Kommentar zum drohenden Streit auf dem BauBaumeister haben aus ihren Fehlern nichts gelernt
Der Branchenverband liebäugelt damit, den Gesamtarbeitsvertrag nicht zu verlängern. Damit gefährdet er den sozialen Frieden.
Die Scharfmacher haben wieder einmal die Oberhand im Baugewerbe. Die Spitze des Schweizerischen Baumeisterverbandes schlägt am Mittwoch den Delegierten als Option vor, den Ende 2022 auslaufenden Gesamtarbeitsvertrag nicht zu verlängern.
Präsident Gian-Luca Lardi, der im Tessin als FDP-Lokalpolitiker wirkt, stützt sich dabei auf ein bestelltes Gutachten. Dieses ist zum Schluss gekommen, dass ein vertragsloser Zustand Umsätze, Margen und Lohnniveau kaum beeinträchtigen würde. Kurzum: Gesamtarbeitsverträge seien gar nicht so wichtig, wie es oft heisse.
Die Spitze des Baumeisterverbandes müsste nur in die jüngere Geschichte schauen, um zu merken, wie kurzsichtig sie gerade handelt.
Dumm nur, dass der Baumeisterverband den grössten Nutzen, den ein Gesamtarbeitsvertrag bringt, unterschlägt: den sozialen Frieden. Denn ab dem ersten Tag eines vertragslosen Zustands haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Recht, in den Streik zu treten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass dies der Fall wäre, ist hoch: Das Baugewerbe ist eine Branche mit einem hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad. Und die Gewerkschaften sind bereit, den Kampf aufzunehmen.
Die Verbandsspitze müsste nur in die jüngere Geschichte schauen, um zu merken, wie kurzsichtig sie gerade handelt: 2007 erfasste eine Welle von Streiks die Branche, nachdem die Baumeister den Gesamtarbeitsvertrag gekündigt hatten. Unter dem Druck von Gewerkschaften und Bundesrat knickten sie ein. 2011, 2015 und 2018 genügten Protestaktionen und die Androhung landesweiter Streiks, um sie zum Einlenken zu bewegen.
Das Spiel könnte sich wiederholen. Gewinner wird es dabei nicht geben, nur Verlierer.
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