Kryptowährung steigt und steigtBitcoin-Kurs eilt über 50’000 Dollar – die Gründe
Die Kryptowährung schlägt sogar Gold. Was steckt hinter dem neuen Kursfeuerwerk?
Letzte Woche schoss der Bitcoin-Kurs über 50’000 Dollar. So teuer war er zuletzt im November 2021.
Die Stimmung am Kryptomarkt wechselt seither ständig zwischen «Gier» und «extremer Gier», wie am «Krypto-Angst- und Gier-Index» abzulesen ist, der aufgrund von Google Trends, Umfragen, Marktvolatilität und weiteren Indikatoren berechnet wird.
Am 10. Januar hat die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) die ersten Bitcoin-ETF zum Handel zugelassen. Kurzzeitig nach dem Start sank der Bitcoin-Kurs, aber danach setzte er zum Höhenflug an. In den ersten sechs Wochen flossen mehr als 11 Milliarden Dollar in die neuen Anlagevehikel.
Exchange Traded Funds (ETF) sind Wertschriften, die wie Aktien an einer Börse gehandelt werden. Mit Bitcoin-ETF von Anbietern wie Blackrock oder Fidelity können Anleger einfach in die Kryptowährung investieren.
Mit der Zulassung in den USA hat der Bitcoin eine weitere Hürde auf dem Weg zu breiterer Akzeptanz genommen. Das ist nicht der einzige Grund für den Kursanstieg. Gemäss Markterwartungen wird die US-Zentralbank Fed im Laufe des Jahres damit beginnen, die Leitzinsen zu senken. Renditelose Anlagen wie Bitcoin oder Gold profitieren in der Regel von sinkenden Zinsen. Wachsende Befürchtungen, dass die sehr hohen US-Budgetdefizite den Dollar abwerten werden, tragen ebenfalls zur Attraktivität von Bitcoin bei.
Dazu kommen Spekulationen um die Auswirkungen der nächsten sogenannten Bitcoin-Halbierung, die für April erwartet wird. Dabei wird die Entschädigung für das Prüfen und Hinzufügen eines Blocks in der Blockchain halbiert. Es kommen also weniger neue Bitcoins auf den Markt, was kurstreibend wirken könnte.
Zuflüsse in die neuen Anlagevehikel
Die neuen US-ETF haben beträchtliche Anlagevolumen angezogen. Aber das Geld kam nicht nur von Anlegerinnen und Anlegern, die neu in Bitcoins investierten. Zu einem beträchtlichen Teil handelte es sich um Umschichtungen aus teureren oder weniger bequemen Bitcoin-Haltemöglichkeiten.
Der grösste der neuen ETF, GBTC, hat seit dem Start Nettoabflüsse von rund 6,8 Milliarden Dollar verzeichnet. Der Vermögensverwalter Grayscale hatte die Bitcoins seiner Kunden zuvor in einem Trust gehalten, die Gebühren waren hoch, die Anteile konnten nicht einfach verkauft werden. Nun haben viele Kunden offenbar verkauft oder zu günstigeren Anbietern gewechselt.
Klammert man den Sonderfall Grayscale aus, gingen die täglichen Nettozuflüsse zuerst Woche für Woche zurück. In der zweiten Woche nach der Zulassung flossen ihnen durchschnittlich 527 Millionen Dollar pro Tag zu, in der Woche bis zum 9. Februar nur noch 248 Millionen. Mit steigendem Bitcoinkurs nahmen die Zuflüsse in der letzten Woche dann wieder stark zu.
Der Wettbewerb unter den Anbietern spielt. Ihre Gebühren bewegen sich in den USA mit Ausnahme von Grayscale zwischen 0,19 und 0,4 Prozent, mehrere locken mit Rabatten oder Null-Gebühren für die ersten Monate. Das bringt auch Anbieter in anderen Ländern unter Zugzwang. Vor kurzem hat Fidelity International die Gebühren für ihr Bitcoin-Produkt, das an der Schweizer Börse gehandelt wird, von 0,75 auf 0,35 Prozent gesenkt.
Absicherung gegen Börsentaucher und Entwertung von Papierwährungen
Bitcoin wird von vielen Anhängern als digitales Gold bezeichnet. Ähnlich wie bei Gold ist das Angebot begrenzt. Manche sehen darin eine Versicherung gegen den Zusammenbruch oder die Entwertung von Papierwährungen.
Gold hat diese Funktion über sehr lange Zeit erfüllt. Bitcoin ist dazu noch zu jung, dafür ist die Kryptowährung leichter teilbar, schneller übertragbar und wesentlich attraktiver für jüngere Generationen.
Gold und Bitcoin werden oft als Beimischung zu einem Anlageportfolio empfohlen, in der Hoffnung auf steigende Preise, wenn die Aktienkurse fallen. Funktioniert hat die Absicherung, als im März letzten Jahres zuerst drei Regionalbanken in den USA und dann die Credit Suisse untergingen.
Aber 2022 boten weder Gold noch Bitcoin eine Absicherung gegen den Börseneinbruch. Und für Schweizer Anleger besteht ein beträchtliches Währungsrisiko.
Bitcoin schlägt Gold
Gold und Bitcoin zahlen keine Zinsen oder Dividenden. Ein wichtiger Einfluss sind deshalb die Realzinsen, also die Opportunitätskosten für das Halten einer Anlage, die keine Rendite generiert. Gold und Bitcoin bewegten sich seit den Zinserhöhungen der Zentralbanken deshalb in die gleiche Richtung, nach oben. Aber Bitcoin sehr viel schneller. Vor einem Jahr benötigte man 10 Unzen Gold, um einen Bitcoin zu kaufen, heute schon 25.
Immer wenn der Bitcoin-Kurs steil ansteigt, werden bisherige Halter in ihrer Überzeugung bestätigt und neue Anleger angelockt. Bitcoin bleibt jedoch eine hochspekulative Anlage und gleicht darin eher dem Glücksspiel als Gold. «Es ist an der Zeit zu erkennen, dass Krypto eher ein Lotterielos als eine Blase oder ein Betrug ist, und es ist ein Lotterielos mit einer guten Chance, sich auszuzahlen», urteilt der US-Ökonom Tyler Cowen.
Auch die neuen ETF beseitigen die Risiken der Kryptowährungen nicht. Der Kryptomarkt, insbesondere die Schnittstellen beim Tausch in andere Währungen, ist intransparent und leicht zu manipulieren. Gemäss «Financial Times» halten die ETF-Anbieter wie Blackrock oder Grayscale die Bitcoins in einem Treuhandfonds, wobei acht von elf Anbietern die Kryptobörse Coinbase als Treuhänder eingesetzt haben.
Nicht nur wurde Coinbase von der US-Börsenaufsicht SEC eingeklagt. Es irritiert auch, dass sich so viel auf eine einzige Börse konzentriert, wo doch Dezentralisierung das wichtigste Verkaufsargument für Bitcoin war. In den letzten Jahren waren mehrere Kryptobörsen nach Betrügereien und Hackerangriffen zusammengekracht, mit hohen Verlusten für die Anleger.
Aktualisierung vom 20.2.2024 um 16.30 Uhr: Der Artikel wurde mit der Entwicklung der letzten Woche aktualisiert und überarbeitet.
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