Kommentar zur Preiserhöhung im ÖVBahnfahren wird im dümmsten Moment teurer – nur nicht so sehr für Reiche
Die erste Tariferhöhung seit sieben Jahren fällt in ein schwieriges Umfeld. Dass die Preise für die erste Klasse kaum steigen, macht die Sache nicht besser.
Sieben Jahre war Ruhe, so lange wie noch nie. Nun dreht die Preisspirale im ÖV wieder. Zuletzt sind die ÖV-Preise im Jahr 2016 gestiegen – um 3 Prozent. Diesmal soll es noch ein bisschen mehr sein: Um durchschnittlich 4,3 Prozent will die ÖV-Branche die Preise für Billette und Abos anheben. Das klingt moderat und entspricht mehr oder weniger der Teuerungsentwicklung. Gleichzeitig hat die Branche ihr Angebot ausgebaut – in Kilometern gerechnet um rund ein Zehntel – und den Fahrzeugpark teils erneuert.
Selbstverständlich muss das honoriert werden, bloss: Der Zeitpunkt für den Preishammer ist denkbar schlecht gewählt. Der Bund muss sparen und will deshalb seine Beiträge an den Regionalverkehr kürzen. Nicht nur die ÖV-Betriebe spüren die Teuerung, sondern auch ihre Benützerinnen und Benützer. Die Hürde fürs Umsteigen auf die Bahn wird damit für viele zusätzlich erhöht – zu einem Zeitpunkt notabene, in dem ein Nachbarland ums andere günstige Klimatickets einführt und sie mit Steuergeldern finanziert.
Die Wohlsituierten kommen fast ungeschoren davon, der ÖV macht dank mehr Fahrgästen in der ersten Klasse mehr Kasse.
Eine besondere Ohrfeige aber ist der Klassenunterschied. Die Preise in der ersten Klasse steigen nur um 1,9 Prozent, diejenigen in der zweiten Klasse aber um 4,8 Prozent. Wenn die erste Klasse erschwinglicher werde, entlaste das die zweite, argumentiert die Branche. Man könnte auch sagen: Die Wohlsituierten kommen fast ungeschoren davon, der ÖV macht dank mehr Fahrgästen in der ersten Klasse mehr Kasse. Jene aber, die wegen der Teuerung eh schon jeden Franken dreimal umdrehen müssen, haben das Nachsehen.
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