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Nach René Benkos Pleite
Kollektive Verant­wortungs­losig­keit bei Julius Bär

Blick auf die Bank Julius Baer am Freitag, 18. Oktober 2013, in Genf. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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Seit einem Monat ist bekannt, dass die Bank Julius Bär mit einem Kredit von 606 Millionen Franken in die Signa-Pleite verstrickt ist. Nun wird klar, warum: René Benko hat Dieter Enkelmann, dem ehemaligen Finanzchef der Bank versprochen, einen substanziellen Teil seines 5-Milliarden-Privatvermögens zur Bank Bär zu bringen. Was er auch tat – man spricht von einem Milliardenbetrag.

Zum Dank betätigte sich Bär bei der Übernahme von Globus im Jahr 2020 und 2021 beim englischen Warenhaus Selfridges als Investmentbank und finanzierte die Deals. Danach gab Bär weiter Kredit und erhielt als Sicherheit nicht etwa Benkos Privatvermögen, sondern Signa-Aktien oder zukünftige Cashflows, wie die SonntagsZeitung berichtete.

Promotor des Kredits war Enkelmann, strukturiert hat ihn ein untergebener Enkelmanns, Gilles Stuck, ein früherer CS-Mann und Schweiz-Chef bei Bär, wie die «Bilanz» schreibt. Kontrolliert wurden Stucks Kredite durch Enkelmann, ein klarer Verstoss gegen die Richtlinien der Finanzmarktaufsicht (Finma), denn normalerweise sollte die Kontrolle vom Chief Risk Officer ausgeübt werden.

Die Kredite gingen trotzdem durch alle übergeordneten Gremien: die Geschäftsleitung und das Risk Committee des Verwaltungsrats (VR), in dem auch der VR-Präsident sitzt. Die Finma war überdies informiert, dass Bär mit Benko ein Klumpenrisiko einging.

Die Verantwortlichen haben Namen: Der VR-Präsident heisst Romeo Lacher, er war früher wie Stuck bei der Credit Suisse. Der CEO heisst seit dem 1. September 2019 Philipp Rickenbacher, Finanzchefin ist seit dem 1. Juli 2022 Evangelia (Evie) Kostakis, und der Chief Risk Officer heisst Oliver Bartholet. Keiner von ihnen musste bisher gehen, obwohl mit einem Kredit an einen einzigen Kunden die Hälfte des Rekordgewinns von 2021 riskiert wird.

Wusste von dem Kredit an René Benko: Romeo Lacher, VR-Präsident der Bank Julius Bär.

Auch der frühere Finanzchef Enkelmann ist verantwortlich. Er verliess die Bank 2022 regulär mit einem Portfolio, das mit 141’986 Aktien grösser war als das des CEO und einen Wert von 8,5 Millionen Franken hatte.

Finma untersucht

Kollektive Verantwortlichkeit bedeutet offenbar einmal mehr Verantwortungslosigkeit, verbunden mit einer Untersuchung der Finma. Aber auch diese reagierte erst, als nach den Sommerferien Presseberichte auftauchten, die von Bärs Rolle im Signa-Debakel berichteten.

Wie weit Bär in den Skandal involviert ist, wird sich zeigen. Interessant ist, dass die Bank in den letzten Jahren immer mehr ins Immobiliengeschäft drängte. So hat sie den Immobiliendienstleister Kuoni Mueller & Partner (KM&P) erworben und wirbt mit Immobilienbewertungen: «Unsere zertifizierten Gutachter … bewerten Ihre Immobilie realistisch, um Ihnen zu nachhaltiger Rentabilität zu verhelfen», heisst es da auf der Website.

Wenn man weiss, dass Benko seine Immobilien immer wieder aufwerten liess, um sein Kartenhaus zu stützen, wird es interessant sein, zu erfahren, welche Rolle dabei KM&P spielte.