn man mit Schlauchbooten in die holländischen Kanäle vorstosse, berichtete Johnson weiter. Man würde sich «am Zielort sammeln, ins Lager vordringen, die als Geiseln gehaltenen Güter herausholen, sie in einem geeigneten Lastwagen abtransportieren und sich auf den Weg zu den Kanalhäfen machen», beschrieb der Ex-Premier den Plan seiner Militärs.

Freilich sei er, räumte Johnson ein, von Generalleutnant Chalmers gewarnt worden, dass es «schwierig» werden könnte, die Mission unentdeckt auszuführen – und dass London dann wohl erklären müsse, warum es einen langjährigen Nato-Verbündeten überfallen habe. Da wusste Johnson «natürlich, dass er recht hatte». Im Stillen habe er übereingestimmt mit seinen Beratern: «Ich wollte es nur nicht laut sagen – dass das Ganze völlig verrückt war.»

Johnson berichtet über schwere Covid-Erkrankung

«Ganz und gar hoffnungslos» war nach Ansicht Johnsons auch sein Versuch Anfang 2020, Prinz Harry und dessen Frau Meghan vom Umzug in die USA abzuhalten. Harry und Meghan hatten zu jener Zeit ja beschlossen, aus dem inneren Kreis der Royals auszuscheiden und Grossbritannien zu verlassen.

Die königliche Familie habe ihn damals gebeten, «mit ein paar aufmunternden Worten von Mann zu Mann» mit Harry zu reden. Versucht habe er das auch, 20 Minuten lang, «aber die Sache war lächerlich». Harry mochte nicht auf ihn hören. Inzwischen hat der Buckingham-Palast nachdrücklich dementiert, dass man bei Hofe je etwas Entsprechendes erbeten hätte von Downing Street.

Auch andere Rosinchen aus «Unleashed» sind bereits serviert worden, um die Nation auf den Geschmack für den Kauf der Memoiren zu bringen, die am 10. Oktober herauskommen sollen. So beschreibt Johnson, dass er, schwer an Covid erkrankt, wohl «abgekratzt» wäre, wenn sich nicht zwei für ihn abgestellte Krankenpfleger rührend um ihn gekümmert hätten.

Covid selbst, glaubt er wissenschaftlichen Untersuchungen zum Trotz inzwischen, sei nicht von Tieren verursacht worden, sondern durch fehlgelaufene Laborexperimente in China. Erinnert fühlt er sich dabei an «die drei Hexen in ‹Macbeth›», die seinerzeit ihr Teufelsgemisch brauten.

Hoffnung auf ein politisches Comeback

Im Übrigen ist er sich keineswegs mehr sicher, ob es richtig war, der Pandemie mit derart mittelalterlichen Methoden wie den rabiaten Lockdowns zu Leibe zu rücken. Und an seiner Vorgängerin Theresa May faszinierten ihn all die Jahre vor allem deren «lange und spitze schwarze Nasenlöcher». Der heutige Labour-Premier Keir Starmer, damals noch Oppositionsführer, kam ihm bei Unterhaus-Debatten vor «wie ein Stier, dem unerwartet ein Thermometer in den Hintern geschoben worden ist».

Aufgekratzter denn je, hat der Ex-Premier offenbar die Hoffnung auf eine Neubelebung seiner Karriere in ein paar Jahren keineswegs aufgegeben. Immerhin hat er in seiner alten Partei, bei den Tories, noch immer viele Fans. Und bekannter ist er allemal als die vier Kandidaten, die jetzt um die Nachfolge Rishi Sunaks rangeln beim Tory-Parteitag, der an diesem Sonntag begonnen hat.