Gerichtsentscheid beflügelt KursDas sind die Gründe für den starken Bitcoin-Anstieg
Die Aussicht auf einen leichteren Zugang zu Kryptowährungen sorgt für einen Kursschub. Anfang Jahr könnte es aber wieder zu einem vorübergehenden Einbruch kommen.
Den Rekord von über 60’000 Dollar vom Herbst 2022 hat der Bitcoin noch nicht erreicht. Wenn der Kurs aber so weiter steigt wie in den vergangenen Wochen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die führende Kryptowährung einen neuen Höchstwert erzielt.
Der Hauptgrund für diese Rally ist der Entscheid des Berufungsgerichts für den District of Columbia in Washington vom vergangenen August. Die Richter gaben damals grünes Licht für einen Bitcoin-ETF der digitalen Vermögensverwalterin Grayscale Investments.
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein an der Börse gehandelter Investmentfonds. Er ist üblicherweise zu günstigen Konditionen leicht und transparent zugänglich. Anlegerinnen und Anleger müssen sich nicht mehr mit technischen Fragen zu Kryptowährungen wie Wallets und speziellen Handelsplattformen beschäftigen, wenn sie den Bitcoin auf diese Weise kaufen können.
Grayscale möchte einen ausserbörslich gehandelten Bitcoin-Trust in einen ETF umwandeln. Es wird erwartet, dass der Gerichtsentscheid eine Art Kettenreaktion auslöst. Denn neben Grayscale planen mehrere grosse Vermögensverwalter die Ausgabe von Bitcoin-ETF – darunter etwa Blackrock oder Fidelity.
Mehrere Bewilligungen erwartet
Entsprechende Anträge befinden sich in der Warteschlaufe der amerikanischen Finanzmarktaufsicht (SEC), wo sie verschiedene Prüfphasen durchlaufen müssen. Nun dürfte die SEC bald Bewilligungen erteilen. «Es ist nicht mehr die Frage, ob das kommt, sondern nur noch zu welchem Zeitpunkt», sagt Patrick Heusser, Experte für den Handel mit Kryptowährungen bei der G-20 Group, die Kryptobörsen mit Liquidität versorgt.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die SEC in der Woche ab dem 8. Januar 2024 bekannt gibt, welche Anbieter die Bitcoin-ETF auf den Markt bringen dürfen. Um eine Benachteiligung einzelner Marktteilnehmer zu verhindern, dürften innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Bewilligungen erteilt werden.
Die darauffolgende Rechnung ist einfach: Wenn die grossen Vermögensverwalter leicht zugängliche Bitcoin-Produkte auf den Markt bringen, ist von hohen Kaufvolumen auszugehen. Aufgrund der limitierten Menge an Bitcoin dürfte das den Kurs nach oben treiben. Diese Entwicklung nimmt der Markt jetzt vorweg, was den Kursanstieg erklärt.
Vorübergehender Kurseinbruch?
Doch Heusser warnt davor, auch bis kurz vor dem erwarteten SEC-Entscheid allzu euphorisch in Bitcoin zu investieren: «Zu einem bestimmten Zeitpunkt werden spekulative Investoren wie etwa Hedgefonds ihre Gewinne realisieren und aussteigen, was zu einem vorübergehenden Kurseinbruch führen könnte.» Wann dieser Punkt erreicht ist, weiss niemand.
Prognosen sind stets mit Unsicherheiten behaftet. Dies gilt insbesondere für Kryptowährungen, wo einzelne Ereignisse wie etwa die Pleite der Handelsplattform FTX des Amerikaners Sam Bankman Fried kurzfristig schwere Marktverwerfungen nach sich ziehen. Optimisten gehen aber davon aus, dass ETFs in weiteren Kryptowährungen wie Ether und anderen mehr folgen und dass Anlagen in Digitalwährungen längerfristig zu neuen Höhenflügen ansetzen.
Laut Heusser trägt neben dem erwähnten Gerichtsentscheid auch das aktuelle Marktumfeld zu den Kurssteigerungen bei, die derzeit bei vielen Kryptowährungen beobachtet werden können. Darunter die Aussicht auf sinkende Zinsen und die positive Entwicklung verschiedener Aktien.
Welche Folgen hat das Halving 2024?
Schliesslich könnte auch ein Halving den Bitcoin-Kurs weiter stärken. Zu einer solchen «Halbierung» kommt es beim Bitcoin ungefähr alle vier Jahre nach einer vorprogrammierten Zahl an Berechnungen. Bei einem Halving wird die Belohnung halbiert, welche die Leute erhalten, die ihre Rechenleistung zur Verfügung stellen. Danach werden weniger Bitcoin hergestellt oder geschürft. In der Vergangenheit führte die damit verbundene Verknappung jeweils zu einem Preisanstieg.
Heusser gibt jedoch zu bedenken, dass das in Zukunft vielleicht nicht mehr der Fall sei. Denn bei einer tieferen Belohnung und damit auch geringerer Rendite werden weniger Leute Rechenleistung zur Verfügung stellen. Mit weniger Rechenleistung sinkt zwar der Stromverbrauch, aber gleichzeitig auch die Sicherheit. Das könnte sich negativ auf den Kursverlauf auswirken.
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