Wahlkampf in DeutschlandBaerbock verzichtet auf erneute Kanzlerkandidatur
In einem CNN-Interview erklärt die deutsche Aussenministerin, sich voll und ganz auf ihre aktuelle Rolle konzentrieren zu wollen. Damit ist der Weg frei für Robert Habeck.
Annalena Baerbock wird die Grünen in Deutschland nicht in den kommenden Bundestagswahlkampf führen. Das gab die Aussenministerin am Mittwochabend in einem Interview mit CNN-Journalistin Christiane Amanpour bekannt. Angesichts der aktuellen Weltlage mit einem russischen Angriffskrieg und der Situation im Nahen Osten «braucht es mehr, nicht weniger Diplomatie», so Baerbock. Sonst füllten andere die Lücke.
Die Welt sei eine gänzlich andere als noch bei der letzten Bundestagswahl. Für sie als Aussenministerin gehe das mit einer besonderen Verantwortung einher. «In Krisenzeiten bedeutet politische Verantwortung, dass eine Aussenministerin nicht in einer Kanzlerkandidatur gebunden ist», sagte Baerbock weiter. Stattdessen wolle sie ihre Kraft in den kommenden Monaten voll und ganz ihrer Aufgabe widmen, Vertrauen, Kooperation und verlässliche Strukturen aufzubauen – für all die Partnern weltweit und in Europa, die genau darauf bauten.
In der Partei glaubten viele an einen Zweikampf
Natürlich werde sie im Wahlkampf aber alles tun, um ihre Partei zu unterstützen, «wie ich es das letzte Mal auch getan habe», so Baerbock. Bei diesem «letzten Mal», also 2021, führte Baerbock selbst die Grünen in den Bundestagswahlkampf. Die Kandidatur hatten Vizekanzler Robert Habeck und sie damals unter sich ausgemacht. Doch für Baerbock lief es nicht gut, der Wahlkampf war überschattet von kleineren und mittelgrossen Pannen, am Ende holten die Grünen 14,8 Prozent. Kein schlechtes Ergebnis, aber weit unter den Erwartungen der Vormonate.
In der Partei hatten sich nun viele auf einen harten Zweikampf zwischen Baerbock und Habeck eingestellt. Dass Letzterer die Rolle des Kanzerkandidaten 2025 gern ausfüllen würde, gilt seit Langem als ausgemacht. Doch Baerbock hatte es bislang vermieden, das Feld zu räumen. In einem Interview mit dieser Zeitung antwortete sie noch Mitte Juni auf die Frage, ob eine Kanzlerkandidatin Baerbock möglich sei: «Als Aussenministerin habe ich gelernt, dass alles möglich ist.» Eine klare Absage hätte anders geklungen.
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