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Pleite von René Benko
Mitbesitzerin der Globus-Immobilien meldet Insolvenz an

MUNICH, GERMANY - MAY 11: Rene Benko during the Grand Opening at Oberpollinger on May 11, 2022 in Munich, Germany. (Photo by Franziska Krug/Getty Images for Oberpollinger/ The KaDeWe Group)
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Einen Monat ist es her, dass die Signa Holding von René Benko Insolvenz angemeldet hat. Nun ist ihr eine weitere wichtige Gesellschaft aus dem weitverzweigten Immobilien- und Warenhausimperium des Österreichers gefolgt. Die Signa Prime Selection hat am Donnerstag beim Handelsgericht in Wien nach eigenen Angaben den Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingereicht.

Die Insolvenz der Gesellschaft war erwartet worden, trotz Versuchen, diverse Vermögenswerte so rasch wie möglich zu veräussern, um wieder für Liquidität zu sorgen. Bei der Signa Prime Selection handelt es sich um die wichtigste Immobiliengesellschaft der Signa. Hier hatte Benko seine Luxusimmobilien gebündelt, unter anderem den Elbtower in Hamburg, wo derzeit bereits ein Baustopp herrscht, das Kaufhaus KaDeWe in Berlin, das Goldene Quartier in Wien sowie die britische Kaufhauskette Selfridges.

Vermögenswerte der Signa sollen erhalten werden

Die Signa Prime Selection ist schon länger in Schieflage geraten. Das Betriebsergebnis war 2022 negativ, wie aus dem Jahresabschluss hervorgeht. Dazu kamen hohe Verbindlichkeiten von 1,4 Milliarden Euro, mit einer Fälligkeit von einem Jahr. Kurzfristig benötigt die Signa Prime Selection laut eigenen Angaben eine Überbrückungsfinanzierung zwischen 300 und 350 Millionen Euro.

Auch die Immobiliengesellschaft Signa Development Selection soll am Freitag einen Insolvenzantrag einreichen. In dieser Gesellschaft sind Immobilienprojekte gebündelt. Wie die Nachrichtenagentur APA berichtete, strebt Signa Development wie auch die Prime und die übergeordnete Signa Holding, die Ende November Insolvenz anmeldete, ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung an.

Mit der Insolvenz der beiden zentralen Gesellschaften soll versucht werden, die wichtigsten Vermögenswerte der Signa zu erhalten. Ziel des Insolvenzantrags seien «die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens», teilte Signa in Wien mit.

Baustelle vom Warenhaus Globus geht vorwärts trotz der Pleite von Mitbesitzer Benko am Samstag, 23. Dezember 2023 in Basel. © Photo Dominik Plüss

Zur Signa Prime Selection gehören ebenfalls Immobilien, welche an Globus vermietet sind, beispielsweise in Zürich an der Bahnhofstrasse, die Filialen in Bern und Basel – inklusive der Grossbaustelle am Marktplatz. Das operative Geschäft von Globus ist von der Insolvenz der Immobiliengesellschaft der Signa nicht betroffen, wie Insider beteuern. Globus zahle Miete auf die betreffenden Liegenschaften.

Das gilt auch für die Baustelle in Basel, auf der die Arbeiten nach wie vor weiter laufen. Der Bau sei ausfinanziert, heisst es von den Verantwortlichen. Für die Immobilie gibt es einen Kredit von 172 Millionen Franken, rund 70 Millionen sind noch vorhanden.

Die Besitzstruktur von Globus ist kompliziert: Nach der Übernahme des Warenhauses durch Benko und die Central Group aus Thailand 2020 wurde das Geschäft in eine operative Gesellschaft und in eine Immobiliengesellschaft aufgetrennt. Über Tochtergesellschaften hält die Signa Prime Selection 50 Prozent an den Liegenschaften, die andere Hälfte gehört der Central Group. Die Immobilien liegen verschachtelt in diversen Tochtergesellschaften in Luxemburg in der Matterhorn Holding.

Das operative Geschäft von Globus ist dagegen Teil der Signa European Invest Holding. Diese hat vor zwei Wochen eine provisorische Nachlassstundung beantragt. Damit wollen die Verantwortlichen verhindern, dass die Firmen in das Insolvenzverfahren der Signa Holding in Wien hineingezogen werden. Denn die Gefahr sei gross, dass Gläubiger anderer Tochterfirmen ihre Gelder nun zurückfordern. Das könnte diese Firmen wiederum in einen ungeordneten Konkurs treiben. Für die Warenhäuser und das operative Geschäft wird nun nach neuen Investoren gesucht. Als aussichtsreichste Kandidatin gilt die Central Group, sie hat etwa ihren Anteil an Selfridges bereits aufgestockt. Doch bis zur Übernahme könnte es noch dauern.

Benkos Firmengeflecht

Denn vorerst muss erst das Firmengeflecht von René Benko entflochten werden. Das ist eine Herkulesaufgabe, die Verbindlichkeiten der Firmen untereinander sind nur schwer durchschaubar. So besteht die Dachgesellschaft, die Signa Holding, aus rund 1000 verschiedenen Gesellschaften. Sie ist an der Signa Retail Selection über diverse Beteiligungsvehikel zu rund 58 Prozent beteiligt. Ein Grossteil dieser Anteile sei allerdings zugunsten von kreditgebenden Gläubigern verpfändet worden, schreibt der Sanierungsverwalter der insolventen Dachgesellschaft in einem Bericht.

Die Signa Retail Selection wiederum ist an insgesamt 369 Gesellschaften unmittelbar und mittelbar beteiligt, so der österreichische Gläubigerschutzverband KSV 1870. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 4,3 Milliarden Euro, davon entfallen rund 2,3 Milliarden Euro auf Schulden gegenüber anderen Gesellschaften des Konzerns. Der nächste wichtige Schritt erfolgt im Februar. Dann müssen die Gläubiger dem Sanierungsplan der Signa Holding zustimmen.